Feinstaub-Alarm in Wienerwald-Orten
Trotz "Grüner Lunge" zählen Neulengbach und Kirchstetten zu den 107 besonders belasteten Gemeinden in Niederösterreich.
NEULENGBACH / KIRCHSTETTEN (mh). So groß die Freude bei Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) über die Reduzierung von 252 auf 107 besonders mit Feinstaub belastete Gemeinden ist, in Neulengbach und Kirchstetten hält sich die Begeisterung in Grenzen. Mit Beginn des Feinstaubprogramms im Jahr 2006 waren die beiden Kommunen nämlich noch "sauber", nun tauchten sie vergangene Woche auf einer schwarzen Liste auf, die sie zum "Feinstaub-Sanierungsgebiet" erklärt. Die beiden Bürgermeister Paul Horsak (VP) und Franz Wohlmuth (VP) führen den angeprangerten "Beitrag zur Grenzwertüberschreitung" nicht zuletzt auf die geografische Lage in bevorzugter Windrichtung westlich der Landeshauptstadt zurück. Neulengbachs Umweltgemeinderat Alfred Hackl (SP) sieht keinen Grund zur Panik: "Weder in Neulengbach noch in Kirchstetten wurden tatsächlich Überschreitungen gemessen. Es gibt hier ja gar keine Messstationen." Er habe bei der Landesregierung in Erfahrung gebracht, dass mit Daten aus dem Jahr 2009 mögliche Emissionen aus Häuseranzahl, Verkehrsaufkommen und anderen Angaben hochgerechnet wurden. Auf diese Weise sei laut Hackl diese Liste der Sanierungsgemeinden zustande gekommen. Maßnahmen, zu denen die 107 "Feinstaubsünder" nun vom Land verdonnert werden, betreffen beispielsweise die Streumittel des Winterdienstes und Informations- und Beratungsangebote für „Richtiges Heizen“.
KOMMENTAR von Michael Holzmann
Wissenslücken über Feinstaub
Wie eine spontane Straßenbefragung der Bezirksblätter in einigen Wienerwald-Gemeinden zeigt, ist der Wissensstand zum Thema "Feinstaub" mehr als mangelhaft. Viele verwechseln die winzigen Partikel mit dem Staub, den wir alle aus den Bücherregalen in unseren Häusern und Wohnungen kennen. "Die Teilchen sind maximal so groß wie Zellen und können daher mit freiem Auge nicht gesehen werden", klärt das Umweltbundesamt auf, das die Hauptverursacher beim Verkehr (vor allem Diesel-Kfz), dem Hausbrand und der Industrie sieht. Das ehrgeizige Feinstaub-Programm des Landes sollte daher statt der "Brandmarkung" einzelner Gemeinden eher auf die Aufklärung der Bevölkerung setzen. Wenn nur Spezialisten wissen, was Feinstaub überhaupt ist, geht der Schuss sonst womöglich in den Ofen – und der kann mit Holz oder Kohle betrieben ebenfalls zu den Verursachern zählen.
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