Neulengbach ringt um langen Samstag
Die Kaufkraft fließt vom Zentrum ab, der Wirtschaftsstadtrat will offene Geschäfte und die rüstigen Mieter des "betreuten Wohnens" sollen die Neulengbacher Innenstadt retten.
NEULENGBACH (mh). Die Kaufkraftanalyse der Wirtschaftskammer zeichnet ein bedrohliches Bild. Immer mehr Geschäftsflächen in Innenstädten stehen leer. Grund: Shopping- und Fachmarktcenter ziehen immer mehr Kunden aus den Zentren an den Stadtrand. Manche Orte haben in acht Jahren mehr als ein Drittel aller Geschäfte verloren. Trotz dieser Bedrohung schließen auch in Neulengbachs Innenstadt die meisten Geschäfte am Samstag zu Mittag die Rollläden – doch den Stadtvätern und -müttern in der Wienerwaldgemeinde ist die Gefahr bewusst: "Wir sind seit heuer wieder bei der Stadterneuerung und werden das Thema in die Arbeitskreise einfließen lassen", sagt Wirtschaftsstadtrat Alfred Störchle (ÖVP).
Gegenwind zu befürchten
Für Störchle sind dabei die Öffnungszeiten ein wesentlicher Punkt. Den langen Samstag hält er für ein sehr wahrscheinliches Ergebnis des Stadterneuerungskonzepts. "Wichtig wäre, dass sich alle Geschäftsleute damit anfreunden, dass sie am Samstagnachmittag offen haben. Wenn nur ein oder zwei Geschäfte offen haben, bringt das auch nichts", so Störchle. Von den Wirtschaftstreibenden ist allerdings mit Gegenwind zu rechnen: "Ich bin nicht bereit, den ganzen Nachmittag alleine im Geschäft zu stehen, weil nichts los ist", kontert ein Neulengbacher Unternehmer, der ungenannt bleiben möchte. Neulengbachs Bürgermeister Franz Wohlmuth (ÖVP) sieht einen weiteren starken Impuls zur Belebung und Erhaltung der Innenstadt im erfolgreichen Versuch, "betreutes Wohnen" nach Neulengbach zu bringen: "Das sind Leute, die nicht mehr so mobil sind und die dann bei uns im Zentrum einkaufen."
Zur Sache
Laut Kaufkraftstromanalyse der Wirtschaftskammer liegt Neulengbach im City-Check mit der Gesamtnote 2,5 im Vergleich der beurteilten Städte mit Zentralortseinstufung 2 im „oberen“ Drittel der Skala. Der Branchenmix wird „mittig“ eingestuft. Einzelne „Magnetbetriebe“ (Bipa, Palmers, Libro) bieten eine gute Mischung mit vielen traditionellen Geschäften.
2013 konnten vom gesamten Neulengbacher Kaufkraftvolumen in Höhe von 42 Millionen Euro 25 Millionen vor Ort gebunden werden, was eine Eigenbindungsquote von 59 Prozent ergibt. Von den 42 Millionen flossen 15,5 Millionen in den Lebensmitteleinzelhandel. Neben Lebensmitteln werden vor allem Heimwerkerwaren, Parfümerieprodukte, Blumen/Pflanzen oder Uhren/Schmuck in der Stadt gekauft. Wohnungseinrichtung und Sportartikel kaufen Neulengbacher außerhalb der Stadtgrenzen.
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