Renz: „Habe keine Scheu vor Spinnen“
Kunsthändler Josef Renz barg schon viele Schätze aus Nachlässen und wurde damit reich.
WILHELMSBURG (wp). „Ich schaue mir jede kleinste Hütte an. Bin immer mit Respekt und Demut unterwegs und verschließe nie die Augen vor dem Kleinen. Es kann der Schlüssel zu etwas ganz Großem sein!“Mit diesem Selbstverständnis wurde Josef Renz selbst einer der ganz Großen in der Kunsthandelsbranche. Er gilt als ausgesprochener Fachmann mit besten internationalen Vernetzungen. Sogar mit Putin ist der Wilhelmsburger schon zusammengetroffen. Renz wirkt bescheiden, obwohl er mit unfassbaren Kunstschätzen handelt. Seine Domizil gleicht einem Schloss und Museum. Aber nur von innen. Außen vermittelt sein Anwesen den Anschein eines einfachen Bauernhauses, wie es hier oft zu sehen ist. „Ich habe in Nachlässen mit deren Sichtung ich beauftragt wurde, schon Unglaubliches gefunden“, so Renz. „Die Erben wussten oft nichts davon, bis ich sie aufklärte, was ihr verblichener Anverwandter da hinterlassen hat.“ Scheu vor Spinnen und Ratten darf man allerdings nicht haben, denn oft ist die Besichtigung von Dachböden und Kellern notwendig.
"Geld nur bedrucktes Papier"
Geld ist Renz nicht wichtig. „Das ist nur bedrucktes Papier. Ich habe das Geld oft in Kunstschätzen geparkt, oder brauche Bankgarantien, um neue Antiquitäten kaufen zu können.“ Die lagern dann oft jahrelang, bis Renz die Provenienz und Echtheit der Exponate recherchiert hat.
Dann gehen diese auf Auktionen, mit denen Renz nicht selten ein Vielfaches des Ankaufspreises erzielt. Es stört ihn nicht, wenn Kulturschätze von Privaten gekauft werden und dann der Öffentlichkeit nicht mehr zugängig sind.
Renz: "Kulturgüter erhalten!"
„Mir ist wichtig, das Kulturgüter erhalten und geschützt werden. Wenn etwa ein reicher Russe ein österreichisches Schloss kauft, geht oft ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit. Mir erscheint es aber als sinnvoll, wenn das Kulturgut auf diese Art mit hohen Investitionen aufwändig erhalten wird, bevor es verfällt. Irgendwann wird es wieder der Öffentlichkeit zugängig sein. Das ist der Lauf der Geschichte.“ Er wäre ein visionärer Spinner der ständig auf der Jagd nach Schätzen ist. „Warum sollte nicht einmal das berühmte Bernsteinzimmer wieder auftauchen?“, meint Renz mit Augenzwinkern, „und es würde mich ganz besonders freuen, wenn ich es entdecken würde. Vielleicht in irgendeinem unscheinbaren Verlies, klein zusammengestückelt, darauf wartend, dass es wieder zu neuer Pracht entsteht.“
Zur Person
Josef Renz, geboren 1966, kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Er rettete den verschuldeten Hof seiner Eltern kurz vor der Versteigerung. Irgendwann, im Laufe seiner Volksschulzeit wurde er in die Sonderschule eingewiesen, bis zufällig ein Uniprofessor auf den kleinen Josef, der sich für außergewöhnliche Exponate in seinem Zimmer interessierte und intelligente Fragen stellte, aufmerksam wurde. Rasch wurde das Kind untersucht und der Regelschule zugeführt. Später absolvierte Renz die Ausbildung zum Kunsttischler und Restaurator. Heute gilt Renz als einer der einflussreichsten und beschlagensten internationalen Kunstkenner. Renz, der in Wilhelmsburg mit seiner Familie ein Antiquitätengeschäft führt, sichtet Nachlässe und kauft daraus für ihn interessante Exponate. Wichtig ist ihm auch der Erhalt der Werke von Fritz Küffer, einem bekannten Gegenwartsmaler, dessen zehnter Todestag heuer begangen wird.
Werner Pelz, Kontakt: Mobil: 0676 700 11 75 // mail: wpelz@bezirksblaetter.at
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