Verbindungsbahn: Hitzige Diskussion über den Ausbau
Die ÖBB stoßen mit ihren Ausbauplänen für die Verbindungsbahn auf heftige Gegenwehr. Bis 2025 wollen die Bundesbahnen die Strecke der S80 erneuern. Die Bürgerinitiative "Verbindungsbahn – So bitte nicht!" hatte zur Diskussion geladen.
HIETZING. Buh-Rufe, ständiges Unterbrechen und grundsätzliche Zweifel an der Notwendigkeit des Ausbaus der Verbindungsbahn: Beim Diskussionsabend der Bürgerinitiative "Verbindungsbahn – So bitte nicht!" sind die Wogen hochgegangen. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal der VHS Hietzing hatten sich die Projektgegner versammelt. Die Befürworter waren wohl zum Großteil zu Hause geblieben oder trauten sich ob der aufgeheizten Stimmung nichts zu sagen. Zur Erinnerung: Der Bezirk hat sich eigentlich für den Ausbau eingesetzt. Vor ein paar Jahren wurden 5.000 Unterschriften dafür gesammelt. Für das derzeitige Projekt ist eine Investition von 270 Millionen Euro geplant. Nach dem Ausbau soll die S-Bahn alle 15 Minuten zwischen Meidling und Hütteldorf fahren.
"Alle gegen die ÖBB" war wohl das – inoffizielle – Motto des Abends. Die gute Nachricht zu Beginn: Projektleiter Peter Ulrich (ÖBB) hat zugesagt, dass eine Tieflage der Trasse genau geprüft wird. "Wir werden auch genau darlegen, was technisch nicht geht", so Ulrich. Denn es gibt mit dem Wienfluss einen Knackpunkt. Über diese Prüfung – zuletzt einstimmig in der Bezirksvertretung gefordert – freut sich auch die Politik.
Über Lügen und Wünsche
Ein oft vom Publikum angesprochenes Thema: Warum fahren nicht alle Güterzüge durch den Lainzer Tunnel? Franz Hammerschmid, der für die Kommunikation der ÖBB-Infrastruktur zuständig ist, stellte sich den Fragen des Publikums und der Bürgerinitiative rund um Merten Mauritz. Gefühlte 50 Mal erklärte Hammerschmid, dass 90 Prozent der Güterzüge durch den Tunnel fahren und das auch so bleiben soll. Geglaubt haben es ihm, den Zwischenrufen nach zu urteilen, viele Besucher nicht. Die einhellige Meinung war, dass jeder Güterzug einer zu viel sei. "Mein Zimmer wackelt", so die prominente Anrainerin Jeannine Schiller.
Für den Erhalt ihrer Lebensqualität zeigen sich die Hietzinger gewohnt kampfbereit. Kritisiert wird daher auch der "Mauerbau" durch den Bezirk. Gemeint sind damit die Pläne der ÖBB, vom Wiental bis zur Schrutkagasse eine Hochtrasse zu bauen. Das würde bedeuten, dass die S-Bahn dann ungefähr auf Höhe des zweiten Stocks der danebenliegenden Gebäude fahren würde. Die ÖBB sprechen von einer Höhe von 7,80 Meter über der Hietzinger Hauptstraße – inklusive einer zwei Meter hohen Lärmschutzwand. Diese Angabe will die Bürgerinitiative aber nicht glauben. Egal wie hoch, für viele der Anwesenden ist die Hochlage ein Unding.
Auch die im Raum stehenden Schließungen der Kreuzungen Veitingergasse, Jagdschlossgasse und Versorgungsheimstraße sorgen für Unverständnis im Saal. Man befürchtet eine Zweiteilung des Bezirks, die ÖBB weisen auf mehr Sicherheit hin. Außerdem: Es sei noch nichts entschieden. Bezirk, ÖBB und Stadt verhandeln.
Hintergrund:
Bericht:ÖBB richten Infopunkt in Hietzing ein
Bericht:Politkritik an der Verbindungsbahn
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