Im Krankenstand gekündigt: AK erkämpft für Frau 3.200 Euro
Bilanz im Arbeits- & SozialRECht: 153.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer suchten Hilfe der AK Niederösterreich
HORN. AK Niederösterreich erkämpfte 38,4 Millionen Euro für Betroffene. Probleme traten vor allem bei Entlohnung und beim Ende von Arbeitsverhältnissen auf.
Knapp 153.000 Arbeitnehmer*innen haben im Vorjahr die Hilfe der AK Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Das zeigt eine Auswertung der arbeits- und sozialrechtlichen Beratungen der Kammer. „Wir haben 38,4 Millionen Euro für die Betroffenen erkämpft“, so die AK Niederösterreich-Kammerräte Josef Wiesinger und Manfred Popp. Die konsequente politische Interessenvertretung und der Einsatz der AK-Expert*innen vor Gericht haben auch mehrere nachhaltige Erfolge zugunsten der Beschäftigten im Land erbracht.
„152.897 Beschäftigen haben im Lauf des vergangenen Jahres die arbeits- und sozialrechtliche Beratung der AK NÖ in Anspruch genommen“, sagt Kammerrat Wiesinger. Am häufigsten wandten sich Arbeitnehmer*innen an die AK, um ihren Lohn oder ihr Gehalt überprüfen zu lassen, gefolgt von Problemen beim Ende des Arbeitsverhältnisses oder Fragen zur Karenz. „Bei einem großen Teil der Anfragen konnten unsere Expert*innen schon mit einer Beratung weiterhelfen, etwa indem sie die Lohnabrechnung überprüften“, schildert der Kammerrat. „Für mehr 7.000 Arbeitnehmer*innen mussten wir aber ausstehende Löhne und Gehälter beim Arbeitgeber einfordern oder diese für sie vor Gericht einklagen beziehungsweise ihre Ansprüche nach einer Insolvenz sichern. Inkludiert sind hier auch unsere sozialrechtlichen Vertretungen, also etwa, wenn wir schwer kranken Arbeitnehmer*innen helfen, zu einer Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension zu kommen.“
38,4 Millionen Euro für Betroffene erkämpft
„38,4 Millionen Euro hat die AK Niederösterreich im Vorjahr insgesamt für die Betroffenen an Nachzahlungen erkämpft“, schildert AK Niederösterreich-Kammerrat Manfred Popp. Der Großteil waren Nachzahlungen ausstehender Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst er zusammen.
Arbeiterkammer erreichte wesentliche Verbesserungen für Beschäftigte
Auch Verbesserungen für Arbeitnehmer*innen erreichte die AK im Vorjahr: Seit Oktober gelten für Arbeiter*innen die gleichen Kündigungsfristen wie für Angestellte. Und im Fall eines von der AK Niederösterreich vertretenen Leiharbeiters hat der OGH klargestellt: Entgeltfortzahlung heißt auch bei Leiharbeiter*innen Lohn plus aliquote Sonderzahlungen.
Im Krankenstand gekündigt: 3.200 Euro für Frau erkämpft
Bereits Mitte Mai hatte eine Frau aus dem Bezirk Horn bei einem regionalen Betrieb zu arbeiten begonnen. Bei der Österreichischen Gesundheitskasse angemeldet wurde sie allerdings erst mit Juli. Als sie kurz darauf krank wurde, nutzte ihr Dienstgeber die Gelegenheit, um der Frau die Kündigung auszusprechen. Sie wandte sich an die AK-Bezirksstelle Horn. Denn der ehemalige Arbeitgeber wollte ihr keine Endabrechnung ausstellen.
„Wir überprüften die vorhandenen Unterlagen. Dabei stellte sich heraus: Durch die sechs Wochen zu späte Anmeldung bei der ÖGK wäre die Frau unter zwei Monaten beschäftigt gewesen und hätte laut dem Kollektivvertrag keinen Anspruch auf anteiliges Urlaubs- und Weihnachtsgeld“, sagt Andreas Riedl, Arbeitsrechtsexperte der Bezirksstelle Horn, in Vertretung von Bezirksstellenleiter Robert Fischer. Doch damit nicht genug: Auch ein Teil des Lohns, die Entgeltfortzahlung im Krankenstand und die Abgeltung der noch offenen Urlaubstage waren der Frau nicht ausbezahlt worden. „Wir nahmen Kontakt mit dem Betrieb auf. Dieser war aber nicht bereit, die offenen Forderungen zu begleichen. Deshalb blieb nur der Weg vor Gericht“, sagt Riedl. Dort wurden der Frau mehr als 3.200 Euro zugesprochen, die ihr vorenthalten worden waren.
Bilanz 2021 – Bezirk Horn
Leistungen für unsere Mitglieder im Überblick
In der Bezirksstelle angedockt: 7.477
Konkrete Beratungen in Problemfällen: 3.547
Im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht: 1,086.372 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 505.050 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 1,266.107 Euro
Ein weiteres Jahr ganz im Zeichen der Corona-Krise erlebten auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AK-Bezirksstelle Horn. „Mehr als 7.400 Menschen haben vergangenes Jahr mit uns Kontakt aufgenommen“, erzählt Arbeitsrechtsexperte Andreas Riedl. „Manchmal ging es nur um rasche Auskünfte zu Kurzarbeit, einvernehmlicher Lösung, Kündigung, Quarantänebestimmungen, Homeoffice oder Freistellung wegen Kinderbetreuung“, so Riedl. In über 3.500 Fällen benötigten die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Expertinnen und -Experten in konkreten Problemfällen. „Das vergangene Jahr hat einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle sind“, zieht Riedl Bilanz. Insgesamt hat die Bezirksstelle Horn im Vorjahr mehr als 1,26 Mio. Euro für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Region gesichert.
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