Natura 2000-Schutzgebiete
Zerstörung letzter Naturwälder im Kamp- und Kremstal

Wald im Kamptal: Vor der Abholzung
 | Foto: Matthias Schickhofer
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  • Wald im Kamptal: Vor der Abholzung
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WV.  Als Lebensraum zahlreicher streng geschützter Arten ist das Kamp- und Kremstal Teil des EU-Schutzgebiet-Netzwerkes Natura 2000.
Laut Global 2000 ist deshalb für dieses Europaschutzgebiet ein „ausreichendes Ausmaß“ an „naturnahen, strukturreichen Waldbeständen mit ausreichendem Alt- und Totholzanteil“ zu erhalten. Doch vor allem in den letzten Jahren wurde dort vermehrt z. T. unkontrolliert Holz geschlägert.

Kamptal etwas ganz Besonderes

Wir haben dazu den GLOBAL 2000-Experten und Biologen Dominik Linhard befragt:
"Unsere Forderung ist, dass man sich an die Vorgaben für Europaschutzgebiete hält. Laut EU-Schutzbestimmungen darf sich der Zustand der Schutzgüter nicht verschlechtern. Was das Kamptal so besonders macht, sind die Hang- und Schluchtwälder mit urwaldartigem Laubmischwaldbestand. Das ist etwas ganz Besonderes und macht es so schützenswert. Das hätte sogar Potenzial für ein größeres Schutzgebiet. Außerdem leben in diesen Wäldern viele schützenswerte Tierarten, prioritär geschützte Tiere wurden entdeckt. Wir haben nun einen Antrag auf Naturverträglichkeitsprüfung gestellt. Gerade einmal drei Prozent der verbliebenen Waldfläche in Österreich fallen unter die Definition eines Ur- oder Naturwaldes. Diese natürlichen Wälder gilt es dringend besser zu schützen, bevor sie ganz verschwunden sind“, fordert GLOBAL 2000-Experte, Biologe Dominik Linhard.

Für viele, teils streng, geschützte Arten ist dadurch ein wichtiger Rückzugsort verloren.
An Laubwälder gebundene xylobionte Käferarten – wie etwa der Hirschkäfer – finden im Europaschutzgebiet Kamp- und Kremstal wichtige Lebensräume. Die seltenen Eichen- und Buchenwälder sind zudem Lebensraum der Bechsteinfledermaus sowie seltener Spechtarten. Auch Seeadler und Eulen können dort angetroffen werden.

Meisten Kahlschläge in letzten sechs Jahren

Die meisten Kahlschläge erfolgten in den vergangenen sechs Jahren. Naturschutz-Experte, Fotograf, Buchautor und Waldviertler Gebietskenner Matthias Schickhofer hat die Naturwälder im mittleren Kamptal und ihr Verschwinden erstmals detailliert dokumentiert: „Im Zuge vieler Projekte konnte ich hunderte Ur- und Naturwälder in Europa besuchen. Dabei ist mir auch klar geworden, wie wertvoll die Hangwälder im Europaschutzgebiet Kamp- und Kremstal sind.“

EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich

In letzter Konsequenz hat sich im September bereits die EU eingeschaltet. Demnach sind einerseits „Gebiete von gemeinschaftlichem Interesse“ immer noch nicht als solche ausgewiesen, andererseits fehlt es an entsprechenden Erhaltungszielen und wirkungsvollen Maßnahmen für jene Gebiete, die bereits ausgewiesen sind. Letzteres trifft auch auf das hier betroffene Kamp- und Kremstal zu. „Die Naturschutzgesetzgebung verbietet Verschlechterungen für geschützte Lebensräume und Arten. Offenbar kommen NÖ-Landesregierung und Naturschutz-Behörden ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht ausreichend nach. Das unlängst gegen Österreich eingeleitete EU-Vertragsverletzungsverfahren unterstreicht dies zusätzlich“, erklärt Schickhofer.

Naturwälder auch resilienter als Monokulturen

"Das Land Niederösterreich ist gefordert, den Waldbesitzern und Waldbesitzerinnen einen Rahmen zu bieten, in dem eine naturnahe und nachhaltige Bewirtschaftung möglich ist und dabei die letzten Naturwälder unberührt bleiben. Auch finanzielle Entschädigungen sind denkbar. (Vom Land NÖ wird nur ein Bruchteil der Summe, die für den Straßenbau ausgegeben wird, für den Naturschutz bereitgestellt.) Denn schließlich profitieren wir alle von intakten Wäldern. Naturwälder sind auch resilienter und stabiler in Zeiten der Klimakrise, denn sie speichern mehr Wasser, bleiben an Hitzetagen kühler und sind weniger anfällig für Schädlingsbefall als Fichtenforste oder andere Monokulturen“, so Biologe Linhard abschließend.

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