Ein Querdenker und Kritiker wird 70 Jahre

Hans_Haid | Foto: Foto: Geisler

Für die Zukunft prophezeit Hans Haid einen grünen Tourismus - Die jetzige Entwicklung bezeichnet er als ärger, als befürchtet

Wehrhaft, auch kurz vor seinem 70er präsentiert sich der Volkskundler Dr. Hans Haid. Im BEZIRKSBLATT-Interview spricht er über Tourismus, Geschichte und Politik.

BEZIRKSBLATT: Sie gelten als eine der bekanntesten und umstrittensten Persönlichkeiten des Ötztals. Macht Sie das stolz?
HANS HAID: Ich bin froh, dass ich etwas weitergebracht habe im Tal und mitgeholfen habe, viel in Bewegung zu setzen, sei es Pro Vita Alpina, die Mitarbeit bei den Alpentönen, Mitgründer vom Heimatverein oder im Umweltschutz.

BEZIRKSBLATT: In Ihren Texten haben Sie oft die Veränderungen durch den Massentourismus angeprangert. Geht es ihnen dabei wie Felix Mitterer, dessen Prophezeihungen sich in manchen Fällen erfüllt haben?
HAID: Die Prophezeihungen sind zum Teil durch die Realität übertroffen worden, speziell was im hinteren Ötztal passiert ist, wie in Sölden. Dort sind die Geschichten ärger geworden als ich befürchtet habe. Das hat alles übertroffen und es geht noch so weiter. Der Druck ist größer. Es werden moderne touristisch, perfekt institutionalisierte Tourismuszentren, wo das Spektakulärste angeboten wird. Solche Orte, wie Sölden und Ischgl können sich das leisten und werden sich gegenseitig steigern, bis es irgendwann einen Knacks gibt.

BEZIRKSBLATT: Was denken Sie sich, wenn Sie heute durch das Ötztal fahren?
HAID: Bei gewissen Strecken tut es mir weh. Wenn es beispielsweise in Längenfeld nicht den wunderschönen Kirchturm und den Gasthof Hirschen gäbe, wäre es ein austauschbares Dorf, wie es hunderte in Tirol gibt.
Das Gleiche würde für Oetz gelten ohne den historischen Kern. Hier macht man sich die Zukunft für einen nachhaltigen Tourismus kaputt.

BEZIRKSBLATT: Nächstes Jahr steht ein Gedenkjahr 2009 im Zeichen Andreas Hofers an. Wie sollte das in Nordtirol begangen werden?
HAID: So ähnlich wie in Südtirol, wo eine kritische Aufarbeitung des Andreas Hofer erfolgte. Das Andreas Hofer Talmuseum in St. Leonhard hat zum Thema Aufarbeitung Andreas Hofer Klischee 2009 wesentlich mehr zusammengebracht als Nordtirol.

BEZIRKSBLATT: 2008 sind Landtagswahlen in Tirol. Wie sehen Sie die Situation in der Tiroler Politik?
HAID: Das ist insgesamt nicht viel besser als in Wien. Wir brauchen einen neuen Wind, aber ich weiß nicht, woher der kommt. Deswegen resigniere ich auf Landesebene eher.
Mit diesem Team Hosp, Van Staa ist gar nichts zu machen. Die jungen Leute sollte man drankommen lassen. Der Einzige, der im Stande ist, das kritische Potenzial im Land zu finden, ist Fritz Dinkhauser.

Zur Sache
Hörbild & Lesung
An diesem Samstag bringt Ö1 um 9.05 Uhr ein Hörbild zum 70er von Hans Haid mit dem Titel Blick nach vorn im Zorn. Am 29.2. präsentiert er seinen neuen Roman Similaun im Schneedorf am Rettenbachgletscher.

Zur Person
Dr. Hans Haid wurde am 26. Februar 1938 in Längenfeld geboren. Studium der Volkskunde in Wien. 1989 Gründer von Pro Vita Alpina. 2002 Mitbeteiligung am Naturpark Ötztal. 2007 Verleihung des Ehrentitels Professor von Bundespräsident Heinz Fischer.

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