Goldmedaille für Pergolesi
L‘Olimpiade-Premiere bei den Festwochen in Innsbruck: Beeindruckender Sieg der Musik
Wer eine olympische Kondition am Sitzfleisch hatte, wem Inszenierung und Bühne ziemlich egal waren, der hatte am Sonntag bei der Premiere von Pergolesis „L‘Olimpiade“ einen perfekten Musikgenuss.
Mein Gott, was hätte es für ein Opernabend werden können: ein in Innsbruck wohl unvergessener. So allerdings wurde die herausragende Leistung der Musikprotagonisten durch die schwache Inszenierung und dem über weite Strecken nicht vorhandenen Bühnenbild im Gesamteindruck geschmälert. Wobei das Bühnenbild von Alfred Peter noch weniger überzeugte als die Dramaturgie. Zu Beginn konnte ein angedeutetes barockes Theater noch für adäquate Stimmung sorgen, nach dem ersten Akt wurde nur mehr die Hinterseite mit Sperrholzplatten und Eisentreppen als Opernbühne gezeigt. Ein Königreich für eine konzertante Aufführung …
Weltklasse am Pult und auf der Bühne
Nun, Augen zu und durch. Und was die MusikerInnen des Ensembles „Academia Montis Regalis“ an diesem Abend leisteten, war schlicht großartig. Viel Esprit und barockaler Swing, brillante Technik, spannende Akzente in der Dynamik und eine ungemein saubere Intonation zeichnete das Originalklang-Ensemble aus. Am Cembalo und am Pult stand Festwochen-Intendant Alessandro De Marchi und er animierte sowohl die erstklassige Sängerriege als auch die Musiker zu dieser olympischen Höchstleistung.
Allen voran glänzte Raffaella Milanesi als Aristea. Flexible, saubere Koloraturen, eine glasklare Höhe und Strahlkraft zeichnet ihre Stimme aus. Ihr geliebter Megacle, eine Hosenrolle, verkörperte die Sopranistin Olga Pasichniyk, die zum Publikumsliebling avancierte. Ann-Beth Solvang als Argene überzeugte durch ihre grandiose Mittellage, Jennifer Rivera (ebenfalls in Hosenrolle), gab einen ungemein dramatisch agierenden Licida. Countertenor Martin Oro (Alcandro) sowie Jeffrey Francis (Clistene) und Markus Brutscher (Aminta) überzeugten schauspielerisch genauso wie stimmlich, auch noch nach über vier Stunden Aufführung. Fazit: Klasse für Herz und Ohr, Masse fürs Auge.
Sieghard Krabichler
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