Heldentaten in der Senkrechten

4Bilder

Winterbegehungen sind in der Kletterszene eigentlich out. Während die frühere Klettergeneration noch etwas von dieser Art der Kletterei gehalten hat, so sind viele Alpinisten heutzutage einfach zu bequem, die enormen Belastungen auf sich zu nehmen. Anstrengende Zustiege, mehr als schwierige Bedingungen, wenig Sonnenlicht und ein ordentlicher Schub Kaltluft bilden die Zutagen einer derartigen Unternehmung. Eine Wand, die bis heute einer Winterbegehung getrotzt hat, liegt am südlichen Rand des Valsertal in den Zillertaler Alpen. Dort wo bekannte Berge wie Olperer, Fußstein und Schrammacher zusammentreffen. Die Sagwand. Mit einer sehr steilen, knapp 800m hohen Wand bricht sie nach Norden ab. Hier wurde Klettergeschichte geschrieben, als der legendäre Hias Rebitsch zusammen mit Roland Berger sich die Erstbegehung "Schiefer Riss" holen konnte. Die wohl offensichtlichste Linie an der Wand. Bewertet mit dem 6. Schwierigkeitsgrad war sie im Jahre 1947 eine der gefürchtesten und schwierigsten alpinen Routen im Raum Tirol. Erst im Jahr 1976 wurde sie von Heinz Mariacher, Peter Brandstätter und Hans Hölzl erstmals wiederholt.
Am 16. und 17. März 2013 kletterte der Ötztaler Ausnahmesportler Hansjörg Auer mit David Lama und Peter Ortner die erste Winterbegehung der extrem anspruchsvollen Route. "Die Schwierigkeiten liegen ganz klar in der Absicherung und im steilen, vereisten Gelände. Weiters waren die Temperaturen um Minus 20 Grad. Ein sehr sehr hartes Biwak, bedingt durch aufkommenden Wind und ständigem Spindrift von oben. Bereits fünf Tage vorher hatten David und ich etwas mehr als die Hälfte der Route geklettert, mussten aber zeitlich bedingt und ohne jeglicher Biwakausrüstung ausgerüstet, abseilen. Doch im zweiten Anlauf erreichten wir schlussendlich trotz unserer eingefrorenen Zehen den Gipfel. Wir konnten alle Seillängen frei klettern", berichtet Auer recht sachlich von einem Abenteuer, das nur ganz wenigen Menschen vorbehalten bleibt.
Die Route ist sehr anhaltend und nur wenigen Seillängen sind "leicht". Vorsteigen ist psychisch sehr anstrengend. Deshalb war es für Auer, Lama und Ortner perfekt, im Team unterwegs zu sein. Eine Route, die im Sommer ausschließlich mit Kletterschuhen geklettert wird, mutiert im Winter zu einer reinen Mixed-Kletterei. Das Hooken an brüchigen Schuppen, das Kratzen der Steigeisen am harten Zillertaler Granit und der Blick hinunter auf eine meist fragwürdige Sicherung, wird den Spitzenkletterern noch länger in Erinnerung bleiben. Ganz zu schweigen von der wahrscheinlich härtesten Biwaknacht, die sie bis jetzt erlebt haben.
"Wie so oft sind große Herausforderungen auch in den heimatlichen Bergen zu finden. Für uns war es bestimmt einer der härtesten alpinen Routen", resummiert Auer.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.