Frau in einer Männerdomäne
Tierärztin aus Leidenschaft

Selina Kasper vor ihrer Ordination im ehemaligen Rettungsstützpunkt in Längenfeld | Foto: Schöpf
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  • Selina Kasper vor ihrer Ordination im ehemaligen Rettungsstützpunkt in Längenfeld
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Selina Kasper ist seit Anfang Juni Groß- und Kleintierärztin in der Region hinteres Ötztal und behauptet sich als junge Frau in einer Männerdomäne. Die Landwirte begegnen ihr jedoch durchwegs mit Respekt und schenken ihr das Vertrauen. 

LÄNGENFELD (ps). BB: Würdest du sagen, du hast deine Berufung gefunden?
"Der Wunsch Tierärztin zu werden ist allmählich in mir gereift, es war nicht so, dass ich von Kind auf diesen Berufswunsch hatte. Deshalb habe ich auch nach der HAK zuerst Biologie studiert. Der Schritt, in Wien Veterinärmedizin zu studieren kam mir als Mädchen vom Land doch ziemlich einschüchtern vor", erinnert sich Selina Kasper an die Phase der Entscheidungen. Viel Zuspruch durch Familie und Freunde veranlassten sie dann doch, sich der Aufnahmeprüfung zu stellen und den Campus mit Studentenheim zu besichtigen. Fazit: "Für die Zeit des sechsjährigen Studium wurde ich zur Wienerin, ich fühlte mich sehr wohl und bezeichne Wien auch immer noch als meine zweite Heimat", so die junge Tierärztin. 
Der Zusammenhalt in der Familie scheint dir wichtig zu sein?
"Ohne meine Familie geht und ging gar nichts. Auch in der Ordination unterstützt mich meine Mutter und meine Schwester. Eine Stunde am Vormittag und eine am Nachmittag können Medikamente abgeholt werden, da kann ich nicht immer anwesend sein. Auch mit administrativen Arbeiten unterstützen sie mich, dafür bin ich sehr dankbar."
Was würdest du als größte Herausforderung bezeichnen?
Ganz überraschend waren das neben der unglaublich aufwändigen Diplomarbeit die Verhandlungen und Vereinbarungen mit den Pharmafirmen. Das Organisieren der Hausapotheke und der Tiergesundheitsverträge, da gab es Startschwierigkeiten. Nachdem ich in den kommenden Tagen noch die EDV Anlage bekomme, kann ich mich auf das Wesentliche konzentrieren.
Du sagst überraschenderweise? 
Das habe ich mir alles leichter vorgestellt und eigentlich habe ich damit gerechnet, dass die Bauern mir gegenüber kritischer sind. Schließlich hat mein Vorgänger Franz Wechner über dreißig Jahre das Gebiet betreut, jetzt kommt eine junge Frau daher. Aber das Gegenteil ist der Fall, die Landwirte haben viel Geduld und Verständnis. Es ist ein großer Vertrauensvorschuß, dafür sage ich danke an alle Bauern und der Bevölkerung.
Willst du dich auf Kleintiere oder doch eher Großtiere konzentrieren?
Die Kleintiere, die nebenbei gehen, versorge ich, aber mein Fokus liegt auf jeden Fall bei Großtieren. Die Kleintierversorgung talauswärts ist bestens aufgestellt, mein Aufgabengebiet bezieht sich hauptsächlich auf Kühe, Schafe und Schweine. 
Gibt es Tiere, die du nicht gerne behandeln würdest?
Bei Tieren wie Schlangen, Schildkröten oder Wellensittichen müsste ich passen. Darauf bin ich nicht spezialisiert. Ansonsten helfe ich natürlich, wenn ich kann.
War es schwer in Längenfeld Räumlichkeiten zu bekommen?
Überhaupt nicht, die Gemeinde unterstützt mich in allen Belangen sehr, dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Dadurch wird mir der Start erheblich erleichtert.

Bleibt nur noch alles Gute zu wünschen,
das Gespräch führte Petra Schöpf.

Selina Kasper vor ihrer Ordination im ehemaligen Rettungsstützpunkt in Längenfeld | Foto: Schöpf
Selina Kasper mit ihrem Patenkind Ida. | Foto: Schöpf
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