Von Diemer bis Scheiring. Das Tiroler Oberland in der Malerei 1880–1930

Michael Zeno Diemer, Mittelbergferner mit Braunschweiger Hütte, vor 1900, Gouache/ Papier, Privatbesitz | Foto: Pechtl
4Bilder
  • Michael Zeno Diemer, Mittelbergferner mit Braunschweiger Hütte, vor 1900, Gouache/ Papier, Privatbesitz
  • Foto: Pechtl
  • hochgeladen von Ingrid Schönnach

Bis zum 31. Oktober zeigt das Imster Museum im Ballhaus noch die von Willi Pechtl kuratierte Sonderausstellung: "Von Diemer bis Scheiring. Das Tiroler Oberland in der Malerei 1880–1930."

Die Tiroler Hochgebirgslandschaften faszinierten im 19. Jahrhundert nicht nur Bergsteiger und Abenteurer, zu den Pionieren des Alpinismus gehörten auch zahlreiche Maler. Diese wagten sich mit ihren Skizzenbüchern in damals noch kaum erschlossenes Terrain vor und haben uns unschätzbare Zeitdokumente hinterlassen, die vom Wachsen der Siedlungen, touristischer Erschließung und vom Schwinden der Gletschermassen zeugen.
Einer dieser Künstler war der aus München stammende Michael Zeno Diemer (1867–1939), der heute eigentlich nur noch als der Maler des Riesenrundgemäldes im Innsbrucker Bergiselmuseum bekannt ist. Dabei war Diemer, der an der Münchner Akademie studiert hatte, übrigens gemeinsam mit Hans Beat Wieland und Albin Egger-Lienz, mit denen ihn eine enge Freundschaft verband, an der Entstehung des modernen Fremdenverkehrs in Tirol maßgeblich beteiligt. Diemer war Chronist seiner Zeit, die von technischen Veränderungen, gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen sowie einem immer stärker aufkommenden Tourismus geprägt war. Fasziniert von der Natur, malte Diemer vorwiegend Seestücke und hochalpine Tiroler Landschaften, von denen er sich auch in seinen schriftlichen Aufzeichnungen begeistert zeigte.
1889 hielt sich Diemer erstmals in Imst auf, von wo er seine Expeditionen ins Pitztal startete und dort gemeinsam mit seinem Malerfreund Hand Beat Wieland zahlreiche Entdeckungsreisen ins Hochgebirge unternahm. Die beiden schufen Im Auftrag des Tiroler Fremdenverkehrsverbandes ein monumentales Gebirgspanorama vom Wildspitzgebiet mit Kaunergrat, das sogar auf die Weltausstellung nach Chicago reiste. Die Fertigstellung der Braunschweiger Hütte 1892 bot einen idealen Ausgangspunkt für die Touren und Projekte. Vom Pitztal malte Diemer über 40 Aquarelle, die als Holzstiche in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden und so massenhaft Verbreitung fanden.
Bald zählte Diemer, bekannt geworden durch diese Drucke und Kunstpostkarten, zu den meistbeschäftigten Malern, der natürlich auch jüngere Malerkollegen beeinflusste. Heute jedoch sind seine Abbildungen der Natur weitgehend in Vergessenheit geraten, bekannt ist Diemer vorwiegend als der Maler des Innsbrucker Riesenrundgemäldes, auf welchem er auf mehr als 1000 Quadratmetern die dritte Bergiselschlacht von 1809 verewigt hat.
Die Ausstellung im Ballhaus, die sich vorwiegend aus Leihgaben aus Privatbesitz zusammensetzt, ergänzt durch Werke aus dem Alpinen Museum München, zeigt nicht nur Arbeiten von Diemer. Denn zahlreiche Künstler haben das Tiroler Oberland in der Zeit um 1900 besucht und ihre bildlichen Eindrücke von Hochgebirge und Tallandschaften, Gletschern und Siedlungen hinterlassen.
Dazu zählt auch das Künstlerehepaar Emilie Mediz-Pelikan (1861 – 1908) und Karl Mediz (1868 – 1945). Emilie Pelikan zählt zu den bedeutendsten österreichischen Malerinnen der Zeit um 1900. Sie war die letzte Privatschülerin des Landschaftsmalers Albert Zimmermann, ihres Mentors, den sie nach Salzburg und München, in die Dachauer Künstlerkolonie, begleitete. Dort lernte sie den aus Wien stammenden Karl Mediz, ihren späteren Ehemann, kennen. Gemeinsam unternahmen sie zahlreiche Reisen, die sie 1903 auch nach Tirol, nach Mittelberg im Pitztal, führen sollten, und auch die künstlerische Zusammenarbeit zwischen den beiden sollte sehr intensiv werden. Ihren symbolistischen Berg- und Gletscherbilder, mit denen ihnen der künstlerische Durchbruch gelang, liegt eine eigentümliche, mystische Naturphilosophie zugrunde. Ihre im Pitztal entstandenen Arbeiten bezeichneten sie als „Erinnerungen an Mittelberg“.

Im Ballhaus gibt es zudem Arbeiten zu sehen von
Karl Kaltenmoser (1853–1923),
Richard Lang-Heilbronn (1861–1963),
Edward Harrison Compton (1881–1960),
Hans Maurus (1901–1942),
Richard Julius Weixlgartner (1849–1912)
Alois Gabl (1845–1893)
Lois Alton (1894–1972),
Toni Kirchmayr (1887–1965),
Leopold Scheiring (1884– vermisst seit 26.4.1927)
Ferdinand Karl Gold (1882 – 1981)
Thomas Walch (1867–1943),
Berthold Hellingrath (1877–1954)

Beim Großteil der Werke handelt es sich um Leihgaben aus Privatbesitz, ergänzt durch Leihgaben aus dem Alpinen Museum München sowie wenigen Exemplaren aus dem Bestand des Museums. Ohne die Unterstützung der Leihgeber wäre das Zustandekommen dieser Ausstellung nicht möglich gewesen.

Wann: 26.08.2015 ganztags Wo: Museum im Ballhaus, Ballgasse 1, 6460 Imst auf Karte anzeigen
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.