Leserbrief
Weiterer Leserbrief aus Deutschland

Die momentan recht zugespitzte Diskussion um den Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Pitztal-Ötztal veranlasst mich, Ihnen „aus dem fernen Sachsen“ (Deutschland) einen Leserbrief zu schreiben.

Für meine Frau und mich ist Österreich seit vielen Jahren das Urlaubsland Nr. 1. Uns zieht es in die Berge und von Hinterstoder bis Dornbirn haben wir schon viel gesehen. Wir mögen die Menschen in unserem Nachbarland und ganz klar natürlich die ungeheurer beeindruckende Bergkulisse. Wir kommen zum Wandern und freuen uns immer wieder auf blühende Bergwiesen, auf Almwirtschaften und ihre traditionelle Küche, auf weidende Kühe, auf die Buttermilch und auf den Zirbenlikör. Bei der Suche nach unserem Urlaubsort schauen wir nicht nur auf die Unterkunft, sondern auch auf das Drumherum. Vom Ort muss ein Flair ausgehen und es muss auch der ÖPNV funktionieren. Als Beispiel sei das Panzauntal angeführt. Wir waren erst im September 2019 in Galtür und es war bereits die 3. Urlaubsreise in dieses Tal. Die Gegensätze dort sind krass, gerade im Vergleich von Galtür mit Ischgl. Galtür ist genau der Ort, den wir suchen, während Ischgl für uns nur ein seelenloses Hoteldorf ist. Klar geht hier im Winter die Post ab und der Wintersport ist eine wichtige Einnahmequelle, doch Ischgl ist zu viel des Guten. Was soll eine Konzertbühne auf der Idalp? So was hat in den Bergen nichts verloren! Ja, wir fahren mit dem PKW nach Österreich. Das kann man kritisieren, aber auch die An- und Abreise ist Urlaub und beiderseits der Straßen kann man viel entdecken. Wichtig für uns ist, das Auto am Urlaubsort stehen lassen zu können. Im Paznauntal oder im Stubaital wie auch andernorts funktioniert das tadellos. Was uns aber immer wieder weh tut, ist die Art und Weise, wie wir Menschen in die Berge eingreifen. Im Jahr 2017 z.B. wurde in der Tiroler Tageszeitung in großer Aufmachung berichtet, dass man im Stubaitaler Skigebiet Schlick 2000 für 4,8 Millionen € neue Pisten geschaffen hat, die schwarze Panoramaschuss- und die rote „Hohes Laub“-Abfahrt. Wir kennen das Gebiet vor dem Umbau und dort stand ein beeindruckender Zirbenwald mit uralten Bäumen. Als wir die Bagger sahen, waren wir erschrocken. Ein Bergführer sagte uns, dass die Touristen nur kommen, wenn sie ideale Bedingungen vorfinden. Man hat also mal wieder Natur geopfert, um Geld zu verdienen. Geld verdienen sollen und müssen die Menschen in den Bergen, das ist unstrittig. Die Art und Weise macht´s. Hier muss nun endlich ein Umdenken in Richtung sanfter Qualitätstourismus einsetzen. Es gibt viele Menschen, die genau diese Art von Tourismus suchen. Meine Frau und ich suchen eine Berglandschaft, die durch ihre Naturbelassenheit und Schönheit punktet! Eine von Aufstiegsanlagen zerhackte Landschaft stößt uns schon aus ästhetischer Sicht ab! Dazu kommen Aspekte wie Naturschutz, Klimawandel, Biodiversität u.s.w. Österreich ist bergtouristisch sehr gut erschlossen, doch wenn es hier keinen Deckel gibt, sondern immer noch höher, schneller, weiter, dann hört das Verständnis auf! Das in besonderem Maß bei solch unsinnigen Projekten wie dem Zusammenschluss der Gletscherskigebiete Pitztal-Ötztal! Man könnte hier noch weitere Projekte anführen wie z.B. Hochötz-Kühtai (Feldringer Böden, Schafjoch) oder die Skiverbindung St. Anton – Kappl (Hochtal Malfon). Ich unterstütze die Initiativen von Gerd Estermann von Beginn an und kann nur sagen: „Hört auf damit, die Berge noch weiter zu zerstören! Nutzt die vorhandenen Potentiale und nutzt sie nachhaltig!“ Wir sind es unseren Bergen schuldig!

Mit freundlichen Grüßen

Bodo Hering

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