„Nichtraucher sind glücklicher!“

Dr Jamnig | Foto: Foto: Kretzschmar
3Bilder

Alle Jahre wieder der Vorsatz mit dem Rauchen aufzuhören: Wie Sie es wirklich schaffen

Silvester ist ein beliebter Zeitpunkt, um sich das Nichtrauchen vorzunehmen. Während der Feiern ist dieser Vorsatz aber schnell wieder vergessen und ein weiterer Rauchstopp ist gescheitert. Wie kann man es aber schaffen?

Um Nichtraucher zu werden, ist die Idee eines fixen Zeitpunkts für den Rauchstopp ein guter Ansatz. „Jedoch sollte dies nicht unbedingt zu Silvester sein, da dort oftmals exzessiv gefeiert wird und man dadurch schnell wieder zur Zigarette greift“, so Dr. Herbert Jamnig von der Pneumologischen Abteilung des Landeskrankenhauses Natters (Tirol). Besser ist es, diesen Vorsatz vielleicht auf eine Woche nach Silvester zu legen.

Viele wollen aufhören
Mit dem Wunsch, das Rauchen aufzuhören, sind viele Raucher nicht alleine: 45 Prozent von ihnen sind mit ihrem Rauchverhalten unzufrieden und wollen aufhören. Dabei ist aber zu beachten, dass es Unterschiede zwischen den Rauchern gibt. „Nicht jeder Raucher ist gleich Raucher“, betont Univ. Prof. Dr. Rudolf Schoberberger von der Medizinischen Universität Wien.

Konkrete Motivation
Der alleinige Vorsatz das Rauchen aufzuhören reicht oft nicht. „Wichtig sind konkrete, persönliche Ziele, die man durch das Nichtrauchen erreichen will“, erklärt Schoberberger weiter. Beispielsweise wollen Eltern ein gutes Vorbild für die Kinder sein und hören deshalb auf zu rauchen. „Man sollte sich aufschreiben, was man sich durch den Rauchstopp erwartet, die Vor- und Nachteile abwegen und diese Liste immer weiter ergänzen.“ So können kritische Situationen, also wenn die Versuchung nach einer Zigarette groß ist, besser bewältigt werden.

Umgebung soll unterstützen
Was viele ehemalige Raucher oft belastet, ist, dass nur Fehlversuche kritisiert werden. „Nur selten wird positives Verhalten gelobt“, kennt Schoberberger das Problem. „Der Partner, die Familie, Freunde und die Motivation sind die wichtigsten Faktoren beim Aufhören“, ergänzt Dr. Jamnig. Schließen beispielsweise Freunde Wetten über den Rauchstopp ab, motivieren sie sich gegenseitig.

Die Nikotinabhängigkeit
Nikotin hat die Eigenschaft, die Gefühlslage zu verbessern. Fühlt man sich schlapp, wirkt es stimulierend, ist man nervös, beruhigt es. 70 bis 80 % der Raucher sind unterschiedlich stark nikotinabhängig. Ob man dieser Gruppe angehört, kann durch den Fagerströmtest (Kasten rechts), herausgefunden werden. Zählt man zu den Abhängigen, kann der Rauchstopp durch Nikotinersatzpräparate unterstützt werden. Neben Nikotin­kaugummis, -pflaster, -nasenspray und -inhalator gibt es ein Medikament, das direkt im Gehirn wirkt. Dr. Jamnig setzt dieses Medikament, genannt Champix, gerne bei Raucherentwöhnungen ein. Zu diesem Medikament gibt es ein psychologisches Begleitprogramm auf www.lifereward.at. Durch Champix kann das Nikotin nicht mehr wirken. Das rezeptpflichtige Medikament, so wie auch die anderen Ersatzpräparate, haben aber einen Haken. „Es kann vorkommen, dass während der drei Monate, in denen man diese Medikamente zu sich nimmt, die Entzugserscheinungen verschwinden, diese danach aber wieder auftreten“, erklärt Dr. Schoberberger. Entzugserscheinungen können Unkonzentriertheit, Schlafstörungen oder Nervosität sein. „Sich nur auf das Medikament zu verlassen, wird nicht funktionieren“, so Schoberberger.

Rückfall: Was nun?
Die Lust in bestimmten Situationen zu rauchen, wird laut den Experten immer wieder einmal aufkommen. Um für solche Momente gewappnet zu sein, ist eine psychologische Betreuung sinnvoll, wodurch man lernt, den Stress anders abzubauen. Das kann beispielsweise Sport sein. Sind Raucher der Versuchung verfallen, glauben sie oft, sie haben versagt. Jetzt ist es wichtig zu sagen, dass man nun mal wieder angefangen hat und man jetzt eben wieder aufhören muss. Abschließend appelliert Dr. Jamnig, dass Nichtrauchen glücklich mache, weil man dadurch gesünder lebe, sich Leiden und Krankheiten erspare und langsamer altere.

Gründe, warum man aufhören soll
Rauchen aufhören lohnt sich: Umso früher, umso besser

Es gibt viele Gründe das Rauchen aufzuhören. Vor allem die Gesundheit leidet unter den vielen Giften im Zigarettenrauch. Die häufigsten Krankheiten, die durch das Rauchen ausgelöst werden, sind die Atemwegserkrankungen. Jeder Zehnte ist davon betroffen. Dazu gehört auch die COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, besser bekannt als Raucherlunge. Durch das Rauchen werden die Bronchien immer enger und die Schleimdrüsen werden gereizt, welche dadurch mehr Schleim produzieren. Darunter leidet die Elastizität des Organs. Flimmerhärchen, die Schmutz aus der Lunge befördern, werden zerstört. Und die Lungenbläschen, welche den Sauerstoff an die Gefäße abgeben, werden verstopft, wodurch sie weniger Sauerstoff an die Gefäße weitergeben können. Die Folge: Atemnot. Ein 50-jähriger Raucher, der an COPD leidet, hat salopp gesagt die Lunge eines 80-Jährigen.

Risiken werden vedoppelt
Auch Lungenkrebs gehört zu den Folgen von Rauchen. „90 % der Männer und 80 % der Frauen die Lungenkrebs bekommen, sind oder waren Raucher“, weiß Dr. Jamnig. Auch das Risiko an Herz-Kreislauf­erkrankungen steigt. Das Diabetesrisiko erhöht sich ebenfalls.

Der Fagerströmtest

1. Wann rauchen Sie Ihre erste Zigarette nach dem Aufstehen?
3 Pkt.: innnerhalb 5 Minuten
2 Pkt.: in 6 bis 30 Minuten
1 Pkt.: in 31 bis 60 Minuten
0 Pkt.: nach einer Stunde

2. Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?
1 Pkt.: die Erste am Morgen 0 Pkt.: andere

3. Wieviele Zigaretten rauchen Sie im allgemeinen pro Tag?
0 Pkt.: bis 10
1 Pkt.: 11 bis 20
2 Pkt.: 21 bis 31
3 Pkt.: 31 und mehr

4. Rauchen Sie am Morgen mehr als am Rest des Tages?
0 Pkt.: nein; 1 Pkt.: ja

5. Rauchen Sie, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?
0 Pkt.: nein; 1 Pkt.: ja

0 bis 2 Punkte keine bzw. nur geringe Nikotinabhängigkeit; 3 bis 4 Punkte: geringe Abhängigkeit; 5 bis 10 Punkte: mittlere bis hohe Abhängigkeit.

Erschienen am 16.12.2009

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.