Scharfes Brennen im Kehlenbereich

Reflux-OP | Foto: Skizze: Prof. Wykypiel
4Bilder

Sodbrennen durch Stress, unregelmäßiges Essen meist spät am Abend, fetthaltige Speisen

Es ist das scharfe Brennen im Kehlenbereich und das schmerzhafte Stechen hinter dem Brustbein, die sehr viele Zeitgenossen immer wieder heimsuchen: Sodbrennen. Bittersaures Aufstoßen, das keineswegs ignoriert werden darf und auch behandelt werden soll.

Sodbrennen ist in gewisser Weise bereits zur Volkskrankheit geworden. Sehr oft als Folge von zuviel Stress, unregelmäßiges Essen (oft sehr spät am Abend), besonders fetthaltige Speisen, Zigaretten, Alkohol, mehrere Espressos am Tag usw. Die Folge: scharfes Brennen in der Speiseröhre, Sodbrennen als inneres Höllenfeuer, verbunden mit dem Aufstoßen von bitterer, scharfer Flüssigkeit in der hinteren Mundhöhle.

Magensaft in der Speiseröhre reizt die Schleimhaut
Manche leiden oft nur ein, zwei Mal im Monat an Sodbrennen als Folge einer üppigen, schweren Mahlzeit, für andere wiederum bedeutet Sodbrennen eine Dauerbelastung. Der Grund: Aus dem Magen steigt Magensaft in die Speiseröhre auf. Die gereizte Schleimhaut reagiert darauf mit einem ätzenden, brennenden Schmerz oberhalb des Magens, mitunter auch Oberbauchbeschwerden.

Chronische Heiserkeit
Manchmal gelangt der saure Mageninhalt bis in den Rachen oder auch bis zum Kehlkopf oder zu den Stimmbändern und reizt die-se. Sollte das öfter der Fall sein, können chronische Heiserkeit und bei Nichtbehandlung unter Umständen auch Asthma auftreten.

Fettreiche Nahrung
Selbstverständlich kommt es immer wieder mal vor, dass es nach der Einnahme von besonders fettreicher Nahrung zu einem sauren Aufstoßen (natürlichem Reflux) kommt. Das bedeutet keineswegs eine gesundheitliche Gefahr.

Doch wer mehrmals pro Woche von starkem Sodbrennen betroffen ist, der sollte unbedingt seinen Hausarzt aufsuchen. Denn Sodbrennen kann auch zu Entzündungen, Geschwüren, Narben-bildung führen. H. Schöffthaler

Zur Sache
Ernährungsänderung und Kontrolle ist auch bei Refluxkrankheit wichtig: Gastroskopie

Gut 30 Prozent der Bevölkerung haben zumindest einmal im Monat Sodbrennen! Und was mit gelegentlichen Beschwerden nach solchen Diätfehlern beginnt, kann sich im Laufe der Jahre zu einem hartnäckigen und täglichen Problem auswachsen, welches die Lebensfreude ganz schön vermiesen kann.

Ao.Univ.-Prof.Dr. Heinz Wykypiel ist Refluxspezialist an der Universitätsklinik für Chirurgie, Innsbruck (Tel.: 0512 504 22959). Sein Rat: Der Hausarzt wird ev. vorübergehend ein Medikament verschreiben, das die Magensäure neutralisiert oder überhaupt reduziert. Wenn sie aber zu den Patienten gehören, die unter dauerhaften Beschwerden leiden, dann sollten Sie zumindest einmal Speiseröhre und Magen vom Facharzt mittels Gastroskopie genauer anschauen lassen.

Der Facharzt wird dann auch winzige Gewebeproben aus der unteren Speiseröhre nehmen, um mikroskopisch feststellen zu lassen, ob sich die Schleimhaut schon dauerhaft verändert hat und sie eventuell doch regelmäßig kontrolliert werden sollte.

Hausarzt Dr. Wolfgang Laimer berät:
Einfache Maßnahmen helfen

Das häufigste Symptom der Refluxkrankheit ist Sodbrennen. Es wird von den Patienten als dumpfer Schmerz oder Druck in der Magengegend beziehungsweise hinter dem Brustbein empfunden.

Weiters können Schluckstörungen, morgendliche Heiserkeit und vermehrtes saures Aufstoßen Symptome einer Refluxkrankheit sein.

Die Beschwerden treten verstärkt nach dem Essen, im Liegen und bei Betätigung der Bauchpresse auf.

Unzureichender Verschluss der Kardia
Ursächlich ist meist ein unzureichender Verschluss der Kardia (Mageneingang), dadurch kommt es zu einem Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre.

Wird die empfindliche Schleimhaut in der Speiseröhre vom sauren Magensaft angegriffen, und kommt es zu oben genannten Beschwerden, spricht man von der Refluxkrankheit.

Eine endgültige Diagnose, und vor allem das Ausmaß der Erkrankung, kann jedoch nur durch eine Gastroskopie (Speiseröhren- und Magenspiegelung) gestellt werden.

Die Refluxkrankheit kann in jedem Lebensalter auftreten und ist fast immer behandlungsbedürftig.

Bestimmte Speisen meiden
Was ist zu tun, wenn Beschwerden vorliegen:
Es ist erwiesen, dass ein erhöhtes Kopfkissen zum Schlafen, fettarme Ernährung und der Verzicht auf Zigaretten und Kaffee die Säurebelastung in der Speiseröhre reduzieren können.

Es ist auch sinnvoll, sich erst drei Stunden nach dem Essen hinzulegen, weiters sollten bestimmte Speisen (Zwiebel, Knoblauch, Schokolade, Alkohol, Pfefferminze, Marmelade, scharfe Gewürze und Kaffee) vermieden werden, da sie den Reflux anregen und sich bereits bestehende Beschwerden verschlechtern können.

Auch Schwangerschaft kann Refluxkrankheit verursachen Übergewicht, Verstopfung und eine Schwangerschaft können ebenso die Beschwerden einer Refluxkrankheit auslösen beziehungsweise verstärken.

Medikamentöse Therapie
Ist eine Änderung des Lebensstils nicht ausreichend, um die Beschwerden zu lindern, muss eine medikamentöse Therapie begonnen werden.
Kommt es zu intolerablen Restbeschwerden trotz entsprechender medikamentöser Therapie oder besteht eine Intoleranz gegenüber den verordneten Medikamenten, ist an eine operative Sanierung zu denken.

Facharzt Ao.Prof. Dr. Heinz F. Wykypiel berät:
Wann muss der Chirurg ran?

Änderung des Ernährunsverhaltens und sehr effektiv säure-unterdrückende Medikamente (sogenannte PPI) reichen bei den meisten aus, um dauerhaft beschwerdefrei zu sein, müssen dann aber fast immer lebenslang eingenommen werden.

Wenn Ihre Lebensqualität trotzdem schlecht ist oder Sie nicht lebenslang Medikamente einnehmen wollen, kann der Chirurg die Ursache für den Reflux durchaus beheben: Nämlich den zu schwachen Schließmuskel mit einer laparoskopischen Operation (mittels Knopflochchirurgie ) verstärken, indem er ihn mit dem obersten Teil des Magens umarmt. Das nennt man Fundoplicatio.

Säure- und eine Druckmessung
Diese Operation dauert etwa eineinhalb bis zwei Stunden, der Aufenthalt im Krankenhaus etwa vier Tage. Zuvor wird ambulant eine Säure- und eine Druckmessung mit einer dünnen Sonde in der Speiseröhre durchgeführt, um andere Funktionsstörungen, die ähnliche Beschwerden verursachen, auszuschließen (und ca. sechs Monate nach der Operation zur Qualitätskontrolle).

Krankenstandsdauer 2 Wochen
Die ersten zwei Wochen nach der OP sollte man sich vorwiegend flüssig/breiig ernähren, da eine vorübergehende Schluckstörung auftreten kann. Ebenso sollte man zwei Monate nichts Schweres heben, damit das Zwerchfell, das man bei der OP standardmäßig mitrepariert, gut verheilen kann. Die Krankenstandsdauer beträgt ca. zwei Wochen nach Maßgabe des Hausarztes. Vor allem im ersten Jahr können vermehrte Blähungen beobachtet werden, da geschluckte Luft vom Magen nicht mehr so leicht nach oben entweichen kann und den natürlichen Weg der Verdauung nimmt.

Die OP ist sehr effizient: Nach einer eigenen Untersuchung unserer Patienten an der Innsbrucker Klinik sind gut 90 % auch nach 10 Jahren noch zufrieden!

Es gibt auch Verfahren, bei denen mittels Gastroskopie die Speiseröhre von innen repariert wird. Diese haben sich bisher nicht durchgesetzt und sind größtenteils wieder vom Markt verschwunden, da sie nicht einmal halb so wirksam, aber fast gleich teuer wie eine Operation sind.

Wie finde ich einen Spezialisten?
Suchen Sie einen Arzt, der

>> sich ausreichend Zeit für Sie nimmt und das ganze Spektrum Diagnose- und Therapiemöglichkeiten inklusive Diätberatung anbieten kann vor allem auch die Säure- und Druckmessung der Speiseröhre,

>> im Rahmen der Gastroskopie Gewebeproben aus der Speiseröhre nimmt,

>> vor und nach einer allfälligen Operation Säure und Druckmessungen durchführt (Qualitätskontrolle!),

>> mit HNO- und Lungenfachärzten vernetzt ist und

>> seine Patienten nachkontrolliert und die Ergebnisse in Fachzeitschriften und auf internationalen Kongressen präsentiert.
Fragen Sie Ihren Arzt nach diesen Punkten!

Erschienen am 15.07.2009

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.