Schizophrenie - Die stigmatisierte Krankheit

Schizophrenie | Foto: Foto: istockphoto
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Die Symptome sind irrationale Ängste, Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Die Betroffenen werden oftmals stigmatisiert und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Noch immer dominiert das Unwissen über die Erkrankung.

(rj). Schizophrenie erzeugt Angst, nicht nur bei den Erkrankten selbst. Gerade für das soziale Umfeld sind die Veränderungen, die infolge der Störung auftreten, schwer zu verstehen und zu akzeptieren. Das Bewusstsein, dass Schizophrenie eine diagnostizierbare und behandelbare Krankheit ist, hat sich immer noch nicht gegen die Vorurteile, die teilweise tief in der Bevölkerung verankert sind, durchgesetzt.

Erkrankungen des Gehirns
Dabei hat Schizophrenie ganz konkrete Ursachen, wie Univ.Prof. Dr. Martina Hummer, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, erklärt: Schizophrene Störungen sind Erkrankungen des Gehirns, bei denen es zu einer Störung des Gleichgewichts der Neurotransmitter kommt. Jenen Stoffen also, welche die Reize zwischen den einzelnen Nervenzellen weiterleiten. Besonders der Neurotransmitter Dopamin scheint eine besondere Rolle zu spielen. So wurde bei Schizophrenie-Erkrankten in gewissen Hirnbereichen ein Dopaminmangel, in anderen Bereichen wiederum ein Dopaminüberschuss festgestellt.

Genaue Ursache noch unbekannt
Worin die Ursachen für dieses Ungleichgewicht wiederum begründet sind, ist laut Univ.Prof. Dr. Wolfgang Fleischhacker von der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie noch nicht restlos geklärt: Es scheint aber so, dass es eine gewisse genetische Veranlagung dazu gibt, ein einzelnes Gen ist aber sicherlich nicht verantwortlich. Dazu kommen eine Reihe weiterer Faktoren wie etwa Erkrankungen der Mutter in der Schwangerschaft. Es gibt auch einen direkten Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum in der Jugend und einer um den Faktor Fünf gestiegenen Gefahr einer Erkrankung! Zudem ist bei erkrankten Personen ein leicht reduziertes Volumen an grauer und weißer Substanz im Gehirn festgestellt worden, was auf einen erhöhten Abbauprozess der Gehirnmasse hindeutet.

Typischerweise erkranken junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren, statistisch gesehen sind rund 80.000 ÖsterreicherInnen gefährdet.

Hauptsächlich junge Menschen betroffen
Dabei bleibt es bei rund einem Fünftel bei einer einmaligen Erkrankung, zwei Fünftel erleiden mehr oder weniger häufige Rückfälle und bei den restlichen zwei Fünfteln kommt es zu einer Chronifizierung.

Besonders wichtig bei der Behandlung von schizophrenen Schüben ist ein frühzeitiges Eingreifen, das aufgrund der langen Vorlaufzeit der Krankheit, mitunter Wochen bis Monate, möglich wird. Vorläufersymptome können Nervosität, Schlafstörungen und Depressionen sein, welche gerade bei wiederholter Erkrankung als Alarmsignale erkannt werden können.

Gezielte und frühzeitige Behandlung nötig
Aufgrund der neuen Forschungsergebnisse ist eine gezielte Behandlung mit Antipsychotika sowie psychotherapeutischen und rehabilitativen Therapieangeboten möglich. Eine große Schwierigkeit stellt allerdings die fehlende Krankheitseinsicht und die daraus resultierende mangelnde Behandlungsbereitschaft dar. Rund die Hälfte aller Schizophrenie-Kranken, die stationär in österreichischen Kliniken aufgenommen werden, haben im Vorfeld die Einnahme von Medikamenten unterbrochen. Würden die Patienten ihre Medikamente langfristig regelmäßig einnehmen, könnte ein großer Teil der Rückfälle verhindert werden.

Große Belastung für die Angehörigen
Eine besondere Herausforderung stellt eine Schizophrenieerkrankung für die Angehörigen dar, die mit dem unverständlichen und eigenartigen Verhalten des Betroffenen meist nur sehr schwer umgehen können. Unterstützung bieten die zahlreichen Selbsthilfegruppen, ein ambulanter 24-Stunden-Krisendienst steht vielerorts leider noch nicht zu Verfügung. Auch bei der Rehabilitation durch soziotherapeutische Maßnahmen gibt es noch Defizite.

Der Schizophreniebericht 2008
Umfangreiche Informationen gratis zum Download

Der erste Österreichische Schizophreniebericht wurde auf Initiative der Österreichischen Schizophrenie Gesellschaft (www.schizophrenie.or.at) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit erstellt. Erstmals wird damit die Situation von an Schizophrenie erkrankten Personen in Österreich umfassend dargestellt. In 29 Kapiteln, die von österreichischen Fachleuten erstellt wurden, thematisiert der Bericht verschiedene Aspekte der Erkrankung und referiert den Forschungsstand in Österreich im internationalen Vergleich. Von der Dokumentation der üblichen Lebens- und Behandlungsbedingungen der an Schizophrenie erkrankten Menschen bis hin zur Analyse des offenen Bedarfs in Forschung und Versorgung bietet der Bericht einen fundierten Einstieg in die Materie. Verfügbar ist die Datei auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit unter www.bmgfj.gv.at

Erschienen am 25.3.2009

Schizophrenie | Foto: Foto: istockphoto
Nervenzellen | Foto: Foto: istockphoto
Schizophreniebericht 2008 | Foto: Fotos: BMGFJ
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