Skifahren: Tempo oft unterschätzt

schifahrerhelm | Foto: Foto: Archiv

Unfallstudie auf Österreichs Pisten und wie man Unfälle vermeidet

Skifahren ist im Verhältnis zu den ca. 9 Mio. Wintersportlern, die jährlich in Österreich den Skisport ausüben, mit weniger als zwei Verletzte pro 1.000 Skitage kein gefährlicher Sport. Dennoch kommt es immer wieder zu Unfällen. Studien zeigen die größten Risikofaktoren auf.

(vk). Seit 15 Jahren führt der Österreichische Skiverband zusammen mit dem Institut für Sportwissenschaft Innsbruck Skiunfallerhebungen auf Österreichs Pisten durch. Dabei werden jene Unfälle erfasst, zu denen die Pistenrettung gerufen wird.

Demnach sind 90 % der Unfälle selbstverschuldete Einzelstürze. „Meist passieren diese, weil das Tempo nicht an das Fahrkönnen und die Bedingungen angepasst wird“, weiß der Innsbrucker Sportwissenschafter Gerhard Ruedl.

Geschwindigkeiten einschätzen
Die eigene Geschwindigkeit wird generell unterschätzt. Das zeigten Radarmessungen auf der Piste. Männer fahren meist schneller, können aber auch ihre Geschwindigkeit besser einschätzen. Frauen und besonders Anfänger glauben oft, deutlich langsamer unterwegs zu sein. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug bei diesen Messungen 44 km/h. Auch auffallend ist, dass zwei Drittel der Unfälle am Nachmittag passieren. Allerdings ist nicht klar, wie viele der verunfallten Personen erst nachmittags auf die Pisten gehen. „Ob also Ermüdung ein primärer Grund für diese Häufung ist, kann daher nicht festgestellt werden,“ klärt Ruedl auf.

Gefährdet: Knie, Rücken und Arme
Nach wie vor verletzen sich Skifahrer mit einem Anteil von rund 30 % an allen Verletzungen am häufigsten am Knie. Dabei verletzten sich Frauen mit 50% um das Doppelte häufiger am Knie als Männer. Ruedl erklärt diese deutliche Differenz mit anatomischen, muskulären und hormonellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dabei spiele bei Frauen die vermehrte X-Beinstellung, als auch eine unterschiedliche Muskelaktivierung sowie der Zeitpunkt im Menstruationszyklus eine Rolle. Weibliche Snowboarder verletzen sich meist am Arm, männliche eher im Schulter-Rücken-Nackenbereich. „Eventuell ist dies auf die steigende Anzahl von Funparks zurückzuführen, wo Sprünge und Stunts durchgeführt werden“, erklärt Ruedl diese Tendenz.

10 % Kopfverletzungen
Sowohl bei Skifahrern als auch bei Snowboardern liegt die Zahl der Kopfverletzungen in den letzten Jahren konstant bei rund 10 %.

Die Anzahl der Helmträger steigt jedoch. „Besonders nach dem Althaus-Unfall ist die Helmtoleranz deutlich gestiegen. Zuvor hatten Frauen weniger Helme getragen als Männer, seit dem Unfall sind es mit jeweils 60 % gleich viele“, stellt Ruedl fest. Laut Studie senkt das Tragen eines Skihelmes das Kopfverletzungsrisiko um fast 30%. Untersuchungen zeigten auch, dass das Nackenverletzungsrisiko durch den Helm nicht steigt. „Einen Helm zu tragen ist also nur zu empfehlen“, so Dr. Ruedl. Auch mit den Mutmaßungen, dass durch den Helm die Sicht eingeschränkt wird oder die Fahrer risikobereiter werden, räumt Dr. Ruedl auf: „Durch unsere Studien konnte dies nicht bestätigt werden.“

Aufwärmen lohnt sich
In einer groß angelegten Studie des ÖSV mit über 36.000 Skischülern konnte gezeigt werden, dass sich das Verletzungsrisiko durch entsprechendes Aufwärmen auf der Piste um die Hälfte reduziert. Die Aufwärmübungen sind auf www.oesv.at/breitensport/aufwaermen.html zu finden. „Arme kreisen, Herzkreislauf in Schwung bringen, Kniebeugen machen, die hintere Oberschenkelmuskulatur sowie die Innenschenkel dehnen und mit den Skiern aufkanten“, fasst Ruedl die Aufwärmübungen zusammen.

Zur Sache

So ist man auf Pisten sicher unterwegs

1. Ausrüstung jährlich checken und einstellen lassen (vor allem Bindungseinstellungen überprüfen)

2. Rücksichtsvoll fahren

3. Geschwindigkeiten der Fahrweise und den Pisten- bzw. Witterungsverhältnissen anpassen

4. Konditionelle Vorbereitung auf die Wintersaison

5. Aufwärmen auf der Piste (siehe Artikel rechts)

6. Genug Pausen einlegen. Vor allem bei harten Pistenverhältnissen ermüdet man schnell.

7. Helme und Schutzausrüstung tragen. Besonders für Snowboarder empfehlen sich Arm- und Rückenprotektoren

8. FIS-Regeln beachten
Erschienen am 20.01.2010

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.