Landesbauerntag: „Europa ist nicht das Problem, sondern die Lösung“

Foto: Bauernbund

TIROL. Die Zukunft der Landwirtschaft im Spannungsfeld der politischen Auseinandersetzungen wurde beim Landesbauerntag des Tiroler Bauernbundes in Igls heftig debattiert. Bauernbundobmann LH-Stv. begrüßte als Referenten den Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP), Joseph Daul und Bauernbundpräsidenten Jakob Auer. Die Botschaften: EVP stimmt Kürzungen im EU-Budget nicht zu. Die Berglandwirtschaft steht außer Streit.

Joseph Daul, selbst Bauer in der Nähe von Straßburg, leitet die Geschicke der EVP im EU-Parlament. Er forderte eine aktive Europa-Politik: „Europa ist die Lösung, nicht das Problem. Wir haben keine Schulden, weil wir nicht mehr ausgeben als wir im Topf haben. Deswegen ist Populismus gegenüber der Union fehl am Platz. Das ist zu einfach“. Die EVP müsse Werte vertreten. Daul sieht dabei die Agrarpolitik als einziges europäisches Politikfeld als Vorbild: „Wäre die Fiskal- und die Sozialpolitik auch so geregelt – wir hätten keine Probleme“. Dass die Landwirtschaft trotzdem oft und gerne angegriffen wird, ist für Daul logisch: „Wer gut arbeitet, der gerät ins Schussfeld“. Für die zukünftige gemeinsame Agrarpolitik (GAP) glaubt Daul an einen Vorschlag im Parlament mit Ende des Jahres. „Ich versichere den Tiroler Bäuerinnen und Bauern: Werden Kürzungen vorgeschlagen, dann stimmt die EVP nicht zu. Jeder Euro im EU-Budget ist ein Euro, der aktiv Investitionen in den Regionen auslöst“. Außer Frage stellt er die Unterstützungen für die Berglandwirtschaft. Daul will aber mehr Geld für Forschung und Innovation in der Landwirtschaft.

Schwierige Rahmenbedingungen
Von schwierigen Rahmenbedingungen sprach Bauernbundpräsident Jakob Auer. Der gebürtige Tiroler, der in Oberösterreich einen Hof bewirtschaftet forderte die Bauern auf, Lösungen anzubieten. „Nur zu sagen, was nicht geht, bringt uns nicht weiter. Wir müssen unsere Stärken betonen. Die Landwirtschaft ist die Wirtschaft am Land, die Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung sichert. Es stimmt: Jeder Euro für die Bauern löst eine Investition aus, von der alle profitieren“, meint Auer. Ihn ärgern die zahlreichen Attacken auf die Landwirtschaft. „Gerade für die Arbeiterkammer sind wir Zielscheibe. Das ist für die Nebenerwerbsbauern besonders bitter, wenn sie das mit ihren Mitgliedsbeiträgen sogar noch finanzieren“, so der Bauernbundpräsident. Dabei trage gerade die Landwirtschaft beim Stabilitätspakt des Bundes einen wesentlichen Anteil. Dafür fordert Auer jetzt aber die Unterstützung bei den Verhandlungen zur GAP: „Wir sind jetzt betroffen. Noch einmal ist das nicht tragbar. Auch Kanzler Faymann wird erkennen müssen, was die Bauern für unser Land bedeuten“.

Bauernbundobmann LH-Stv. Anton Steixner appellierte an die Gesellschaft, den Leistungen der Bauernfamilien mit Respekt für deren Fleiß und Anständigkeit zu begegnen. „Wenn behauptet wird, dass die Bauern zu viel Ausgleichszahlungen bekommen, liegen falsche Zahlen am Tisch. Lediglich zwei Prozent des Landeshaushaltes sind Agrarzahlungen. 55 Mio. Euro an Bauerngeldern stehen 463 Mio. Euro für den Sozialbereich gegenüber. Das sind die großen Posten, auch wenn sie berechtigt sind“, stellt Steixner klar.

Er forderte von Auer und Daul klare Aussagen zur Berglandwirtschaft. „Wenn in Europa eine ´grünere` Landwirtschaft verlangt wird, dann sollen sie sich unsere Form der Landwirtschaft anschauen. Umweltmaßnahmen und Ausgleichszulage sind für natürliche Nachteile unverzichtbar“, meint Steixner. Die Bauern sollen laut Steixner mit Optimismus in die Zukunft blicken: „Regionalität wird wichtiger, gleichzeitig müssen wir immer mehr Menschen weltweit ernähren. Bauer sein ist ein Zukunftsberuf“.

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