"Todesstoß für den Raftingsport"?

Restwasser-Junkies: Der Raftingverband kämpft um das Wasser im Inn.
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  • hochgeladen von Stephan Zangerle

MILS b. IMST (sz). "Wir sind keine Wasserkraft-Verweigerer, aber wir haben berechtigte Existenzängste. Rafting ohne Wildwasser ist wie Sölden nur mit Anfängerpisten", bringt es Hans Neuner im Namen des Tiroler Raftingverbandes bei der kürzlich einberufenen Pressekonferenz im Trofana Tyrol auf den Punkt und spricht damit die von der TIWAG geplanten Kraftwerksprojekte im Tiroler Oberland an.

Wertschöpfung für Region
"Wird dieses Kraftwerk gebaut, bleibt nicht genügend Wasser im Inn um den Raftingsport aufrechtzuerhalten", befürchtet auch Marcel Pachler vom Raftingsportverband.

Dass das Wildwasservergnügen in Europa einen einzigartigen Stellenwert besitzt und auch wirtschaftlich ein wichtiger Zweig für die Region ist zweifelten auch die anwesenden Gemeindechefs und Tourismusfunktionäre nicht an.

23 Unternehmer, insgesamt 506 saisonal und 96 ganzjährig beschäftige Angestellte schicken rund 110.000 Gäste jährlich über den Inn. "Von der Sportart profitieren auch unsere Systempartner und der Tourismus. Allein 198.000 Nächtigungen werden von uns gebucht", führt Alois Amprosi aus. Der Gesamtumsatz wird vorsichtig auf insgesamt 38,5 Millionen Euro geschätzt.

"Viel zu verlieren"
"Um erfolgreich sein zu können braucht es das Alleinstellungsmerkmal und Nachhaltigkeit", weiß Neuner: "Selten war ein Produkt so dafür prädestiniert wie Rafting und der Gast kommt genau deswegen nach Tirol."

Würde man diesem Wirtschaftszweig sprichwörtlich den Saft abdrehen, bleiben auch die Gäste aus, so die Befürchtung. Bgm. Ingo Mayr, der die Sportart ebenfalls dem Kraftwerk vorziehen würde, betont: "Wir alle brauchen Strom. Gäbe es aber zwischen Silz und Imst kein Rafting mehr, wäre der Tourismus in dieser Region dem Tode geweiht." Man wolle nicht zu "Restwasser-Junkies" werden und eine Existenz neben dem geplanten Kraftwerk ist seitens des Raftingverbandes nicht in Sicht.

"Das Wasserkraftwerk soll natürlich rentabel sein und dafür benötigt die TIWAG viel Wasser, genau wie wir. Beides wird ohne Wunder nur schwer zu vereinbaren sein", meint Pachler. Andrea Weber vom TVB Tirol West stimmt zu: "Rafting ist zu unserem Aushängeschild für die Region geworden. Wir haben Angst, dass mit diesem Bau der Sport im Keim erstickt wird."

Wünsche berücksichtigt
LA Bgm. Stefan Weirather, der beide Metiers bestens kennt, glaubt an eine gemeinsame Lösung: "Ich bin davon überzeugt, dass es einen Weg gibt der für beide Seiten ein befriedigendes Ergebnis darstellt, aber die TIWAG ist massiv gefordert dies umzusetzen."

Seitens der TIWAG beteuert Wolfgang Stroppa, der ebenfalls anwesend war, die Wünsche und Ängste des Verbandes ernstzunehmen. "Wir haben in den letzten zwei Jahren umfassende Erhebungen durchgeführt. Seit 2011 sind wir mit dem Raftingverband in einer Arbeitsgruppe, deren Aufgabe es ist, die absehbaren Auswirkungen der Projekte auf die Wasserführungen zu ermitteln. Dann sollen alle Maßnahmen ergriffen werden, die die Ausübung des Raftingsportes weiterhin ermöglichen."

TIWAG-Chef Bruno Wallnöfer in einer Presseaussendung dazu: "Allein aufgrund des UVP-Bewilligungsverfahren ist sichergestellt, dass niemand dem Raftingsport das Wasser abgegraben wird." Die Aufrechterhaltung des Bootsbetrieb wird auch seitens der Gegner nicht angezweifelt, "das habe aber nichts mehr mit Rafting zu tun", so die abschließende Argumentation.

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