"Die Dreigroschenoper": Brecht im perfekten Laienspiel

Schlussszene von Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" in der Freilichtbühne Gaflein.
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NASSEREITH. Ja, es braucht Mut, als Laienbühne sich an Bertolt Brechts "Dreigroschenoper" heranzuwagen. Und es braucht auch Mimen, die sich dieser Herausforderung stellen und mit Sylvia M. Huber auch eine Regisseurin, die an die Sache glaubt. Die "Franz Kranewitterbühne Nassereith" hat das Abenteuer gewagt und dieses auf allen Linien besiegt. Naja, fast.
Am Anfang steht die Frage: "Wie macht man aus Schauspieler Sänger?" Nun, die Musik vom Kurt Weil ist alles andere als einfach gestrickt. Die Imster Musikschullehrerin Christine Niederbacher formte in den letzten Monaten die Darsteller und das mit Präzision. Aber erst wenn eine Bühne zwei Schauspieler wie Dietmar Unterlechner (J. J. Peachum) und Markus Falbesoner (Mackie Messer) zur Verfügung hat, so kann an die Umsetzung solcher Literatur gedacht werden. Unterlechner ist ein geldgeiler, gieriger Bettlerkönig, Falbesoner als Verbrecherkönig sein gewissenloses, skrupelloses Pendant. Beide großartig in ihren Rollen.
Peachums Gattin Celia, eine neurotische Alkoholikerin, wird grandios von Martina Wander umgesetzt. Ihre Interpretation der "Ballade von der sexuellen Hörigkeit" würde auch an größeren Häusern begeistern. Unglaublich intensiv und gesanglich ergreifend entpuppte sich Corinna Lair als "Spelunken Jenny". Gänsehaut ob ihrer Darbietung bei der "Seeräuber Jenny"-Ballade.

Auch der Nachwuchs begeistert

Tamara Agerer als "Polly" und Johanna Schatz als "Lucy" (das schwierige Eifersuchtsduett der beiden war ein gesanglicher Höhepunkt) sowie Clemens Thurner als "Münz Matthias" und Stefan Agreiter als "Hakefinger Jakob" begeisterten. Auch Philip Mang (Konstabler Smith und Pastor) und Fabienne Trs als "Emily Filch" hinterließen starke Eindrücke. Hermann Krabichler ließ als Polizeichef "Brown" wenig Zweifel an seinem Vorbild "Columbo" aufkommen. Bettina Brand, Birgit Auer und Stefanie Niedermayr als Gina, Dolly und Sunny gefielen.
Die Moritat des Mackie Messer ("Und der Haifisch, der hat Zähne …") sang gefühlvoll und ausdrucksstark Lydia Thurner, die auch als Erzählerin durch die Handlung führte. Bleiben noch drei Dinge: Geniale Bühne, die ohne Umbauten auskommt, geniale musikalische Lösung durch Johanna Niederbacher und dem Streich-Orchester Sonarkraft und geniale Kostüme durch Bettina Brand.
Womit wir beim "naja, fast" wären. Die verstörende Handlung ist nicht jedermanns Sache, auch kennen viele im Publikum die Handlung und den Hintergrund des Werkes nicht. Das hinterlässt Irritation, wie es auch bei der Premiere der Fall war. Aber eines ist sicher: Die Franz Kranewitterbühne hat sich mit der "Dreigroschenoper" in den Theaterolymp gespielt.
Nächste Termine: 30.6., 2.7. Infos: 0676-4873417

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