Kajakelite zähmte das Wildwasser

Foto: Foto: J.Klatt
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OETZ (sgh). Nach einem intensiven Rennwochenende auf der legendären Wellerbrückenstrecke im Ötztal, fuhr der 25-jährige Joe Morley aus Leeds in Großbritannien den weltbesten Wildwasserpaddlern im Finale einfach davon und sicherte sich zum zweiten mal hintereinander den begehrten Titel des Extremkajakweltmeisters, vor den beiden Neuseeländern Mike Dawson und Jamie Sutton.

Im vergangenen Jahr überraschte Morley die Kajakszene, als er den scheinbar unschlagbaren dreifachen adidas Sickline Weltmeister Sam Sutton aus Neuseeland bezwang. In diesem Jahr reiste der Slalomspezialist als Titelverteidiger und Topfavorit an und hielt dem Druck stand. Er legte einen beeindruckenden Finallauf auf der 7°C kalten Ötztaler Ache hin und fuhr die Tagesbestzeit, 56,48 Sekunden. Damit war er eine Sekunde schneller als der Zweitplatzierte Mike Dawson (0:57,42).

„In meinem letzten Lauf hat einfach alles gepasst. Ich bin über das Wochenende von Lauf zu Lauf immer schneller geworden“, so Morley. „Somit wusste ich ganz genau, was ich wo zu tun hatte und das habe ich dann einfach umgesetzt! Ich war etwas nervös, da Gerd Serrasolses schon das ganze Wochenende superschnell unterwegs war und bei dieser WM einen Wahnsinnlauf hatte. Heute an ihm vorbeizuziehen war schon eine Hammerleistung – wieder einmal! Es fühlt sich ziemlich gut an, zweimal in Folge zu gewinnen. Das muss ich jetzt mindestens noch zweimal machen. Theoretisch kann man auf diesem Kurs immer noch irgendwo Zeit rausholen. Ich kann immer noch fitter oder noch stärker im Flachwasser sein. Ich weiß es ist ein ehrgeiziges Ziel, Sams Rekord von drei adidas Sickline WM-Siegen schlagen zu wollen, aber ich werde wiederkommen und es versuchen, solange ich kann.“

Für Mike Dawson, war es bereits die dritte Silbermedaille bei der adidas Sickline WM nach 2009 und 2011. “Es tut gut, hier wieder auf dem Podium zu stehen“, so Mike Dawson. „Letztes Jahr bzw. dieses Jahr, hatte ich eine OP. Ich habe mir letztes Jahr den Rücken gebrochen, deswegen ist es einfach cool, wieder paddeln zu können. Es wird hier jedes Jahr härter und härter, es kommen immer mehr Jungs, die sich auf Extremrennen konzentrieren und dies zu ihrem Hauptsport machen und sie trainieren das ganze Jahr über wirklich hart. Und es gibt immer mehr neue Rennen, die wirklich gut sind und einen fordern. Wenn dann alle hier zum absoluten Höhepunkt der Saison zusammenkommen, will jeder gewinnen. Und das ist wirklich hart, wenn du in der Vergangenheit immer erfolgreich warst, mit all den jungen Nachwuchspaddlern, die dir an den Fersen hängen und dir deinen Platz auf dem Podium streitig machen wollen, klar zukommen. Es ist hart, aber es macht auch viel Spaß.”

Während Sam Sutton, der seine Tagesbestzeit (0:56,50) im Halbfinale fuhr, Schwierigkeiten hatte, bei dem niedrigen Wasserstand von 1,82 m seine Ideallinie zu finden, hielt sein jüngerer Bruder Jamie heute die Familienehre hoch und sicherte sich die Bronzemedaille mit einer Zeit von 57,50 Sekunden. Jamie Suttons Streckenrekord von 0:55,73, den er letztes Jahr aufgestellt hatte, wurde an diesem Wochenende nicht angekratzt.

“Ich bin ziemlich froh, dass mein Rekord noch Bestand hat”, so Jamie Sutton. “Ich habe gesehen, wie Gerd und Sam ziemlich nah herankamen und da wurde ich schon ein bisschen nervös, denn ich hatte eigentlich darauf gehofft, mich selbst zu unterbieten. Aber da es mir nicht gelungen ist, bin ich froh, dass es auch kein anderer geschafft hat. Ich bin überglücklich über den dritten Platz. Weiter vorne zu sein wäre auch schön gewesen, aber ich glaube der dritte Platz war heute für mich bestimmt. Es tut mir allerdings leid für Sam, weil ich dachte, dass dies sein Jahr sein würde. Es wäre schön gewesen, ihn wieder an der Spitze zu sehen. Trotzdem freue ich mich, hier mit Mike zu stehen, und auch Joe ist ein wirklich guter Freund, also bin ich froh. Ich finde es ist ein gutes Podium dieses Jahr.”

Gerd Serrasolses, der die Qualifikation am gestrigen Tag dominierte und mit einem Vorsprung von 2,5 Sekunden gewann, zeigte seinen besten Lauf heute im Viertelfinale (0:56,58). Im Halbfinale traf der Spanier beim Head-to-Head Duell auf seinen Teamkollegen Sam Sutton. Nachdem Serrasolses die Latte mit einer weiteren Topzeit (0:56,77) sehr hoch gelegt und Sutton eine Runde zuvor nur eine 0:57,97 geschafft hatte, fürchteten schon einige, der dreifache Weltmeister würde das Finale nicht erreichen. Doch der Kiwi bewies einmal mehr seine Klasse, und fuhr im entscheidenden Moment die bis zu dem Zeitpunkt schnellste Zeit des Tages (0:56,60). Gerd Serrasolses qualifizierte sich zwar als Lucky Loser für das Finale, erreichte am Ende aber nur den undankbaren 4. Platz.

Eine der größten Überraschungen in der K.O.-Runde war sicherlich die Niederlage des letztjährigen Bronzemedaillengewinners und Topfavoriten Egor Voskoboynikov (RUS). Das 28-jährige Kraftpaket beeindruckte die Konkurrenz mit der zweitschnellsten Zeit sowohl in der Qualifikation als auch im Viertelfinale, musste aber im Halbfinale aufgrund einer Reihe kleinerer Fahrfehler Tribut zollen. Der Russe unterlag in seinem Heat dem Kanadier Joel Kowalski, der nur eine Hundertstel Sekunde schneller war als er. “Ich bin sehr enttäuscht, denn ich hatte mehr von mir erwartet“, so Voskoboynikov . “Mein erster Lauf hat gezeigt, dass ich hier gewinnen kann, aber irgendwie sollte es nicht sein. Ich werde noch lange darüber nachdenken, meine Fehler analysieren und nächstes Jahr wiederkommen, um zu gewinnen.“

Fünfzehn Frauen nahmen dieses Jahr an der adidas Sickline WM teil, so viele wie noch nie zuvor. Die fünf schnellsten Damen der Qualifikation trugen ihren Wettkampf um den Titel der adidas Sickline Queen ebenfalls auf der oberen Wellerbrückenstrecke aus. Die derzeit beste Extrempaddlerin der Welt, Nouria Newman aus Frankreich, siegte erwartungsgemäß mit einem beeindruckenden Vorsprung von 6 Sekunden auf die zweitplatzierte Toni George (NZL) und 10 Sekunden auf die drittplatzierte Martina Wegman (NED).
„Ich bin wirklich glücklich über den Verlauf des Rennens. Ich habe nur kleine Fehler gemacht und das hier ist ein Fluss, auf dem man große Fehler machen kann und überspült wird. Deshalb hatte ich einen wirklich guten Tag. Ich messe mich nicht mit anderen Paddlerinnen, sondern versuche nur gegen mich selbst zu fahren und in den Zustand zu kommen, in dem man die perfekte Bewegung im Fluss hat. Ich freue mich, Erste geworden zu sein, obwohl ich nicht 100 prozentig zufrieden bin mit meinen Läufen. Das ärgert mich schon ein wenig, aber es ist okay, das zwingt mich, besser zu werden.“

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