Anton Seeber: Politik muss Entscheidungen treffen

Anton Seeber investiert heuer in Telfs 5 Mio. Euro und schafft so 50 Arbeitsplätze | Foto: Leitner
  • Anton Seeber investiert heuer in Telfs 5 Mio. Euro und schafft so 50 Arbeitsplätze
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Hat der vergangene schneearme Winter Spuren im Unternehmen hinterlassen?
Anton Seeber: „Ja, insofern, dass man sich immer wieder bewusst wird, die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Denn wir haben uns auf die veränderten Kundenbedürfnisse einzustellen, auch müssen wir uns im Unternehmen mit anderen Betätigungsfeldern beschäftigen. Aber der Wintertourismus hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert, auch für die Beschäftigung im Unternehmen.“

Die Unternehmensgruppe Leitner hat Betriebe in Nord- und Südtirol. Worin liegt der Vorteil dieser Standortteilung?
„Es sind grundsätzlich einmal zwei unterschiedliche Kulturen. Gegenüber Südtirol haben wir in Nordtirol gewisse Vorteile, wie zum Beispiel die Flughafennähe. Weiters schätze ich in Nordtirol sehr die raschen Genehmigungsverfahren, die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Gemeinde Telfs und dem Land Tirol.“

Wie sehen Sie die von der Politik immer strapazierte Euregio? Erkennen Sie Vorteile für Ihr Unternehmen?
„Ich weiß theoretisch, dass es eine sogenannte Euregio gibt. Aber Vorteile für uns gibt es gar keine. Weder in Südtirol noch in Nordtirol.“

Die Seilbahnbranche kommt immer wieder in die Kritik der Umweltschützer. Wie sehen Sie die Entwicklung?
„Die kleinen Anlagen geraten zusehends unter Druck, größere Gebiete zusammenzuschließen ist durchaus noch möglich. Der Grundausbau ist eher abgeschlossen, zumindest in Nord- und Südtirol. Aber man hat aus der Vergangenheit gelernt, Skigebiete viel umweltschonender auszubauen. Denn die Natur ist das Kapital der Tourismusorte. Jetzt investieren viele Bahnbetreiber in umweltschonende und sparsamere Technologie und hier haben wir viele Innovationen zu bieten.“

Ihre Unternehmensgruppe produziert in Telfs unterschiedliche Komponenten für Seilbahnen, Schneekanonen und Pistenfahrzeuge. Sie investieren heuer 5 Mio. Euro in den Standort und schaffen so 50 neue Arbeitsplätze. Warum bleiben Sie in Nordtirol?
„Wir sind ein international tätiges Unternehmen, welches mit Seilbahnen von LEITNER ropeways, Pistenfahrzeugen von PRINOTH und Beschneiungssystemen von DEMACLENKO höchste technologische Standards setzt. Mit der Erweiterung unseres Firmenstandortes in Telfs in Tirol können wir nun unsere Präsenz am österreichischen Markt stärken. Der Ausbau des Standbeins unserer Unternehmen in der Wintersportnation Österreich ist ein wichtiger Schritt, um mitten im Geschehen und nahe am Kunden zu sein. Die Produktpalette von Seilbahnen, Pistenfahrzeugen und Beschneiungssystemen macht uns zum weltweit einzigen Komplettanbieter von innovativen Wintersporttechnologien.“

Die Digitalisierung der Industrie ist sicher auch für Ihr Unternehmen ein großes Thema?
„Unser Unternehmen hat hier sehr schnell reagiert, viele Schritte werden automatisiert. Die Digitalisierung der Wirtschaft nutzen wir sowohl in der Produktion, aber auch in den Abteilungen Sicherheit und Qualität. Aber Innovationen sind vergleichbar mit Kindererziehung, trotz aller Bemühungen weiß man nie, wie sie sich entwickeln. Nur: Innovationen, wie eben Kinder auch, sind die Zukunft .“

Wie sehen Sie die EU nach dem Brexit-Entschluss der Briten? Gibt es Auswirkungen auf Ihr Unternehmen?
„Für unsere Gruppe erwarte ich mir keine gravierenden Auswirkungen durch den Ausstieg Großbritanniens, weil wir dort nur wenig Marktpräsenz haben. Ich hoffe, dass die EU den Brexit als Weckruf versteht. Eines ist klar: Die EU hat in Brüssel zu viele Technokraten, die viele Regeln und Vorschriften aufstellen, die zwar in der Theorie funktionieren, aber in der Praxis nicht.“

Welchen Wunsch hätten Sie an die Nordtiroler und Südtiroler Politik?
„Einen ganz einfachen: Dass die Politiker Entscheidungen treffen. Dies würden auch die Wähler in Zukunft wieder mehr belohnen.“

Unternehmensgruppe Leitner:

Die Unternehmensgruppe Leitner beschäftigt in Österreich 253 Mitarbeiter (davon 170 in Telfs) und erzielte 2015 in Österreich einen Umsatz von 144,9 Mio. Euro.

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