Wenn ohne Drogen nichts geht
Immer mehr Menschen bewältigen ihren Alltag nicht mehr ohne Drogen – legale oder illegale.
Doping ist längst nicht nur im Spitzensport ein Thema. Zahlreiche Österreicher schaffen es nicht, ihren Alltag ohne Suchtmittel zu bewältigen, man spricht hier also von Alltagsdoping.
ÖSTERREICH. Doping ist längst nicht nur im Spitzensport ein Thema. Zahlreiche Österreicher schaffen es nicht, ihren Alltag ohne Suchtmittel zu bewältigen, man spricht hier also von Alltagsdoping. Alltagsdoping zieht sich durch alle sozio-ökonomischen Schichten. Die Betroffenen verhalten sich so, dass ihr Suchtverhalten für ihr Umfeld völlig unbemerkt bleibt – sie konsumieren, um zu funktionieren. "Es ist absurd, dass wir bei Doping zwar mit dem Finger auf den Spitzensport zeigen, dabei aber die Frage vernachlässigen, wie oft jede und jeder in Österreich zu Suchtmitteln greift, um ganz alltägliche Aufgaben zu bewältigen", sagt Michael Musalek, ärztlicher Leiter des Anton Proksch Instituts und Vorstand des Instituts für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit der Sigmund Freud Privatuniversität Wien (SFU).
Studie soll Aufschluss geben
Wie viele Menschen in Österreich tatsächlich nur mehr aufgrund des Konsums ihre alltäglichen Leistungen erbringen können, ist bislang nicht bekannt. Aufschluss darüber soll nun eine Studie des Instituts für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit der SFU im Auftrag der Stiftung Anton Proksch-Institut Wien bringen. Erste Ergebnisse sind um den Jahreswechsel 2020/21 zu erwarten. "Wir schätzen, dass etwa 150.000 Menschen in Österreich medikamentenabhängig sind", so Musalek. Leistungssteigernde Präparate kommen dabei ebenso zum Einsatz wie "Downer", also Schlaf- und Beruhigungsmittel, welche die Regeneration ermöglichen. Medikamentensucht ist aber nur eine Facette des Alltagsdopings. Illegale Substanzen wie Kokain, die aufputschend wirken, werden ebenso konsumier wie Alkohol. "Alkohol baut Spannung ab – das kann vor einer wichtigen Besprechung ebenso als notwendig empfunden werden wie beim fast schon obligatorischen ,After-Work-Drink‘", erklärt Musalek, und ergänzt: "Natürlich ist nicht jedes Glas Alkohol Alltagsdoping. Wir sprechen dabei ausdrücklich nicht von einem Achtel Wein, das gemütlich bei einem Fest im Freundeskreis genossen wird, sondern von Konsum, der als notwendig und im weitesten Sinne leistungssteigernd empfunden wird."
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