"Wien ist die beste deutschsprachige Stadt"

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Reiseguru Helge Timmerberg veröffentlicht am 1. März sein 13. Buch "Die rote Olivetti". Die bz traf den Wahlwiener schon vorab zum Interview.

Sie kommen ursprünglich aus Deutschland, leben und arbeiten mittlerweile aber in Wien und dem Schweizer Städtchen St. Gallen. Warum die österreichische Hauptstadt?
HELGE TIMMERBERG: Wien ist die beste deutschsprachige Stadt. Hier ist alles schön. Ich mag die Wiener Lässigkeit und den Schmäh. Der schwarze Humor hat seine Wurzeln im jüdischen und ist oft auch sehr tiefgründig.

Inwieweit sind die Wiener lässig?
Das ist die grundlegende Mentalität. "Das passt schon" ist das Motto dieser Stadt und völlig entgegengesetzt zur deutschen Gründlichkeit. Das zeigt sich an so vielen Dingen.

Zum Beispiel?
Die Raucherdebatte. Die EU beschließt Gesetze, der Wiener bricht sie nicht, aber er beugt sie. Da redet man dann eben 2018 nochmal drüber. Ich finde hier immer noch so viele Cafés, wo es gemütlich ist und man rauchen darf.

Ihre Empfehlung?
Das Daniel Moser in der Rotenturmstraße 14. Hier gibt es auch wirklich sehr guten Kaffee.

Werden Ihre Bücher im Kaffeehaus geschrieben oder direkt auf der Reise?
An unterschiedlichen Orten, aber nicht auf der Reise selber. Ich muss die Erlebnisse erst setzen lassen. Mit ein wenig Abstand verliert man, was man nicht braucht und behält, was einen berührt hat.

Worum geht es im neuen Buch?
Wie immer um mich und diesmal auch um meinen Beruf als Journalist. Es beginnt auf einem LSD-Trip, aber natürlich spielen auch Reisen und Frauen eine große Rolle. Ich schreibe immer nur über Dinge, die ich wirklich erlebt habe. Für alles andere fehlt mir auch die Fantasie. Wenn ich sage, ich bin versehentlich auf ein Krokodil gesprungen, dann ist das auch passiert.

Sind Sie einmal auf ein Krokodil gesprungen?
Ja, vor Jahren im Amazonas. Diese Tiere rechnen zum Glück nicht damit, dass jemand auf ihren Kopf landet und flüchten bei so was panisch.

Sie haben schon in den 1970er Jahren zu schreiben begonnen. Wie hat sich die Branche im Lauf der Jahre verändert?

Ich musste mich mit Volontariaten und ähnlichem hocharbeiten. Die 1980er Jahre waren generell die Freiheit schlechthin. Da konnte man über alles schreiben. Bordell-Besuche oder Kiffen mit Hippies im indischen Goa waren Auftragsarbeiten, für die es Spesen und satte Honorare gab. In den 1990er Jahren war die Bezahlung am besten, danach habe ich begonnen Bücher zu schreiben.

13. sind es mittlerweile. Womit soll man einsteigen?
"Tiger fressen keine Yogis" war mein erfolgreichstes Werk. "Shiva Moon" ist eines meiner Long Seller. Wenn die Leute in die Buchhandlung gehen und fragen, was sie auf ihrer Indien-Reise lesen sollen, drückt ihnen der Verkäufer oft zum Lonely Planet dieses Buch in die Hand. Darin sind viele Geschichten, man kann sich nehmen was man mag.

Nehmen Sie den Lonely Planet mit auf Reisen?
Nicht zwingend. Das Problem ist, dass dieses Buch immer in die selbe Community und zur selben Generation führt. Das kann vorteilhaft sein, wird aber auch irgendwann langweilig.

Was sind die aktuellen Reisepläne?
Ich habe jetzt eine russische Freundin und werde die Chance nutzen, um endlich Russland zu bereisen. Im Mai möchte ich starten und von St. Petersburg mit meinem Auto nach Wladiwostok fahren. Davon wird dann auch das nächste Buch handeln.

Wie viele Länder haben Sie insgesamt schon bereist?
Ich habe keine Liste im Kopf, aber es sind deutlich mehr als 100. Trotzdem gibt es noch so viele Länder die ich noch gerne sehen würde.

Was war das schrägste Land in dem Sie je waren?
Nordkorea. Dort ist einfach alles absurd gewesen.

Welches Land würden Sie Lesern als Urlaubsdestination empfehlen?
Ich mag die Türkei sehr, Istanbul ist eine Wahnsinnsstadt. Früher war ich oft in Marokko, am liebsten in Marrakesch. Aber die Dinge haben sich da nicht wirklich gut entwickelt. Es laufen mehr Touristen als Einheimische herum und die Preise sind mittlerweile schon fast lächerlich hoch. Man muss aber generell immer unterscheiden zwischen Urlauben und Reisen.

Wo sehen Sie da die Unterschiede?
Auf Urlaub fahre ich um mich zu erholen für ein paar Wochen. Irgendwohin wo es nett ist und schön. Auf Reisen nehme ich Strapazen in Kauf. Ab zwei Monaten kann man von einer Reise sprechen.

Welche Strapazen muss man beispielsweise einplanen?
Das die Hotels mies sind, mir schlimme Dinge passieren, ich überfallen oder krank werde. Solche Sachen.

Alles schon passiert?
Sicher. Ich habe den Vorteil, dass ich mir sagen kann, darüber kann ich schreiben. Werde ich überfallen, hole ich mir das Geld mit einer tollen Geschichte zurück. Werde ich krank, habe ich schon ein unterhaltsames Kapitel.

Was für Krankheiten hatten Sie schon auf Reisen?
Das schlimmste waren Würmer, die sich durch meine Organe bis zum Gehirn gefressen hätten. Am Ende wäre ich ganz gaga geworden. Glücklicherweise hatte ich zum selben Zeitpunkt Malaria und habe mich durchchecken lassen. Da hat man das entdeckt und mir furchtbar teure Medikamente verschrieben.

Klingt abschreckend.
Ist es auch. Trotzdem würde ich nicht über eine einzige Reise sagen, dass sie es nicht wert war. Es bleiben so viele Erfahrungen über. Natürlich habe ich auch manchmal einen Punkt, wo mich das Reisen nicht mehr froh macht. "In 80 Tagen um die Welt" handelt von so einer Phase. Herausgekommen ist ein sehr launiges, grantiges Buch, dass auch von vielen Lesern nicht gut bewertet wurde. Aber auch das ist ehrlich und ein Teil von mir.

Haben Sie schon einmal einen All Inclusive Urlaub gemacht?
Ja, ich sollte über ein Hotel in Jamaika berichten. Es war furchtbar. Nur US-Amerikaner, die mich immer böse angesehen haben, wenn ich geraucht habe. Ich habe das nach drei Tagen abgebrochen.

Vor der nächsten Reise geht es nach Deutschland, um das Buch vorzustellen. Wann sind Sie in Wien live zu sehen?

Ich werde "imersten." in der Sonnenfelsgasse 3 am 8. April eine Lesung haben. In diesem Haus werden auch meine Flaschengeister verkauft. Wer sich dafür interessiert, kann auch online unter wiener.flaschengeister.at nachlesen. Außerdem bin ich in der ORF-Sendung Willkommen Österreich im Frühjahr zu Gast.

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