"Christine Marek wurde vercoacht"
Wien Wah 2010: Die ersten Reaktionen
Nicht gelungen, Nichtwähler zu mobilisieren
Michael Häupl (SPÖ): "Es ist offensichtlich nicht gelungen , die Nichtwähler zu mobilisieren. Aus meiner Sicht sind die soziale Frage hinten angestanden, was zu dieser mangelnden Mobilisierung geführt hat. Ich will noch diese Woche mit allen Parteien sprechen. Allerdings gilt, was ich vor der Wahl gesagt habe. Eine Koalition mit der FPÖ kommt für mich nicht in Frage."
Über Rot-Blau nachdenken
Heinz Christian Strache (FPÖ): "Ein Wahlgewinner sollte nicht ausgegrenzt werden. Das Ergebnis hat auch bundespolitische Bedeutung und ist ein deutlicher Wählerauftrag. Man muss über Rot-Blau nachdenken. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen."
Ernüchterndes Wahlergebnis
Christine Marek (ÖVP): "Es ist ein ernüchterndes Wahlergebnis, aber es sind noch 160.000 Wahlkarten auszuzählen und das ist von der Einwohnerzahl die Dimension der Stadt Linz. Punkt zwei: Wir haben drei Parteien, die verloren haben, eine Partei die deutlich dazu gewonnen hat. Aber es gibt einen klaren Sieger, das ist die Stadt Wien, weil die Absolute der SPÖ gebrochen ist. Wir haben einen sehr guten Wahlkampf hingelegt, wir haben die Themen angesprochen, die die Wienerinnen und Wiener bewegen. Ich hatte sechs Monate Zeit, und diese sechs Monate waren offensichtlich zu kurz, ich werde aber jetzt fünf Jahre lang engagiert für Wien arbeiten."
Keine dreier Koalition
Maria Vassilakou (Grüne): "Der Wahlkampfstart der Wiener Grünen war nicht optimal. Für die Grünen kommt nur die SPÖ als Koalitionspartner in Frage, und keine dreier Koalition mit ÖVP und FPÖ. Die Kernthemen sind Umweltschutz, Bildung und Weltoffenheit."
Wille der Wähler
Bernhard Häupl, Sohn des Bürgermeisters: "Das Ergebnis ist erstaunlich, wir haben doch nicht ganz das erklärte Ziel erreicht. Das ist der Wille. Man wird sich danach richten müssen."
Christine Marek wurde vercoacht
Ferry Maier (ÖVP): "Es gab eine tolle Kandidatin, aber der Wahlkampf wurde falsch geführt. Christine Marek wurde vercoacht. Ich glaube, man muss ein völlig neues Programm für Wien aufsetzen. Ich würde raten, eine wirklich intensive inhaltliche Diskussion zu führen, damit die Stadt wirklich zu einer Weltstadt wird. Das was ich im Wahlkampf gehört habe, insbesondere von der regierenden Partei, ist an Peinlichkeiten nicht zu überbieten gewesen."
Mit der ÖVP führt Häupl die SPÖ in den Keller
Rüdiger Maresch (Grüne): Die Streitigkeiten vor dem Sommer haben medial natürlich ein großes Echo gehabt. Wir mussten von einem relativ niedrigen Niveau beginnen und haben ganz schön aufgeholt. Ich glaube, das Ergebnis ist durchwachsen. Die SPÖ hat die Absolute verloren und die ÖVP hat schwere Verluste hinnehmen müssen. Die SPÖ hat jetzt die Wahl mit den Grünen eine Neuanfang zu machen, oder das alte Schema mit der ÖVP weiterzuführen. Wenn Häupl die SPÖ in den Keller führen möchte, dann soll er so weiter tun. Wir stehen zur Verfügung, um eine neue Politik in Wien zu machen."
Gespräch mit der ÖVP und den Grünen
Christian Deutsch (Landesparteisekretär der Wiener SPÖ): "Es ist auf jeden Fall bedauerlich, dass die FPÖ stärker geworden ist und wir das Wahlziel, nämlich die absolute Mandatsmehrheit zu verteidigen, nicht erreicht haben. Anscheinend war die Mobilisierung nicht die, die wir uns gerne gewünscht hätten. Alles andere müssen wir in den nächsten Wochen analysieren. Eine Koalition mit der FPÖ wurde immer ausgeschlossen. Es werden jetzt Gespräche mit der ÖVP und den Grünen geführt. Das ist der nächste Schritt."
Verfehlte Integrationspolitik
Brigitte Jank (Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien, Obfrau des Wiener Wirtschaftsbundes): "Das Ergebnis verdeutlicht die verfehlte Integrationspolitik der letzten Jahre, die sich in diesem Ergebnis manifestiert hat. Dieses Ergebnis müssen auch die anderen Parteien mittragen, da es Strache gelungen ist, den Unmut, der zweifelsohne vorhanden ist, zu kanalisieren. Es ist sehr bedauerlich, dass es nicht gelungen ist, bei dem Match zwischen SPÖ und FPÖ positive und gestalterische Themen zu setzen. Man kann mit Emotionen sehr viel steuern, in diesem Wahlkampf wurde auf der negativen emotionalen Ebene gearbeitet."
Das vorläufige Ergebnis der Wiener Gemeinderatswahl – ohne den Stimmen der Briefwahl:
SPÖ 44,29 Prozent (- 4,80 Prozent)
FPÖ 26,98 Prozent (+ 12,15 Prozent)
ÖVP 13,25 Prozent (- 5,52 Prozent)
GRÜNE 12,21 Prozent (- 2,42 Prozent)
BZÖ 1,35 Prozent (+ 0,20 Prozent)
KPÖ 1,14 Prozent (-0,33 Prozent)
LIF 0,67 Prozent, (+ 0,67 Prozent)
MUT (Mensch Umwelt Tierschutz) 0,06 Prozent (+ 0,06 Prozent)
DEM (Plattform direkte Demokratie) 0,05 Prozent (+ 0,05 Prozent)
SLP 0,01Prozent (- 0,01Prozent)
Neue Mandatsverteilung im Wiener Gemeinderat:
SPÖ 49 (-6)
FPÖ 28 (+15)
ÖVP 13 (-5)
GRÜNE 10 (-4).
BZÖ, KPÖ, LIF, MUT, DEM und SLP haben den Einzug in den Wiener Gemeinderat nicht geschafft
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