"Rapid ist für viele ein Lebensgefühl"

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Er ist 31 Jahre jung, war die Zukunftshoffnung der Wiener SPÖ und hatte vier Jahre lang einen Sitz im Wiener Landtag. Christoph Peschek legte alle seine politischen Ämter zurück und ist seit Anfang Jänner Rapid-Manager. Der Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek im bz-Interview

Warum muss man sich bereits im Kindergarten für Rapid oder Austria entscheiden?
Christoph Peschek: (lacht) "Weil es eine lebensbestimmende Entscheidung ist, die einen bei der richtigen Wahl sehr, sehr lange glücklich macht."

Was mögen Sie an der Austria?
Christoph Peschek: "Den Sieg gegen die Austria."

Ist Ihr Zuhause mit lauter Rapid-Gimmicks ausgestattet oder spielt Ihre Frau da nicht mit?

Christoph Peschek: "Das Büro schon, aber natürlich nicht jedes Zimmer."

Sie haben vom Wiener Landtag zu Rapid gewechselt. Was ist der größte Unterschied zum Politiker-Dasein?
Christoph Peschek: "Es gibt schon viele Ähnlichkeiten. Sowohl in der Politik als auch im Fußball haben’s die Leute schon immer gewusst. So wie es acht Millionen Bundeskanzler gibt, gibt es auch acht Millionen Fußballtrainer. Der größte Unterschied ist, dass wir immer Rapid in den Vordergrund stellen, an einem Strang ziehen und parteipolitische, mitunter auch sehr polemische Debatten außen vor sind."

Bürgermeister Michael Häupl ist Austria-Fan. Gibt es da vorprogrammierte Streitigkeiten?
Christoph Peschek: "Nein, da rennt der Schmäh. Momentan glücklicherweise auf meiner Seite, da wir eindeutig vor der Austria liegen. Aber eine Freundschaft hält das schon aus."

Fußball und Emotionen sind eng miteinander verbunden, bei Rapid jedoch in einem sehr hohen Ausmaß.

Christoph Peschek: "Rapid ist für viele nicht nur ein Fußballverein, sondern auch ein Lebensgefühl. Die Identifikation mit dem Verein ist eine sehr hohe. Siege sind bei Rapid besonders schön, Niederlagen sind aber besonders schmerzhaft. Gerade diese Leidenschaft, diese Emotionen machen die Faszination aus."

Rapid wurde 32-mal österreichischer Meister, in den letzten 20 Jahren jedoch nur dreimal. Wie sehen die sportlichen Ambitionen aus?
Christoph Peschek: "In der Hauptversammlung 2013 haben wir sehr ambitionierte Ziele definiert. Zum einen wollen wir in die Top-50 Europas, zum anderen wollen wir Titel gewinnen. Wir versuchen, unsere wirtschaftlichen Hausaufgaben so zu machen, dass wir eine möglichst gute Grundlage dafür schaffen, in den Sport investieren zu können und somit auch einen Beitrag zu sportlichen Erfolgen zu leisten."

Gibt es dafür einen Masterplan?
Christoph Peschek: "Einen Masterplan gibt es schon. Der nachhaltige Türöffner für weitere Erfolge ist das neue Allianz Stadion. Damit verbessern wir den Cashflow um 3,5 bis 4 Millionen Euro pro Jahr. Darüber hinaus habe ich drei Themen ganz oben auf meiner Agenda: erstens eine Wachstumsstrategie für Rapid zu verfolgen, zweitens die Marke Rapid zu stärken und drittens auch die Infrastruktur abseits des Stadions zu optimieren. Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen."

"Wie geht es beim Scouting weiter und wie will man die Champions League 2015/16 finanzieren?"
Christoph Peschek: "Mit Andy Müller als Sportdirektor haben wir einen sehr, sehr guten Mann, der internationales Format hat und der in seinem Bereich, dem Sportbereich, das Scouting weiter professionalisiert hat. Wir haben mit Bernard Schuiteman seit Juni 2014 einen neuen Chefscout, der mit seinem Team einen guten Job macht. Und wir versuchen, unsere Talente in der zweiten Mannschaft und im Nachwuchs möglichst gut in die erste Mannschaft zu integrieren. Derzeit haben wir im Kader acht Spieler, die aus unserem eigenen Stall kommen."

Will man sich den Blick nach Deutschland, was das Scouting betrifft, überhaupt leisten?
Christoph Peschek: "Unser Weg ist es, möglichst früh Spieler im Nachwuchs zu haben, um sie dann entsprechend ausbilden zu können und ihnen den Rapidgeist mitzugeben, damit sie mit großer Leidenschaft für Rapid spielen."

Wer ist Ihre Lieblingsrapidlegende und warum?
Christoph Peschek: "Gerhard Hanappi, weil er sehr stark die Rapidgeschichte erzählt. Hanappi kam aus einfachen Verhältnissen und brachte es zu einem Weltklassespieler, der über den Fußball auch sein Studium finanzierte. Es ist weltweit einzigartig, dass ein ehemaliger Spieler auch ein Stadion architektonisch geplant hat. Das ist sehr beeindruckend."

Eine Leser-Frage von Jurgen Hoppe: Wann wird Rapid wieder Meister?
Christoph Peschek: "Hoffentlich bald."

Leser Dario Bencsics fragt danach, wie die Sicherheitsvorkehrungen im neuen Stadion sein werden. Das ist ja auch eine Frage, die vor allem Eltern interessiert. Aktuell ist es ja so, dass Eltern bei Topspielen ihre Kinder nicht ins Stadion mitnehmen. Kann man zukünftig Kinder mitnehmen?
Christoph Peschek: "Ja, kann man. Man kann seine Kinder auch jetzt schon zu Rapid-Spielen mitnehmen. Wir haben eine eigene Familien-Tribüne eingerichtet, bei der Kinder bis 14 Jahre Gratis-Eintritt haben und Begleitpersonen 15 Euro bezahlen. Wir haben nun auch für alle Heimspiele im Frühjahr eine Kooperation mit den Kinderfreunden vereinbart, wo von Kinderschminken über Gablern bis zum Rapid-Quiz unterschiedliche Aktivitäten angeboten werden und die Sicherheit sehr hoch ist."

Steffen Hofmann ist jetzt 34 Jahre alt. Wird er nach seiner aktiven Karriere dem Verein erhalten bleiben?
Christoph Peschek: "Steffen ist für Rapid eine sehr wertvolle Persönlichkeit, eine lebende Legende, und ich bin guter Dinge, dass wir auch nach seiner aktiven Karriere gemeinsam mit ihm bei Rapid eine Zukunft haben werden."

Bekommt die Kampfmannschaft in der nächsten Saison mehr Budget? Gibt es Geld für Transfers oder setzt man auf Talente aus den eigenen Reihen?
Christoph Peschek: "Wir haben das Sportbudget ähnlich angesetzt wie dieses Jahr und werden das im Fall der Fälle genau prüfen."

Viele fragen sich: Wann schmeißen Sie die Ultras raus?
Christoph Peschek: : "Rapid hat unzählig viele Fans, ist bekannt für eine einzigartige Stimmung, für ein richtiges Stadionerlebnis. Im Herbst hatten wir einen Zuschauerschnitt von 17.000. Wir wissen auch von etlichen Befragungen, dass viele Menschen wegen der Stadionatmosphäre zu Rapid kommen. Und wir haben gemeinsam mit unseren Fangruppen einen guten Dialog, ein gutes Einvernehmen. Aktuell sehe ich keinen Anlass dazu, Fangruppen, mit denen man sich im Dialog befindet und man gemeinsam viele Erfolge schaffen kann, rauszuschmeißen."

Aber die Geldstrafen, beispielsweise für das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände, sind ja nicht so, dass man diese aus der Kaffeekassa zahlt.
Christoph Peschek: "Absolut. Jede Geldstrafe, die wir zahlen, schmerzt uns sehr, weil ich das Geld lieber in den Sport investieren würde. Allerdings erscheinen mir die Strafhöhen der Bundesliga in keiner Verhältnismäßigkeit. Wir befinden uns zum Thema bengalische Fackeln mit allen Beteiligten in einem guten Dialog, weil es von den gesetzlichen Möglichkeiten her bei der Pyrotechnik eine Ausnahmebewilligung geben kann. Wir hatten dazu einen runden Tisch. Die Gespräche werden fortgesetzt und ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir bis April eine Lösung finden können."

In welche Richtung könnte das gehen?
Christoph Peschek: "Angemeldete Pyrotechnik, also bengalische Fackeln und Rauch, ähnlich wie es in Graz bei Heimspielen von Sturm auch möglich ist."

Sind weitere Stadionverbote ein Thema, die Rädelsführer kennt man ja…
Christoph Peschek: "Bei Fehlverhalten werden auch jetzt schon Stadionverbote erteilt."

Eine weitere Leser-Frage: Woher kommt der Name Rapid?
Christoph Peschek: "Den Namen gibt es seit mehr als 116 Jahren. Gegründet wurden wir als 'Erster Wiener Arbeiter-Fußball-Club'. Vorbild der damaligen Verantwortlichen war ein mittlerweile heute nicht mehr existierender Klub in Berlin namens Rapide."

Stichwort Happel-Stadion:
Steigen Sie aufgrund der Besucherzahlen mit einem Plus aus oder ist das Ausweichquartier eine finanzielle Belastung?
Christoph Peschek: "Ein kleines Plus. Besser wird es im eigenen Stadion. Die Zuschauerzahlen sind gut, aber wir zahlen Miete und weitere Aufwände. Infolgedessen wird die finanzielle Situation für Rapid weitaus besser, wenn wir wieder im eigenen Stadion spielen. Insbesondere, weil wir im Hospitality-Bereich mehr Möglichkeiten haben werden und dazu kommen 40 Sky-Boxen, die es aktuell nicht gibt."

Gibt es dafür schon Anfragen?
Christoph Peschek: "Ja, schon viele. Das Interesse an Sky Boxen und VIP Karten ist groß."

Das heißt, Sie machen sich keine Sorgen, dass man – wie bei Salzburg – die Hälfte nicht vermieten kann?
Christoph Peschek: "Nein, wir wissen, dass Rapid eine derartig positive Kraft und überhaupt jetzt mit dem Stadion-Neubau einen starken Rückenwind hat, dass sehr viele Unternehmen bereits Interesse bekundet haben, mit Rapid in Kooperationen zu treten und uns zu unterstützen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine sehr hohe Auslastung haben werden."

Im neuen Stadion ist auch eine Hochzeitskapelle geplant. Wird das Rapid-Stadion das neue Las Vegas von Wien?
Christoph Peschek: "Das weiß ich nicht (lacht). Man kann jedenfalls im neuen Stadion von Hochzeiten über Taufen und Geburtstagsfeiern bis hin zu Automessen und Kongressen sehr viel machen."

Abschließend eine Leser-Frage von Marcus Gruber: Was ist Ihre persönliche Meinung zu Rapid? Was heißt es für Sie, Rapid-Geschäftsführer zu sein, und sind Sie es gerne?
Christoph Peschek: "Ich bin sehr gerne Rapid-Geschäftsführer, habe Respekt vor der Funktion und es ist eine wunderschöne Aufgabe, für seinen Herzensklub tätig sein zu dürfen. Das mache ich jeden Tag sehr gerne."

Video: Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek stellt seine Lieblings-Rapid-Fanartikeln vor.

Fotos: Arnold Burghardt
Das Interview führten Peter Ehrenberger und Alexandra Laubner

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