Fair-Play-Team: VP und Grüne kippen Antrag
Wäre es nach Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann gegangen, hätte die Truppe für Ruhe und Ordnung im Bezirk sorgen sollen. Dem Vorhaben wurde aber ein jähes Ende gesetzt: wienweit entbrennt eine Debatte um die Einrichtung von Fair-Play-Teams.
(bar). Wahrnehmungen können fundamental voneinander abweichen, mag es sich auch um so banale Dinge wie einen Fußballkäfig handeln. Mancher Jugendliche sieht darin vielleicht eine willkommene Abwechslung neben Schulbank und Playstation. Anrainer hingegen sehen darin aber möglicherweise eine Quelle der Lärmbelästigung: das Schreien der Kinder und das regelmäßige Aufschlagen des Balls an die Metallgitterwände.
Die Fair-Play-Teams sollen in genau solchen Situationen einschreiten. „Sie sollten aber nicht als Ordnungstruppe missverstanden werden“, erklärt Michaela Zimmermann, die zuständige Koordinatorin bei der MA 13.
Nun scheinen die Fair-Play-Teams selbst zu einem Herd der Unruhe zu werden. Denn wie in einigen anderen Bezirken auch hat der Antrag für die Einrichtung der Truppe auch in Mariahilf für Zündstoff gesorgt.
Eklat in Bezirksvertretung
Was sich dann in der Bezirksvertretungssitzung am 4. März abspielte, war selbst für erfahrene Bezirkspolitiker ungewöhnlich. Denn bei dem Tagesordnungspunkt „Fair-Play-Team“ mussten insgesamt 38 Wortmeldungen bewältigt werden, eine ungewöhnlich hohe Anzahl, wie SP-Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann versichert.
Letztendlich wurde beim Antrag für die Einrichtung der Sozialarbeiter-Truppe eine Patt-Situation erreicht: 18 Stimmen von SP und FP standen am Ende gegen 18 Stimmen von VP und Grünen – damit wurde der Antrag aber gemäß der Stadtverfassung abgelehnt.
„Die Entscheidung kam für mich völlig überraschend“, erklärt dazu Kaufmann. „Die Parteien hatten zuvor im Finanzausschuss darüber beraten, ob der dafür fällige Betrag von der MA 13 abgebucht werden soll. Wir haben das Thema der Fair-Play-Teams also im Vorfeld ausführlich diskutiert“, meint die Bezirksvorsteherin.
Die SP-Politikerin unterstreicht den Vorteil vor allem für Jugendliche: „Die Trupps sollen verhindern, dass die Gruppen frühzeitig mit dem Gesetz in Konflikt kommen.“
Kritik der Opposition
VP und Grüne übten dennoch heftige Kritik an dem Antrag: „Für Husch-Pfusch Aktionen und Wahlkampfgags der SP ist die VP Mariahilf nicht zu haben. Die Ablehnung hat sich die SP selbst zuzuschreiben“, meint dazu der Obmann der VP-Mariahilf, Gerhard Hammerer. „Anstatt sich in den zuständigen Gremien über die Sinnhaftigkeit des x-ten neuen Wachkörpers Gedanken zu machen, hat die SP-Mariahilf den ‚schnellen Weg‘ über den Finanzausschuss gewählt und dafür jetzt die Antwort präsentiert bekommen.“
Der Klubobmann der Grünen, Manfred Rakousky setzt nach: „Eigentlich hätten die Generationen- und Sozialkommission mit dem Antrag betraut werden müssen. Dort hätte man sich eingehend mit den Erfahrungen aus den anderen Bezirken befassen können. Es stellt sich nämlich überhaupt die Frage, ob man einfach Konzepte aus anderen Bezirken übernehmen kann. Schließlich sind die Probleme bei uns anders gelagert.“
40 Prozent vom Rathaus
Insgesamt hätte die Truppe für den Zeitraum von Mai bis September 28.200 Euro kosten sollen. In diesen Monaten wären die Sozialarbeiter zwischen 17 und 24 Uhr ausgeschwärmt. Den Betrag hätten sich Bezirk und Rathaus aufteilen sollen: 60 % (16.920 Euro) hätte Mariahilf bestreiten müssen, 40 % (11.280 Euro) hätte die MA 13 beigesteuert.
Doch die VP sieht darin eine mögliche Kostenfalle: „Der Beitrag der Stadt Wien zu diesem Projekt ist gedeckelt. Das bedeutet, dass Kostenüberschreitungen, die nicht auszuschließen sind, voll zu Lasten des Bezirksbudgets gehen“, so Hammerer.
Konfliktthema in Wien
Wienweit dürften sich die Fair-Play-Teams zunehmend zu einem Zankapfel entwickeln. Bisher wurde in sieben Bezirken über die Einrichtung solcher Teams beraten. Die Bilanz: Fünf davon haben abgelehnt. Neben Mariahilf haben sich auch die Innere Stadt, die Wieden, Neubau und Alsergrund dagegen entschieden. „Wir gehen aber davon aus, dass sich rund 17 Bezirke für die Fair-Play-Teams entscheiden werden“, erklärte Monika Sperber aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Christian Oxonitsch.
Auch die zuständige Koordinatorin der Fair-Play Teams bei der MA 13 weist die schwarz-grüne Kritik scharf zurück: „Die Teams sollen vor allem vorbeugend arbeiten und keinesfalls mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend ziehen. Die Jugendlichen sollen keinesfalls dämonisiert werden“, so Zimmernann.
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