„Nicht zu Tode renovieren!“
Die Rettung des Café Ritter bei der Mariahilfer Straße stand lange Zeit auf Messers Schneide. Mit Glacéhandschuhen will Holzer den Betrieb revitalisieren.
BEZIRKSZEITUNG: Was wird sich mit der Neuübernahme des Café Ritter ändern?
Harald Holzer: „Wir wollen an die altehrwürdige Tradition des Betriebs anknüpfen. Das Caféhaus soll auch noch für die zukünftigen Generationen ein attraktiver Anziehungspunkt sein. Trotzdem – oder gerade deswegen – braucht man dafür eine gewisse Revitalisierung.“
BZ: Birgt das Projekt der Modernisierung auch Gefahren?
Harald Holzer: „Sicherlich. Wenn wir uns Beispiele der jüngeren Vergangenheit – wie etwa das Café Museum – vergegenwärtigen, dann wird deutlich, wo diese Gefahren liegen. Wir wollen das Café Ritter sicherlich nicht zu Tode renovieren. Man muss einen Ausgleich zwischen dem Erhalt und der Erneuerung des Unternehmens finden. Uns ist es aber sehr wichtig, dass die Patina des Café Ritter auf jeden Fall erhalten bleibt.“
BZ: Was wird sich konkret für den Gast ändern?
Harald Holzer: „Der Betrieb wird auf jeden Fall weiterlaufen – trotz der Umbauarbeiten. Insgesamt soll das ‚Ritter‘ sein ursprüngliches Aussehen wieder erhalten. Wir arbeiten daran, die alte Theke wieder aufzubauen. Außerdem wird es eine Glaswand geben, die den Raucher- vom Nichtraucherbereich trennt. Wir müssen auch die technische Ausstattung des Lokals verbessern. Das betrifft sowohl die Heizanlage als auch die Lüftung.“
BZ: Die Ausschreibung wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzogen. Wieviel haben sie geboten, um den Zuschlag zu bekommen?
Harald Holzer: „Der Ausgangspunkt lag bei 550.000 Euro. Den genauen Betrag, den ich im Endeffekt geboten habe, möchte ich nicht sagen. Nur soviel: Ich habe mich dabei nicht lumpen lassen. Das Verfahren beim Massewalter Walter Kainz ist sehr diskret und korrekt abgelaufen. Bis heute weiß ich nicht, wer es mit mir in die letzte Runde geschafft hat. Ich bin sehr froh, dass ich es letztendlich geschafft habe.“
BZ: Wie konnte das Café Ritter in Konkurs gehen?
Harald Holzer: „Die früheren Betreiber haben den Betrieb einfach heruntergewirtschaftet. Außerdem gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Gesellschaftern. Eigentlich ist das Café angesichts der ausgezeichneten Lage eine Goldgrube. Sogar am Nachmittag sind die Sitzplätze immer gefüllt.“
BZ: Sie haben die Qualität des Kaffees kritisiert. Wird es da eine Veränderung geben?
Harald Holzer: „Ja, auf jeden Fall. Wir werden eine eigene Kaffee-Röstung anbieten, die das Label des Cafés tragen wird. Ich stehe zurzeit in Verhandlungen mit verschiedenen Anbietern. Ich hoffe, dass wir die Mischung bald anbieten können.“
BZ: Wird sich an der Speisekarte etwas ändern?
Harald Holzer: „Nein, auch hier wollen wir an die traditionelle Caféhauskultur anknüpfen. Die Speisekarte wird im Wesentlichen so bleiben, wie sie ist. Wir werden da nicht mit Pasta oder Ähnlichem reinpfuschen.“
BZ: Sie betreiben die Kette „Harry Holzer“. Welche Rolle wird das Café Ritter in der Kette spielen?
Harald Holzer: „Das Caféhaus wird auf jeden Fall als eigenständige Marke bestehen bleiben. Harry Holzer ist eine moderne und italophile Marke, die sich mit der Wiener Caféhauskultur etwas schlägt. Das Ritter soll aber an die Wiener Caféhauskultur anschließen. Das wird sich in der Ausstattung niederschlagen: Das Geschirr, das verwendet werden wird, trägt nicht das Harry-Holzer-Logo, sondern wir entwickeln ein eigenständiges Logo dafür.“
BZ: Wird das Angebot erweitert?
Harald Holzer: „Vielleicht werden wir Literatur-Lesungen anbieten. Diese Überlegungen sind aber noch nicht ausgereift.“
Interview: Sebastian Baryli
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