Hermann Prem
Der Jennersdorfer Bezirkshauptmann nimmt Abschied

- Der Jurist Hermann Prem war zwölf Jahre Bezirkshauptmann für den Bezirk Jennersdorf. Nun geht er in den Ruhestand.
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JENNERSDORF. Nach zwölf Jahren an der Spitze der Bezirkshauptmannschaft wechselt Hermann Prem Ende November in den Ruhestand. Im Interview blickt der scheidende Bezirkshauptmann, der zuvor schon acht Jahre Amtsleiterstellvertreter war, auf seine Tätigkeit zurück.
- MEINBEZIRK: Wie würden Sie Ihre Amtszeit charakterisieren?
HERMANN PREM: Es war eine schöne Zeit. Jennersdorf ist ein kleiner, überschaubarer Bezirk. Die Bevölkerung und die Gemeindevertreter sind sehr umgänglich. Die Kleinheit des Bezirks bietet den Vorteil, dass persönliche Begegnung immer möglich ist.
- Was sehen Sie im Rückblick als Ihre größte Herausforderung an?
Das war für mich als zuständiger Jurist und Behördenleiter sicher das Genehmigungsverfahren für die Reststoffverwertung, sprich Müllverbrennungsanlage Heiligenkreuz 2008, die ja letztlich nicht gebaut wurde. Es wurden 6.000 Einwendungen vorgebracht, auch aus Ungarn kam großer Widerstand. Am Ende stand ein 500 Seiten starker Bescheid.
- Wie sehr waren Sie im Genehmigungsverfahren für die S7 gefordert?
Die BH Jennersdorf war für das Wasserrecht zuständig. Es gab großen Druck von allen Seiten, quasi jeder ist Betroffener. In dem langen juristischen Instanzenzug konnte man überall ein Haar in der Suppe finden. Die Bürgerinitiative der Projektgegner hat alles ausgeschöpft, was rechtlich möglich war.

- Der Steirer Hermann Prem leitete die Bezirkshauptmannschaft Jennersdorf seit dem Jahr 2012.
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- Was waren Ihre größten Verfahren im Gewerberecht?
Unter den Neuanlagen war es das Biomassekraftwerk Heiligenkreuz. Aber auch die Ausbauschritte bei Vossen, Boxmark, Sattler oder Katzbeck kann man da nennen.
- Wie war die Covid-19-Zeit für die Behörde?
Sie hat unsere Leute wirklich an die Belastungsgrenzen gebracht. Die Vorgaben änderten sich ständig, aber die Bürger mussten sich auf uns als Ansprechstelle ja immer verlassen können.
- Welcher war der kritischste Moment?
Aufgrund des Infektionsgeschehens stand im März 2021 im Raum, die Gemeinde Minihof-Liebau komplett abzuriegeln. Mit der Gemeinde und dem Militär waren alle Vorbereitungen getroffen. Aber manchmal braucht man auch Glück, dass etwas letztlich dann doch nicht passiert.
- Glauben Sie, dass eine Zusammenlegung der Bezirke Güssing und Jennersdorf endgültig vom Tisch ist?
Am Anfang meiner Zeit war das noch zu befürchten, heute nicht mehr. Eine Zusammenlegung wird es nicht geben, aber eine Zusammenführung von einzelnen Arbeitsbereichen der BHs. Die hat schon vor längerem begonnen.
- Erinnern Sie sich auch an kuriose Begebenheiten?
Ich hatte an einem Karfreitag Telefondienst, als ein Mann anrief und meldete, er habe seinen Ehering verloren. Wir haben alles Mögliche in Bewegung gesetzt, aber dann stellte sich heraus, dass er den Ring schon zwei Jahre vorher verloren hatte.
- Welche Herausforderungen stellen sich für eine BH in der Zukunft?
Eine ist sicher, qualifiziertes Personal zu finden. Dann wissen wir auch nicht, was die Künstliche Intelligenz bringt. Ich nehme an, die Arbeit wird unpersönlicher werden. Bürgernähe zu leben, wird immer schwieriger.

- Prems Nachfolger wird sein bisheriger Stellvertreter Harald Dunkl.
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Dunkl folgt nach
Der Nachfolger von Hermann Prem als Bezirkshauptmann steht bereits fest. Ab Dezember wird Harald Dunkl die Behörde leiten. Der Jurist aus Neumarkt an der Raab war bisher als Bezirkshauptmannstellvertreter tätig und leitete das Wirtschaftsreferat der Bezirkshauptmannschaft.
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