Geschichte
Vor 100 Jahren war Kaiser Karl in Jennersdorf

- Kaiser-König Karl I. von Habsburg-Lothringen wurde am 5. April 1921 auf dem Bahnhof Jennersdorf ein großer Empfang bereitet.
- Foto: Burgenländisches Landesarchiv, Fotosammlung
- hochgeladen von Martin Wurglits
Am 5. April 1921 wurde dem Kaiser und ungarischen König Karl I. ein Empfang auf dem Jennersdorfer Bahnhof bereitet. Der Kaiser kam aus Steinamanger und befand sich auf der Rückreise ins Schweizer Exil, nachdem sein Versuch der Machtübernahme in Ungarn gescheitert war. Karl hatte zwar seine Verzichtserklärung widerrufen, doch er blieb erfolglos. Die Legitimisten waren zu schwach.
Der Monarch fuhr über St. Gotthard und Mogersdorf ein und musste in Fehring "umsteigen", bzw. seine Reisewaggons wurden umgehängt, wie das auch heute oft der Fall ist.
Das Burgenland stand damals noch auf recht wackeligen Beinen. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 beanspruchte der neu gegründete Staat Deutschösterreich unter anderem den deutschsprachigen Teil Westungarns für sich. In dem zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkrieges abgeschlossenen Vertrag von St. Germain wurde das Gebiet 1919 Österreich zuerkannt; Ungarn musste sich im Vertrag von Trianon 1920 dazu verpflichten, es abzutreten.
Nach Errichtung der kurzlebigen Republik Lajtabánság unter Führung des Freischärlerbefehlshabers Pál Prónay im Oktober 1921 wurde das Gebiet im Folgemonat durch das österreichische Bundesheer besetzt und erst am 5. Dezember 1921 von Ungarn an Österreich offiziell übergeben.
Die Aufnahme in die Republik Österreich wurde im Bundesverfassungsgesetz über die Stellung des Burgenlandes als selbstständiges und gleichberechtigtes Land im Bund und über seine vorläufige Einrichtung schon am 25. Jänner 1921 geregelt.
In Jennersdorf war der Aufenthalt des Kaisers eine Sensation. Die legendäre, längst verstorbene Steuerberaterin Monika Feitl erlebte das Ereignis und erzählte ihre Geschichten immer wieder: "Wir Kinder sind am Bahnhof herumgelaufen und haben die noblen Herren mit ihren Umhängen und Zylindern bewundert. Sie wurden vom Gasthaus Raffel mit Szegediner Gulasch versorgt. Feuerwehren und Veteranenvereine waren angetreten. Es war sehr aufregend."
Ein Foto von diesem Ereignis hing lange Zeit im Eingangsbereich des Gasthauses Raffel und dürfte jedem, der dort einmal eintrat, in Erinnerung sein.
Eine St. Gottharder Personengruppe wollte heuer exakt am 100. Jahrestag am Bahnhof Jennersdorf an das Ereignis erinnern, doch die Veranstaltung scheiterte an der Corona-Pandemie. Franz Tamweber aus Jennersdorf wusste von einer möglichen Verschiebung des Erinnerungstreffens auf den Herbst.


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