"Der stumme Diener" im Pygmalion
Zwei Mörder warten lange in der Alser Straße

Zwei Mörder und ihr beklemmendes Warten: das zeigt das Pygmalion Theater.  | Foto: Vlad Gavris
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Im Pygmalion Theater wird ab 31. März  "Der stumme Diener" aufgeführt. Es behandelt die missliche Lage zweier Auftragsmörder, die in einem geschlossenen Raum darauf warten, ihr nächstes, grausiges Werk zu verüben. Die BezirksZeitung war bei der Vorpremiere – ein unangenehmer, aber auch tiefgründiger Theaterabend. 

WIEN/JOSEFSTADT. Das Pygmalion Theater in der Alser Straße ist ein Hinterhoftheater. Der 40 Sitze zählende, kleine Aufführungssaal fühlt sich im Dunkeln ein bisserl nach Keller an – und die abgenutzten Wände und Sitze zeigen, dass das Theater schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. 

Für die neueste Produktion "Der stumme Diener" ist dieses Setting aber genau deshalb das Ideale. Es stammt von Harold Pinter, einem britischen Theaterautor, der ab den 1960er-Jahren zu einer gewissen Berühmtheit gelangte. Darin geht's um die zwei Auftragsmörder einer anonymen Organisation, die nach Birmingham geschickt wurden – Ben (Peter Austin-Brentnall) und Gus (Philipp Kaplan). 

Rund 40 Plätze zählt das Pygmalion Theater.  | Foto: Pygmalion Theater
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Auf die Bühne gebracht hat es Regisseur Geirun Tino, er ist gleichzeitig der Gründer des Pygmalion Theaters. "Mein Vater in Rumänien war Rechtsanwalt", sagt Tino, der 1985 nach Österreich flüchtete, "Als Junge hat er mich einmal zu einem Prozess mitgenommen, bei dem es um einen Mord an einem Kind ging." Dabei fragte die Mutter den Täter unter Tränen, was er sich gedacht hätte, als er ihren Jungen ermordet hätte. "Der Satz lebt für mich immer noch", so Tino. Auch dies sei eine Motivation gewesen, das Stück nun auf die Bühne zu bringen. 

Zwei Mörder, ein Raum

Denn "Der stumme Diener" dreht sich exakt um diese sehr existenzielle Frage. Es ist im Prinzip ein Kammerspiel – zwei Männer, ein Raum, Dialoge. Die Kulisse im Pygmalion Theater ist dazu passend "abgefuckt" gehalten. Wohl an die Hundert aufgerissene Zeitungsseiten liegen am Boden verstreut, bis auf eine kleine Sitzbank gibt's kaum Möbel im Raum – im Hintergrund eine Stehleiter, aus welchem Grund auch immer.

Philipp Kaplan spielt Auftragsmörder Gus,  Peter Austin-Brentnall seinen Kollegen Ben.  | Foto: Vlad Gavris
  • Philipp Kaplan spielt Auftragsmörder Gus, Peter Austin-Brentnall seinen Kollegen Ben.
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Viel mögliche Ablenkung gibt's für die zwei Auftragsmörder Gus und Ben also nicht, die hier warten, bis ihr Opfer hereinkommt – wann es eintrifft, ist ungewiss. Zu Beginn vertreiben sie sich daher die Zeit, indem sie den Mord und ihre Vorgehensweise üben und durchgehen, als wäre es ein Theaterstück. Während Ben, der dienstältere Mörder, diese Routine für seine eigene Sicherheit braucht, ist Gus davon recht genervt – "Wir machen doch eh immer dasselbe!" 

Zwischen Ruhe und Eskalation

Am Anfang hat das Stück dabei durchaus Szenen, die man als humorvoll sehen kann und vielleicht eine gewisse Komik in sich tragen. Die verfliegt aber sehr schnell. Es wird beklemmend. So zum Beispiel, wenn man sieht, wie Gus sich zurückerinnert, dass man früher nach einem vollbrachten Mord immer in ein Fußballspiel gegangen sei – gegen Aston Villa, wo es einen umstrittenen Elfmeter gegeben hätte.

Philipp Kaplan als Auftragsmörder Ben.  | Foto: Vlad Gavris

Ben ist von der Geschichte genervt, er erinnert sich nicht. Auch heute gäbe es kein Spiel in Birmingham: "SIE SPIELEN AUSWÄRTS", brüllt der entnervte Ben schließlich, und "AUSWÄRTS" brüllt Gus zurück. Die Spannung zwischen den Männern steigt immer weiter, es kommt zum handfesten Streit. Dass ihre Unterkunft nicht einmal Gas hat, um sich den routinemäßigen Beruhigungstee zu machen, trägt auch nicht zur Auflockerung der Lage bei. 

All die Angespanntheit bringen Austin-Brentnall und Kaplan glaubhaft auf die Bühne, wobei hier die Rollen zwischen ihnen immer wieder wechseln. Meist nimmt einer den bemüht-gelassenen Part ein, der die Ruhe zu bewahren versucht, während der andere zunehmend am Rad (durch)dreht. Das Warten wird zunehmend quälend, auch fürs Publikum. Wann kommt das Opfer endlich? Wann wird man von der Warterei, den sich häufenden Wiederholungen, erlöst?

Keine leichte Kost

Teilweise möchte man sich als Gast also gerne rauswinden – aber man tut es nicht. Die aufgeworfenen existenzielle Grundfragen (Warum wäre es besonders schlimm, wenn ein Kind einen Mord begehen würde?) haben auch ein gewisses voyeuristisches Element in sich, sodass man weiterschaut – auch wenn sie nicht beantwortet werden können und so auch für die Mörder nirgends hinführen.

Das Stück als kurzweilig zu bezeichnen, ist daher wohl das falsche Wort. Gerade der erste Durchgang zieht sich zum Schluss etwas – der zweite Teil des (mit Pause) zirka 1,45 Stunden dauernden Schauspiels endet dafür fast abrupt. 

Keine leichte Kost also, die da im Pygmalion Theater in der Alser Straße 43 serviert wird. Wenn man sich aber unangenehmen, abgründigen Grundfragen aussetzen will, kann man das dort getrost tun. Denn eine mögliche Antwort, was sich Mörderinnen und Mörder vor dem Ausüben ihres Werkes denken, findet sich schon darin – vielleicht wird Tinos interessante Grundfrage also ein Stück weit beantwortet. Dass so ein Warten aber auch banaler und mit weniger Wahnsinn, vielleicht dafür mit mehr erschreckender Routine und mechanischer Kälte vor sich geht – das ist wohl auch eine unangenehme Wahrheit, die das Stück nicht abzubilden versucht. Das muss es auch nicht, wäre aber eine interessante, weitere Perspektive.

Die Premiere findet am 31. März statt – von da an gibt es ab April mehrere Termine. Alle Infos hier

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