Drittes Wiener "Bildungsgrätzel" entsteht in der Josefstadt
Mittels Beteiligungsverfahren sollen verschiedene Bildungsinstitutionen in der Josefstadt näher zusammenwachsen und Platz für 12 neue Volksschulklassen geschaffen werden.
JOSEFSTADT. In der Stadt müsse man sich daran gewöhnen, dass das Grätzel wieder wichtiger werde, sagt Architekt und Beteiligungsexperte Franz Ryznar. Und zwar nicht nur, wenn es um den Nahversorger ums Eck, sondern auch, wenn es um die soziale Vernetzung – in dem Fall um die Bildung – geht. Deshalb macht man sich in der Josefstadt derzeit daran, ein sogenanntes "Bildungsgrätzel" entstehen zu lassen. Involviert sind die Volksschule und die neue Mittelschule in der Pfeilgasse sowie der angrenzende Hort und Kindergarten in der Josefstädter Straße 93–97.
"Durch die Nähe der einzelnen Bildungseinrichtungen ergibt sich hier die ideale Möglichkeit, gemeinsame Ideen und Angebote zu entwickeln", sagt dazu Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), der beim Auftakt im Innenhof der Schulen in der Pfeilgasse als Vertreter der Stadt anwesend war. Aber: Das "Bildungsgrätzel" wird nicht von oben herab verordnet – mittels Beteiligungsverfahren soll von allen Involvierten gemeinsam ein zukunftsfitter Bildungsstandort entwickelt werden.
Alle sollen sich einbringen
"Das Projekt soll kein reines Bau-, sondern auch ein pädagogisches Projekt sein. Besonders wichtig ist dabei, dass alle Partnerinnen und Partner eng in das Beteiligungsverfahren eingebunden sind – angefangen bei der Gestaltung des Klassenzimmers bis hin zur Art der Nachmittagsbetreuung", so Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP). Konkret sollen über einen längeren Zeitraum Anregungen, Ideen und Vorschläge aller Nutzer eingebracht werden. Darauf aufbauend soll dann ein Konzept erarbeitet werden, das die einzelnen Bildungsangebote sowohl baulich als auch organisatorisch näher zusammenbringt, etwa was die Nutzung der Sport- und Freiräume anbelangt.
Franz Ryznar wird den Prozess "Bildungsgrätzel" begleiten. Er hat schon im Jahr 2015 die Umgestaltung des Innenhofs der Schulen in der Pfeilgasse moderiert, dessen Ergebnis sich sehen lassen kann: Ein Biotop, ein Baumhaus mit Rutsche, ein Insektenhotel und noch viel mehr sind dort entstanden – alles mit der Beteiligung von Schülern und Lehrern. "Vor allem die Schüler waren sehr an der Mitarbeit interessiert", sie würden Projekte "abseits des Belehrens" besonders schätzen. Das müsse gefördert werden, denn in Österreich gebe es "wenig Tradition von Mitbestimmung".
"Entwicklungsgebiet für die Demokratie"
Das schon in jungen Jahren zu lernen, sei auch für die Gesellschaft als Ganzes wichtig, denn Projekte wie das "Bildungsgrätzel" seien ein "Entwicklungsgebiet für die Demokratie". "Die Augen der Kinder haben damals geleuchtet, als sie gesehen haben, dass ihre Vorschläge tatsächlich umgesetzt wurden. "Nur die Hühner und Schafe, die sich die Schüler für ihren Schulhof gewünscht hatten, konnten wir nicht verwirklichen", schmunzeln Mickel-Göttfert und Ryznar, als sie vom damaligen Prozess erzählen. Aber wer weiß, vielleicht ist im "Bildungsgrätzel Josefstadt" dann auch Platz für tierische Verstärkung im Schulhof.
Zur Sache:
In den Wiener Bildungsgrätzeln sind verschiedene Bildungseinrichtungen eng miteinander vernetzt. In den nächsten Monaten sollen in ganz Wien weitere Bildungsgrätzel in Angriff genommen werden - zwei gibt es schon. Das "Bildungsgrätzel Schönbrunn" in Rudolfsheim-Fünfhaus, im Entsthen ist außerdem derzeit das Bildungsgrätzel in der Spielmanngasse in Wien-Brigittenau.
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