Landesgerichtsstraße
Grüne Wien wollen 358 zusätzliche Bäume pflanzen
Die Grünen Wien haben Pläne ausgearbeitet, wie man unter anderem die Landesgerichtsstraße umgestalten könnte. Die aktuelle Baustelle entlang der künftigen U-Bahn-Linie 2, genannt die "Zweierlinie", soll in einigen Jahren zur Prachstraße werden – zumindest, wenn es nach grünen Wünschen geht.
WIEN/JOSEFSTADT/INNERE STADT. Als Peter Kraus, der Parteivorsitzende der Grünen Wien, gerade spricht, unterbricht ein Bagger seine Ausführungen. "Ich warte kurz, bis er vorbei ist", sagt er entschuldigend. Kraus steht am Friedrich-Schmidt-Platz an der Landesgerichtsstraße. Hinter und vor ihm befindet sich eine Großbaustelle: Denn hier wird fleißig an der Verlängerung der Linie U2 gearbeitet. Für Anrainer und Anrainerinnen ist dies seit Jahren nicht zu überhören und die Baustelle wird wohl noch bis zur geplanten Fertigstellung 2026/27 für entsprechenden Lärm sorgen.
Die Grünen aber haben nun konkrete Pläne ausarbeiten lassen, wie die Baustelle danach ausschauen soll. Diese präsentierten sie am Dienstag, 24. Jänner, bei einer Pressekonferenz: mit dabei waren noch der Mobilitätssprecher der Grünen Wien Kilian Stark, der grüne Josefstädter Bezirksvorsteher Martin Fabisch sowie Judith Püringer, Parteivorsitzender der Grünen Wien. "Der U-Bahn-Neubau bietet eine historische Chance für uns alle", so Pühringer.
Konkret beauftragte man daher das Stadtplanungsbüro "bauchplan", um Pläne für die Oberfläche der "Zweierlinie" zu entwerfen. Diese führt vom Karlsplatz zur Universitätsstraße. Stark sollte die Maßnahmen prägnant auf den Punkt bringen: "Ich habe die Aufgabe, eine 60-seitige gehaltvolle Studie auf eine vierminütige Präsentation zusammenzufassen."
Zwei statt zehn Fahrspuren
Die Grünen wollen dabei statt der derzeitigen bis zu zehn Fahrspuren für Autos künftig nur noch zwei Fahrspuren an der Zweierlinie – eine nach Norden, eine nach Süden. "Das schafft viel Platz für Begegnung unter Bäumen und breite Radwege", erklärt Stark: "Nicht dass es am Ende des U-Bahn-Baus heißt: Unten hui, oben pfui!"
Konkret könnten so die Aufenthaltsflächen von 19.400 auf 33.000 Quadratmeter anwachsen, dies würde etwa Platz für Gastgärten oder Sport und Spiel bringen. 358 Bäume könnten außerdem zusätzlich gepflanzt und 8.000 Quadratmeter Grünfläche dazu kommen. Dazu wünscht sich die grüne Landespartei unter anderem zwei baulich getrennte Radwege und Baumalleen: wahrlich große Entwürfe. Die Rednerinnen und Redner verwendeten daher mehrmals das Wort "Prachtstraße" als Beschreibung für ihre – wenn auch vorerst eher theoretischen – Pläne. Zur Umsetzung bräuchten sie immerhin die Zustimmung der rot-pinken Landesregierung.
Großes Thema in der Josefstadt
Dabei betonte Bezirksvorsteher Fabisch etwa, dass er hinter dem U-Bahn-Projekt stehe und die Zusammenarbeit mit Stadt und Wiener Linien gut funktionieren würde. Gleichzeitig würden sich gerade auch viele Anwohnerinnen und Anwohner in der Josefstadt mehr Aufenthaltsqualität wünschen. "Sanfte Mobilität, mehr Bäume und attraktive Aufenthaltsflächen für die Josefstadt – jetzt oder nie", so Fabisch.
Tatsächlich ist die Zweierlinie auch im 8. Bezirk ein großes Thema. Bei der vergangenen Sitzung im Dezember im Bezirksparlament wurde so zum Beispiel ein Antrag über die Neugestaltung der Landesgerichtsstraße eingebracht. Diesem wurde von allen anwesenden Parteien (Grüne, Neos , ÖVP, SPÖ, Links) zugestimmt. Auch dieser Antrag enthielt Vorschläge für die Stadt Wien, wie die Landesgerichtsstraße umgestaltet werden könnte. Die Pläne der Grünen decken sich mit diesem Antrag aber nur teilweise und sind ein eigenes Projekt der Partei.
Alexander Hirschenhauser, Klubvorsitzender der Grünen Innere Stadt, blickt recht nüchtern auf die Zukunft der "Zweierlinie": "Alles was uns bisher präsentiert wurde, deutet darauf hin, dass sich zu dem Ist-Zustand nicht sehr viel ändern wird." Die Grünen im Ersten unterstützen die präsentierten Pläne voll und würden sich freuen, wenn in den Straßen links und rechts vom Rathaus mehr Bäumen gepflanzt werden würden. "Vor Jahren haben wir den Antrag gestellt, dass die Dächer der Stationsgebäude mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet oder begrünt werden. Beides wurde abgelehnt." Diese Absage wurde mit den Worten "die Planungsphase sei schon so lange abgeschlossen" begründet worden. Hirschenhauser ortet, dass die SPÖ keine ernste Priorität auf die Klimawende setze, ein Umstand, der ihn nicht nur enttäuscht, sondern entsetzt.
SPÖ Wien wenig begeistert
Seitens der SPÖ Wien reagierte man auf die Pläne der Grünen eher ungehalten. „Klar ist, dass die Stadt Wien natürlich auch die 2-Linie nach dem U-Bahn-Bau gemäß dem Motto ‚raus aus dem Asphalt‘ komplett neu gestalteten wird", so Erich Valentin, Vorsitzender des Gemeinderatsausschusses für Innovation, Stadtplanung und Mobilität im Wiener Rathaus.
Aber trotzdem sieht die Wiener SPÖ die Zeit für konkretere Planungen noch nicht gekommen, denn die Wiener Linien würden die Flächen frühestens nach Fertigstellung der Bauarbeiten 2027 übergeben. "Die Detailplanungen erfolgen zeitgerecht. Wir konzentrieren uns jetzt tagtäglich auf alle Flächen, die wir aktuell auch schon gestalten können", so Valentin, der noch eine kleine Spitze Richtung Grüner parat hat: "In ihrer Zuständigkeit für Stadtplanung und Verkehr haben sie schöne, bunte Renderings erstellen und sie dann in der Schublade verschwinden lassen."
Eine Umsetzung der grünen Pläne steht daher wohl nicht ins Haus.
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