Gemeinderatssitzung
Hick-Hack um die Zweierlinie im Wiener Rathaus
Die Grünen machten in der heutigen Gemeinderatssitzung die Pläne zum Thema, nach denen die heutige U2-Baustelle künftig eine "Prachtallee" werden solle. Die anderen Parteien zeigten sich maximal mäßig begeistert.
WIEN/JOSEFSTADT. Die Grünen Wien wollen entlang der gerade im Bau befindlichen U-Bahn-Linie U2 künftig gerne eine "Prachtstraße" sehen. Dabei geht's etwa um die Landesgerichtsstraße. Über 350 Bäume hätten sie dort unter anderem gerne, weniger Autos und einen Zweirichtungsweg für Fahrräder.
Doch politisch weht ihnen hier ein scharfer Wind entgegen – das wurde während der vergangenen Gemeinderatssitzung deutlich, wo die sogenannte "Zweierlinie" zu einem großen Thema wurde.
Dort argumentierte der grüne Verkehrssprecher Kilian Stark, man solle vergangene Fehler nicht wiederholen. Er verglich die Zweier-Linie mit der Kärntner Straße und der Mariahilfer Straße. Nach dem U-Bahn-Bau sei die Kärntner Straße zur Fußgängerzone umgebaut worden, die Mariahilfer Straße hingegen nicht.
Es habe mehrere Jahrzehnte gebraucht, bis auch dort um sehr viel Geld eine Fußgängerzone geschaffen wurde. Er forderte, diesen „teuren Fehler“ wie bei der Mariahilfer Straße bei der Zweier-Linie nicht nochmal zu machen und die Straße gleich nach dem U-Bahn-Bau „klimafreundlich und zukunftsfit“ umzubauen.
Nepp: keine Menschen "auf das Rad zwingen"
Kritik kam prompt von der FPÖ in Person von Klubobmann Dominik Nepp. Sie erinnerte an die verkehrsberuhigte und „klimafit gestaltete“ Neubaugasse im 7. Bezirk. Diese habe sich als „Fehlplanung“ herausgestellt; die klimafreundliche Pflasterung dort habe dem Verkehr mit Bussen in der Gasse nicht standgehalten.
Die Grünen würden durch die Widmung neuer Flächen für den Wohnbau am Stadtrand „betonieren“ und mit ihrer Politik Menschen „auf das Fahrrad zwingen“, sagte Nepp.
Neos wollen nichts überstürzen
Zumindest teilweise Zustimmung für die grünen Ideen äußerten hingegen die Neos. Selma Arapovic, die Sprecherin für Wohnen, Stadterneuerung und Stadtentwicklung, meinte, sie könne dem Vorschlag der Grünen für die Zweierlinie einiges abgewinnen. Konkret unterstützte sie die Forderung nach der Entsiegelung der Flächen, die Hebung der Aufenthaltsqualität und die Förderung von alternativer Mobilität.
Die vorgelegten Renderings für die neue Zweiter-Linie hätten aber keinen Bezug zur Realität, kritisierte Arapovic. Auch Neos-Abgeordnete Angelika Pipal-Leixner sprach sich gegen "überstürzte Lösungen " aus.
ÖVP fordert vorausschauende Planungen
Die ÖVP-Abgeordnete Elisabeth Olischar forderte „eine gute Begleitung von Großprojekten und eine vorausschauende Planung“ bei Vorhaben, die über mehrere Jahre laufen, wie der Ausbau der U2 und U5. Zum Projekt-Start habe es Gestaltungs-Vorschläge für alle neuen Stationen der künftigen U2 und U5 gegeben, die seien inzwischen „still und heimlich von der Homepage verschwunden“. Jetzt behaupte die Stadtregierung, es gebe noch keine fixen Pläne: „Das zu behaupten ist weder transparent noch besonders zukunftsorientiert“, kritisierte Olischar.
Grüne Pläne für eine Fußgängerzone auf der Zweiter-Linie lehne sie, Olischar, aber ganz strikt ab. Sie befürchtete etwa Staus durch die Spuren-Reduktionen.
SPÖ sagt, es gäbe noch Zeit
Die SPÖ kritisierte die grünen Pläne. Für sie sprach unter anderem Erich Valentin (SPÖ), Ausschussvorsitzender für Stadtplanung und Mobilität. Die Grünen würden die Stadtregierung mit einem „geleakten“ Plandokument für die Zweier-Linie kritisieren; dieses sei laut Valentin allerdings unter einer Grünen Planungsstadträtin 2017 erstellt worden. Die Baustelle für die neue U5 bei der Zweierlinie werde noch länger dauern, es gebe bis mindestens bis 2027 Zeit, passende Pläne zu entwickeln.
Um diese von Valentin angesprochenen Pläne geht es hierbei:
Die Sorge, dass die Zweier-Linie vergessen werde, teilte hingegen auch SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi nicht. Manchmal sei eine Planung mit Bedacht und ohne spätere Umplanungen besser, so der SPÖ-Gemeinderat.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.