Zu wenig Ärzte im achten Bezirk?
Die Zahl der Kassenärzte in der Josefstadt nimmt stetig ab: Das beklagt die Bezirksvorsteherin.
JOSEFSTADT. Die Josefstadt wächst, so wie viele andere Bezirke Wiens. Doch wächst die lokale Gesundheitsversorgung mit? Glaubt man der Josefstädter Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert, muss diese Frage verneint werden. Vor allem bei den Kassenärzten sieht sie Handlungsbedarf: "Wir haben nur noch einen Dermatologen mit Kassenvertrag", sagt sie. "Die Wartezeiten in den Arztpraxen werden immer länger." Anders sehe es bei den Wahlärzten aus. Hier steige die Zahl.
Was steckt hinter den Begriffen "Wahlarzt" und "Kassenarzt"? Erstere arbeiten auf eigene Rechnung. Sie können sich ihre Patienten aussuchen. Kassenärzte haben einen Vertrag mit einer Krankenkasse, zum Beispiel der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Ein Kassenarzt, der einen Vertrag mit der WGKK hat, darf keinen bei dieser Kasse versicherten Patienten zurückweisen.
Zwölf Allgemeinmediziner
Konkrete Zahlen zur medizinischen Versorgung im Bezirk hat die Wiener Ärztekammer. Ein Blick auf deren jüngste Tabelle vom September dieses Jahres ergibt folgendes Bild: 2010 gab es 12 Allgemeinmediziner und 25 Fachärzte mit Kassenvertrag in der Josefstadt. Heuer sind es 8 Allgemeinmediziner und 21 Fachärzte mit Kassenvertrag. Das ist tatsächlich ein geringer Rückgang. Zum Vergleich: 2010 ordinierten in der Josefstadt 206 Wahlärzte, heuer sind es 245. 41 davon sind Allgemeinmediziner. Das sind deutlich mehr als jene mit Kassenvertrag.
Die Ärztekammer sieht deshalb Handlungsbedarf. Sie fordert 300 zusätzliche Kassenplanstellen für ganz Wien. Außerdem pocht sie auf Gespräche über die Schaffung neuer Fachgebiete im niedergelassenen Kassenbereich, zum Beispiel bei der Onkologie oder der Schmerztherapie. Bei der Wiener Gebietskrankenkasse hält man von dieser Forderung wenig, zumindest was die Bezirke Mariahilf, Neubau und Josefstadt angeht. "Dort hatten wir nie Probleme, Stellen nachzubesetzen", heißt es von der WGKK. "Im Gegenteil haben wir zu viele Bewerber."
Falsche Strategie?
Das entspricht nicht der Wahrnehmung der Bezirksvorsteherin. Sie hält die Strategie der WGKK für falsch. "Es werden zu viele Kassenärzte in die Außenbezirke verlegt. Für die Josefstadt bleibt da kaum etwas übrig", so Mickel-Göttfert. Auch hier ist die WGKK anderer Auffassung, vor allem was die Fachärzte angeht. "Viele Wiener nehmen Facharzttermine in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wahr", so eine Sprecherin. "Deshalb ist eine auf die Einwohnerzahl bezogene Berechnung nicht immer sinnvoll."
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