Schwarze Adler und Reihentänzer

„Country-Music, das sind drei Akkorde und die Wahrheit", sagt das scheinbar unsterbliche Urgestein des Country Willie Nelson. Die Liedertexte handeln von Baumwollfeldern und Eisenbahnen, harter Arbeit in Kohlebergwerken und Gefängnissen, über Liebe, Treue und Verrat, alles, was die menschliche Seele bewegt. Der Mann mit dem schiefen Grinsen singt: „Die einzigen 2 Dinge, die das Leben lebenswert machen sind gut gestimmte Gitarren und gefühlvolle Frauen, lass uns nach Luckenbach in Texas gehen“. Oder nach Nußbach! Im Countryclub „Black Eagles“ kann man den Gefühlen von Fernweh und Abenteuerlust frönen.

Nußbach (mach): „Mein Onkel war LKW-Fahrer bei den amerikanischen Besatzungsmächten“, erzählt Toni Obendorfer, der Obmann des Vereins, „er infizierte mich mit der Liebe zur Countrymusik“. So verwundert es kaum, dass Toni auf seiner zum Chopper umgebauten KTM Komet einen Kassettenrekorder montierte, um diese Musik zu hören und später selber den Beruf des Truckers ergriff. Der Trucker als moderner Cowboy - Filme wie Konvoi mit „Rubber Duck“ Kris Kristofferson und Easy Rider weckten das amerikanische Lebensgefühl: die Freiheit, die Weite und die unbegrenzten Möglichkeiten. Zusammen mit seiner Frau Maria und anderen Countryliebhabern begab er sich auf eine anekdotenreiche Reise in den USA, „Wir fütterten Krokodile mit Knackern und Marsh Mellows, hatten beim Cowboystiefeln-Kaufen die Qual der Wahl und besuchten die gefährlichste Stadt Mexikos“, schwärmen die Obendorfers „ wir bereisten in 3 Wochen 14 Städte auf den Spuren berühmter Country-Musiker, unter anderem New Orleans, Memphis, Luckenbach und Nashville, die Hauptstadt der Countrymusik“. Viele Country Musiker kamen nach Nashville mit ihren Gitarren auf dem Rücken und ihren Geigen unter dem Arm auf der Suche nach Glück und Reichtum. Toni und seine Frau finden ihr Glück im zum Western-Saloon ausgebauten ehemaligen Heuboden.

Fly like an eagle und dance like a camel

Warum der Vereinsname „Black Eagles“? Dolly Parton, die Grand Dame des Genres, ist bekannt für ihre aufwändig toupierten Frisuren, die bis in den Himmel zu reichen schienen. Die Mitglieder des Countryclubs schweben beim Tanzen auch wie die Adler, ihr Outfit ist schwarz - wie bei Johnny Cash, dem „Man in Black“, der „Walk the Line“ sang. Jeden Donnerstag- und Freitagabend wird in Nußbach „the Line nicht gewalkt“, sondern getanzt - wie elektrisiert springen die Tänzer auf und sind sich automatisch einig, einen bestimmten Tanz zu tanzen. Maria Obendorfer: „Oft ist der Lebenspartner ja ein ausgesprochener Nichttänzer. In diesem Fall ist Line Dance die ideale Möglichkeit, dass man sich zur ins Blut gehenden amerikanischen Countrymusik tänzerisch betätigt.“ Line Dance wird, wie der Name es bereits sagt, in Linien neben- und hintereinander getanzt. „Schrittfehler sind nicht so schlimm - man reiht sich einfach wieder ein und tanzt weiter“, so Maria. „Mir geht es hauptsächlich um das Gemeinschaftsgefühl im Verein“, gesteht Toni nach den vielen beruflichen Jahren als „Lonesome Cowboy“, „Cowboys konnten nur in der Gemeinschaft überleben, das Klischee mit dem Feiern in Bars, dem besinnungslosen Trinken und Anzetteln von Kneipenschlägereien stimmt nicht.“

 „Wer erfahren will, dass „Grapevine“ und „Camel Walk“ Grundschritte des Line Dance sind, kann an den Vereinsabenden vorbeikommen und mit uns die verschiedensten Schrittfolgen zu toller Country Musik tanzen“, ladet Maria Obendorfer ein. Großartig ist es auch, dass unzählige Kinder vom Line Dance Fieber angesteckt werden – im Juli besteht beim Ferienprogramm der Gemeinden Wartberg und Nußbach wieder „Infektionsgefahr“. Und Erwachsene haben bei Schnupperterminen am 14. und 21. September die Chance, in die Kunst des Reihentanzens einzutauchen.

Also setzt eure Cowboyhüte auf, schlüpft in die Cowboystiefel und schwingt euch aufs Pferd – der Wilde Westen in der Bergstraße 33 in Nußbach wartet!