Hurra, es brennt!

Foto: Martin Schosser
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Die Tradition der Schnapsbrennerei gab es schon im Mittelalter. Wahrscheinlich ist sie noch viel älter. Nicht ganz so lange, aber immerhin seit 30 Jahren ist die Destillerie Schosser eine Fundgrube für Genießer von edlen Tropfen. Gerade jetzt im Winter, wenn es draußen bitterkalt ist, tut ein wärmender Trunk gut.

RIED/TRAUNKREIS. Auf Anhieb fühlt man sich wohl, wenn man die gemütliche Destillerie mit Liebe zum Detail betritt. In Holzregalen schimmern honigfarbene und klare Edelbrände aus Beeren, Kern- und Steinobst in dekorativen Flaschen. Ebenso Raritäten wie Banane und Tresterbrände namhafter Weine. Martin Schosser schenkt einen Begrüßungstrunk in ein Gläschen ein. „Einen guten Schnaps soll man bei Zimmertemperatur trinken, weil er so die vollen Fruchtaromen freigibt“, plädiert der Experte für eine gehobene Trinkkultur, „langsam und genussvoll aus einem Grappaglas, nicht auf ex aus einem alten Schnapsstamperl“. Ein intensiver Geschmack von Apfel steigt einem in die Nase, wenn man am selbstgebrannten Apfelbrand riecht. „Ich beziehe die Früchte von ausgewählten Obstbauern“, sagt der gelernte Lebensmitteltechnologe. Für ihn ist es selbstverständlich, dass nur voll duftende Früchte mit optimalem Reifegrad eingemaischt, vergoren und schließlich mit viel Fingerspitzengefühl gebrannt werden. Das riecht und schmeckt man. „Heute verwenden wir nur das beste Obst“, betont Schosser, „früher wurden meistens nicht mehr vermarktbare Früchte verwertet.“ Durch vom Hagel angeschlagene Heidelbeeren begann 1989 die Erfolgsgeschichte der Familie Schosser. Für Martins Vater Max, dem Gründer der Destillerie, war damals das Brennen der Früchte eine Notlösung, wurde aber schnell zu seiner Leidenschaft – gleich sein erstes Produkt fand großen Anklang. Martin setzte nach dem Tod des Vaters den erfolgreichen Weg fort. Zahlreiche Auszeichnungen in den Regalen zwischen den brennenden Köstlichkeiten bezeugen die fantastische Qualität seiner Brände.


Falstaff-Brenner des Jahres 2019

„Der große Erfolg bei der diesjährigen Falstaff Spirits Trophy ist die Bestätigung für meine Bemühungen, nur 100% Destillate der höchsten Qualität herzustellen“, freut sich der Edelbrenner. Sowohl die alten, gereiften Destillate fanden bei den „Schnapsnasen“ und den Gaumen der Verkoster Anklang wie auch die neu gebrannten. Besonders seine Brände aus Erdbeere, Brombeere und Holunder sind hoch bewertet worden. Nach seinem Geheimnis befragt, gesteht er lächelnd, „Ich habe einfach ein Gespür für die richtigen Früchte“. Früher hatte Schnaps einen Kellerappeal, in der Zwischenzeit ist er ein Produkt kulinarischer Größe. In der gehobenen Gastroszene sind die Edelbrände der Familie Schosser ein Fixpunkt im Sortiment. „Die Leute legen wieder mehr Wert auf Qualität“, weiß Schosser, „das ist die Chance für uns kleine Brennereien“.

„Erst die Arbeit, dann der Schnaps“...

trifft bei der Kunst des Schnapsbrennes wortwörtlich zu. Martin führt in den Brennraum. Der erste Blick fällt auf eine große, kupferne Apparatur, die Kolonnenbrennerei. Beim Brennen wird die vergorene Frucht-Maische gekocht, der aufsteigende Dampf wird über die Kühlanlage wieder verflüssigt und rinnt als Schnaps aus der Anlage. „Meinen ersten Brand destillierte ich im Alter von 16 Jahren“, beschreibt Martin Schosser seinen Einstieg in die geistige Materie, „es ist immer wieder spannend, was am Ende herauskommt, jedes Jahr ist anders“. Trotz moderner Technik macht letztendlich das Gespür und die Feinarbeit den Unterschied aus. Das Aroma des Apfels oder der Birne im Destillat einzufangen und dabei möglichst alle Fehler zu vermeiden, die so ein Verarbeitungsprozess mit sich bringt, ist die handwerkliche Kunst. „Das lernt man mit der Zeit und der Erfahrung“, erklärt der Brenner. An den winzigsten Rädern zu drehen, um immer noch besseren Schnaps zu brennen, ist sein Antrieb. Man spürt, dass er mit viel Liebe und Leidenschaft bei der Sache ist. Am Ende wird klar, warum das edle Getränk seinen Preis hat. Immerhin sind 60 Kilo Äpfel nötig, um sechs Liter Schnaps zu brennen.

Gut Schnaps braucht Weile

Martin öffnet die Türe zum Lagerraum, tausende Liter an Schnäpsen türmen sich dort. Die Qualität der Schosser-Schnäpse kommt auch daher, dass sie nach ihrer Entstehung noch viel Zeit im Lager verbringen dürfen und ihren letzten Schliff erhalten. Abgefüllt in Edelstahlbehältern und Fässern aus heimischer Eiche, Kastanien und einem kubanischen Rumfass ruhen die Köstlichkeiten manchmal über sechs oder mehr Jahre lang. Brände der Linie „Max Reserve“ haben eine Lagerzeit von mindestens 20 Jahren. Lässt eine Obstsorte in einem Jahr aus, greift Schosser auf seine Lagerbestände zurück, „in schlechten Jahren, wenn die Qualität nicht zu 100% stimmt oder eine Ernte ausfällt, gibt es auch keinen Schnaps“. Bei der Lagerung in Holzfässern verdunsten viele Liter Schnaps, wodurch sich die Konzentration im verbleibenden Rest des Inhaltes erhöht. Diesen Schwund nennen die Brenner „Engels“-share - passend zu Weihnachten: die schön dekorierten Sortimentskisterln in den Regalen des Verkaufsraumes bieten sich als Geschenksideen für Liebhaber des hochprozentigen Tropfens an. Wohl bekomm's!

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Foto: Cityfoto
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