80. Geburtstag
"Miteinander reden - über das, was uns wirklich bewegt"
Der Wahl-Kirchdorfer Helmut Tschautscher hat in diesen Wochen gleich doppelten Grund zum Feiern: Seinen 80. Geburtstag und 40 Jahre als Diakon. Er berichtet über sein Leben und spricht darüber, was im Leben wirklich zählt.
KIRCHDORF. Helmut Tschautscher ist als ältestes von sechs Kindern inmitten der schönen Natur des Mühlviertels, in Helfenberg, aufgewachsen. "Es gab kaum Verbote, dafür viel Freiheit: wir gingen baden in den rauschenden Bach, Schwammerl suchen in den Wald und alles war so ruhig, " erzählt Tschautscher. Wie es aber auch zu jener Zeit üblich war, wurde erwartet, mit anzupacken - in der Landwirtschaft gab es immer etwas zu tun.
Handwerkliche Ausbildung und erste Arbeitsjahre
Obwohl es damals nicht selbstverständlich war, bekam Helmut Tschautscher die Möglichkeit, bei der VOEST in Linz gleich zwei Ausbildungen zu absolvieren: eine Lehre zum Maschinenschlosser und eine als Technischer Zeichner für Maschinenbau. Er war einer von 150 Lehrlingen, beworben haben sich zu jener Zeit mehr als 700. Nach dem Bundesheer, 1963, wechselte Helmut Tschautscher zur Katholischen Arbeiterjugend, wo er als Organisationssekräter seine Frau Angela kennengelernt hat. Es folgten arbeitsreiche, bewegte Jahre und verschiedene Anstellungen: Als Montage-Schlosser, Versicherungskaufmann und schließlich als Verkaufsleiter einer Staplerfirma.
Was zählt im Leben wirklich?
Der unerwartete Tod seines Schwagers hat Helmut Tschautscher in der damaligen "Immer-mehr-Spirale" gestoppt und als Vater von drei Töchtern fragte er sich: "Was ist am Ende des Lebens wichtig? Was ist es, was im Leben wirklich zählt?" Im persönlichen Umgang mit Menschen wurde Helmut Tschautscher vor allem das Miteinander reden immer wichtiger. Aber nicht über irgendwas, sondern darüber, was uns wirklich und wahrhaftig bewegt - quer durch alle Hierarchiestrukturen! "Stell dir vor, wieviel einfacher und leichter unser Zusammenleben wäre, wenn wir im Gespräch sagen würden, wie es uns wirklich geht, was wir gerade fühlen. Um wieviel leichter könnten wir dann so vieles ausreden und auch andere Meinungen gelten lassen, weil wir immer wüssten, wie wir dran sind."
Weihe zum Ständigen Diakon
Der regelmäßige Besuch von Gesprächsgruppen und die wachsende Fähigkeit zur Selbstreflexion haben ihn erkennen lassen: "Da gibt es noch mehr, was ich machen möchte und es braucht auch mehr!" Es war der Anstoß für seine theologische Ausbildung. Helmut Tschautscher begann 1981 als Pastoralassistent zu arbeiten - die Weihe zum Diakon fand am 27.3. 1982 statt.
Gründung der Wärmestube in Linz
Nach achtjähriger Tätigkeit als Pastoralassistent und Diakon in einer Linzer Pfarre begann für Helmut Tschautscher 1989 bei der Caritas ein neues Betätigungsfeld: die Arbeit mit obdachlosen Menschen. 1992 gründete er die Wärmestube in der Waldeggstraße in Linz und musste erkennen, dass der persönliche Einsatz auch Grenzen hat: "Es war schwierig, mich von den Schicksalen der Menschen abzugrenzen, was auch zu gesundheitlichen Problemen führte," berichtet Tschautscher. Er beschloss daraufhin, in die Pfarrseelsorge zu wechseln. Langjährige Freunde waren der ausschlaggebende Grund, warum Helmut Tschautscher 1995 als Pastoralassistent und Diakon in Kirchdorf an der Krems zu arbeiten begann.
Engel aus Holz
Mittlerweile lebt der dreifache Großvater mit seiner Frau Angela seit 26 Jahren in der kleinen großen Stadt. Er engagiert sich auch in der Pension ehrenamtlich in der Pfarre. Immer öfter ist er nun auch in seiner Holzwerkstatt anzutreffen, wo er Engel, Herzen und Figuren aus unterschiedlichen Hölzern fertigt. Auf www.holzengel.at kann man nachlesen, wie ein geschenkter Ast eines Kriecherlbaumes zu diesem Hobby geführt hat.
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