Heimatforschung
Siegfried Kristöfl ist der Vergangenheit auf der Spur

Der Historiker Siegfried Kristöfl aus Kremsmünster. | Foto: Kristöfl
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Heimatforschung beginnt meist mit ganz persönlichen Fragen: Woher kamen meine Vorfahren? Wie lange steht unser Haus schon? Oder man hat spannende Geschichten im Ohr, von denen die älteren Leute noch wussten. Irgendwann möchte man es genauer wissen, wie alles wurde. Was aber genau machen Heimatforscher? Siegfried Kristöfl aus Kremsmünster weiß die Antwort.

KREMSMÜNSTER. „Sie lesen, graben tief in Archiven, führen Gespräche mit Zeitzeugen und entziffern uralte Dokumenten“, schildert der graduierte Historiker die Tätigkeit, „sie nehmen Dinge unter die Lupe, die andere übersehen“. Das Erinnern, das Erzählen, das Weitergeben ist der wichtige Moment in der Heimatforschung. Kristöfls Begeisterung für Geschichte zeigte sich schon früh, „ich habe schon als Schulkind historische Bücher über die alten Römer, Marco Polo und Asterix verschlungen“. Um seinen Wissensdurst zu stillen, schrieb er sich zum Studium der Geschichte in Salzburg ein. Heimatforschung ist sehr vielfältig: Haus- oder Familienchroniken erstellen, Erbhöfe belegen, Ahnenforschung, vergessene Berufe erforschen, Sagenwelt erkunden, Zeitzeugen befragen, Erforschung von Kleindenkmälern oder eine Gemeindechronik erstellen.

Wie Detektivarbeit

Welche Spuren wurden hinterlassen? Man muss genau schauen, ein flüchtiger Blick genügt nicht. Jedes noch so kleine Detail ist wichtig. Fingernägelritze in Kirchenbänken als Zeichen kindlicher Ungeduld bei langen Messen, verwitterte Marterln am Wegesrand als heilige Zeichen. „Als Heimatforscher findet man überall Reste und Aufregendes“, beschreibt Kristöfl die Faszination, „man kann nicht stillsitzen, außer vor Dokumenten und am Computer, wenn man online Kirchenbücher abfragt oder nach genealogischen Vernetzungen Ausschau hält“.

„Als Heimatforscher findet man überall Reste und Aufregendes. Man kann nicht stillsitzen, außer vor Dokumenten und am Computer, wenn man online Kirchenbücher abfragt oder nach genealogischen Vernetzungen Ausschau hält.“
Siegfried Kristöfl

Heimatforscher gehen hinaus ins Freie und schauen sich um: Praktisch alles kann zum Forschungsobjekt werden. Kristöfl hat die Überzeugung, dass auch das Geringste einen Wert hat, „auch kleine Orte haben eine große Geschichte zu erzählen“. Sein Leitmotiv lautet: ‚Grabe, wo Du stehst!’. Fang einfach an mit dem Forschen. Am fruchtbarsten wird die Suche sein, dort wo du lebst. „Heimatforschung ist tödlich“, offenbart der leidenschaftliche Geschichtsforscher lachend, „sie hört nie auf“.

Geschichten hinter der Geschichte

Bei seinen historischen Forschungen fasziniert den Kremsmünsterer die ganze Fülle des Lebens. Er erstaunt mit seinem reichen historischen Wissen und Gespür für Geschichten. „Mir ist es besonders wichtig, altes Wissen zu bewahren“. Viele heimatgeschichtliche Publikationen und Dorfchroniken entspringen seiner erprobten Feder. Seine Beiträge in der 1080-Seiten starken Schiedlberg-Chronik sind nur ein Zeugnis der akribischen Arbeit von Kristöfl. „Sie ist mehr als nur ein herkömmliches Häuser- und Höfebuch. „Wer darin schmökert, kann richtiggehend durch das Buch spazieren wie durch den Ort selbst,“ erzählt der Autor und Ausstellungskurator begeistert. Nicht nur die Forschung ist ihm eine Herzensangelegenheit, sondern auch sein Wissen lebendig und anschaulich in Publikationen und Ausstellungen „hinüberzubringen“ und für die heutige Zeit zu transformieren. „Leider erkennen viele Menschen den Wert historischer Dokumente nicht mehr“, bedauert Kristöfl. Darum hat er ein Schulprojekt entwickelt, um Kinder des 21. Jahrhunderts für die Geschichten ihrer Heimat zu gewinnen. „Geschichten gehen nie zu Ende, solange sie erzählt und für die Nachwelt gesichert werden", betont der Projektleiter.

Als Leiter des OÖ. Heimatforscherlehrgangs ist es Siegfried Kristöfl wichtig, dass die Teilnehmer erkennen, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Kulturerbe leisten. | Foto: Kristöfl
  • Als Leiter des OÖ. Heimatforscherlehrgangs ist es Siegfried Kristöfl wichtig, dass die Teilnehmer erkennen, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Kulturerbe leisten.
  • Foto: Kristöfl
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Heimatforscher-Lehrgang

In Oberösterreich bekommen Heimatinteressierte in einem zweisemestrigen Lehrgang das „Handwerkszeug“, um auf Spurensuche zu gehen und den einen oder anderen “Schatz” heben zu können. „In den Tiefen warten noch unzählige Geschichten und Personen darauf, dass man über sie schreibt“, stellt der Historiker Nachwuchsheimatforschern in Aussicht. Als Leiter des OÖ. Heimatforscherlehrgangs ist es Siegfried Kristöfl wichtig, dass die Teilnehmer erkennen, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Kulturerbe leisten, Wissen weitergeben, das sonst verloren gehen würde. Im Lehrgang wird versucht, Licht in die manchmal nebulöse Vergangenheit zu bringen. „Es kommt bei den Recherchen oft sensationelles Material zum Vorschein, das einfach zu schade ist, um in Vergessenheit zu geraten“.

Nähere Infos: Heimatforschung - Akademie der Volkskultur

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