Pilzsammler atmen auf
Die Schwammerlsaison hat wieder begonnen

Die beliebten Herrenpilze (Foto) werden häufig mit dem Gallenröhrling verwechselt. | Foto: Karlheinz Meidinger
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  • Die beliebten Herrenpilze (Foto) werden häufig mit dem Gallenröhrling verwechselt.
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Pilzkundler Karlheinz Meidinger weiß, was jetzt sprießt und wie man Schwammerl sicher bestimmt.

KREMSMÜNSTER. „Es war noch nicht der Tsunami, doch haben bei uns lokal ergiebige Regenfälle und optimale Temperaturen für eine erste Flutwelle an Pilzen gesorgt“, bestätigt der Pilzkundler Karlheinz Meidinger. „In Wäldern und unter alten Parkbäumen sind seit Wochen wohlschmeckende Herrenpilze, Hexenröhrlinge, Eierschwammerl, Parasole, Perlpilze und zahlreiche Arten von Champignons und Täublingen zu finden. Selbst Raritäten wie der Schwarzhütige Steinpilz und die Weiße Trüffel sind schon da“, weiß der Pilzberater aus Kremsmünster.

Gleichzeitig wachsen aber, oft in nächster Nähe, ungenießbare und giftige Pilze, die den Objekten der Begierde zum Verwechseln ähnlich sind. So sind Gallenröhrlinge laut Meidinger im Moment ein Massenpilz. Auch zeigen sich bereits zahlreich Pantherpilze und diverse tödlich giftige Arten von Knollenblätterpilzen und orangefarbigen Haarschleierlingen. Daher ist bei aller Begeisterung höchste Vorsicht geboten. Beim Pilze sammeln besteht nicht nur die Gefahr, sich im Wald zu verirren, im steilen Gelände abzustürzen oder im Morast zu versinken, sondern vor allem, sich zu vergiften. Meidinger: „Die Kenntnis der arttypischen Merkmale der begehrtesten Speise- und der gefährlichsten Giftpilze ist die Voraussetzung für den späteren Genuss ohne Reue – manchmal sogar fürs Überleben.“

Pilze sicher bestimmen

Zur sicheren Bestimmung eines Pilzes durch einen Experten wird der ganze Fruchtkörper benötigt. Pilze werden grundsätzlich aus dem Boden gedreht oder (mit Hilfe eines Messers) herausgehoben, sodass die Merkmale an der Stielbasis wie Knolle, Scheide oder Verfärbung erhalten bleiben. Farbe und Form stark veränderlich und daher keine sicheren Hinweise auf eine Pilzart. „Der Grüne Knollenblätterpilz kann einen weißen, gelblichen, olivgrünen, braunen bis schwärzlichen Hut haben“, warnt der Mykologe. Vor allem die häufig verwechselten Arten sollte der Pilzsammler auseinanderhalten können und sich die unterschiedlichen Merkmale immer wieder einprägen. Dazu dienen Pilzfachbücher mit genauen Beschreibungen und Bildern und die Bestätigung durch einen Pilzberater. Vor einer Bestimmung mit Hilfe einer Pilz-App warnt Meidinger eindringlich: „Kuriose, abstruse Ergebnisse!“

Doppelgänger auseinanderhalten

Immer wieder verwechselte Doppelgänger sind Herrenpilz und der ungenießbare Gallenröhrling. Hier die arttypischen Kennzeichen: Der Herrenpilz oder Fichtensteinpilz hat olivgrüne Röhrenmündungen, ein feines weißes Stielnetz und milden Geschmack. Der Gallenröhrling verfügt über rosa Röhrenmündungen, ein grobes braunes Stielnetz und das Fleisch schmeckt schon bei Berührung mit der Zunge gallebitter. Beide Arten haben einen hellbraunen Hut und im jungen Zustand weiße Röhrenmündungen.

Weitere Doppelgänger sind Perlpilz und der giftige Pantherpilz. Der Perlpilz oder Rötender Wulstling hat immer rötende (Name!) Stellen am Fruchtkörper (Madengänge, Schneckenfraß, Verletzungen), graubraune „Perlen“ (Reste der vollständigen Hülle) auf dem Hut, einen glatten Hutrand, eine geriefte Manschette und eine Knolle mit einem Warzengürtel. Der Pantherpilz besitzt nie rötende Stellen am Fruchtkörper, hat weiße Schüppchen auf dem Hut, einen gerieften Hutrand, eine glatte Manschette und eine Knolle mit drei Gürtelzonen („Bergsteigersöckchen“).

Doppelgänger sind auch der Schiefknollige Anischampignon und der tödlich giftige Spitzhütige Knollenblätterpilz. Der Anischampignon verfärbt sich beim Reiben gelb und riecht dabei nach Anis, hat einen halbkugeligen Hut, immer färbige (grau-rosa, braune und letztlich schwarze) Lamellen und einen an der Basis knollig verdickten glatten Stiel mit breiter, hängender Manschette. Der Spitzhütige Knollenblätterpilz hat einen süßlichen, muffigen Geruch, einen kegeligen Hut, immer rein weiße Lamellen, einen wattigen, grobflockigen, knollig verdickten Stiel, der von einer häutigen Hülle („Totenbecher“) umgeben ist und eine häutige, flüchtige Manschette.

Pilzberatungsstellen im Bezirk Kirchdorf

Florian Kogseder, Molln
Karlheinz Meidinger, Kremsmünster

Sehr zu empfehlen sind laut Karlheinz Meidinger die Pilzbestimmungsabende der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft (MYAG) im Biologiezentrum in Linz, die ab 14. September 2020 (ab 18 Uhr) wieder angeboten werden, sowie die monatlich stattfindenden Pilzexkursionen der MYAG unter der Leitung von Fachpersonal. Nächster Termin: 15. September.

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Foto: Cityfoto
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