Mehrwert Berglandwirtschaft
Neue Geschäftsmodelle sollen Existenzen der Bauern sichern
Anfang Juni 2022 fiel der Startschuss für das Forschungsprojekt "Mehrwert Berglandwirtschaft".
BEZIRKE KIRCHDORF, STEYR-LAND. Kleinstrukturierte und naturnahe Formen der Landwirtschaft prägen die südlichen Regionen Oberösterreichs. Mehr als die Hälfte der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in den Bezirken Kirchdorf und Steyr befinden sich im Berggebiet. Die beschwerliche Arbeit und ein geringeres Einkommen schrecken allerdings viele junge Leute ab, die Landwirtschaft weiter zu führen. Dass in den Berglagen oft keine Maschinen eingesetzt werden können und etliches noch in Handarbeit erledigt wird, macht es nicht besser. Es braucht daher Maßnahmen, um die Berglandwirtschaft mit ihren wichtigen Umweltleistungen wie Artenvielfalt, Kohlenstoffbindung oder Wasserqualität abzusichern und zu stärken.
Kooperation von Landwirtschaft und Wissenschaft
Genau hier setzt das Projekt "Mehrwert Berglandwirtschaft" an. Eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus Vertretern des Vereins „nahtur“, von landwirtschaftlichen Betrieben und Verbänden sowie der Wissenschaft, sucht nach Möglichkeiten, wie die Bergbauernbetriebe (mehr) Geld verdienen und so abgesichert werden können. Landwirtschaft und Wissenschaft arbeiten im Projekt zusammen. Beide Aspekte verbindet Stefan Kirchweger: Er ist nicht nur Landwirt in Molln, sondern auch wissenschaftlicher Leiter des Studienzentrums für Internationale Analysen, kurz Studia, in Schlierbach. "Ich sehe dieses Projekt als potenzielle zusätzliche Einkommensquelle für meinen Betrieb", schildert er. "Gleichzeitig ist es eine gute Möglichkeit, um den Diskurs über die Leistungen der Berglandwirtschaft und deren Wert in der Gesellschaft voranzutreiben."
""Die Landwirtschaft kann nicht nur ein Hobby sein. Es sollte auch wirtschaftlich was rausschauen. Als Bauer trägt man zusätzlich ein Risiko. Da gehört viel Liebe dazu. Jeder landwirtschaftliche Betrieb, jeder Bauernhof ist sehr wichtig!"
Regina Aspalter
Ebenfalls zur Kerngruppe des Projekts gehört Regina Aspalter, Landtagsabgeordnete aus Maria Neustift. Sie erklärt: "Das Projekt teilt sich in mehrere Arbeitsschritte auf. Zunächst stand die theoretische Arbeit im Vordergrund, also Daten der Betriebe zu sammeln oder sich anzuschauen, welche wertvollen Sachen vorhanden sind." Es brauche, so Aspalter, gute Kooperationen zwischen der Wirtschaft und der Landwirtschaft.
Knapp 30 Betriebe detailliert ausgewertet
Das Projektteam hat in einem ersten Schritt jene Leistungen der bäuerlichen Betriebe erhoben, die zwar viel wert sind, den Bauern aber kein direktes Einkommen bringen: Dabei geht es etwa um Ernährungssicherheit, genetische Vielfalt, Wasserspeicherung und mehr. Rund 30 Betriebe wurden detailliert ausgewertet. 200 Betriebsleiter unterstützen das Vorhaben darüber hinaus mit ihren Informationen. Sie teilten ihre Meinung durch einen Fragebogen mit. "Von Seiten der Landwirtschaft gibt es eine rege Beteiligung. Das ist erfreulich, denn dies ermöglicht uns, unser Projekt umsetzungsorientiert zu gestalten", so Stefan Kirchweger. Die Leistungen werden in weiterer Folge überprüft und ökonomisch bewertet. Zusätzlich beginnen erste Vorbereitungen für die Entwicklung des Geschäftsmodells.
Weitere Infos zum Projekt auf mehrwert-landwirtschaft.at/berglandwirtschaft
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