Pferde bringen in Oberösterreich über 200 Millionen Euro Wertschöpfung

Foto: LK OÖ/Alexia Krusheva

OÖ. Die Pferdehaltung boomt. Hatten die Pferde früher als Arbeitstiere in der Landwirtschaft große Bedeutung, so sind sie heute wichtige Partner der Menschen für Sport und Freizeit. Pferdehaltung und Pferdezucht sind für die Landwirtschaft wichtige Einkommensquellen. Insgesamt wird durch diese Sparten in Oberösterreich eine Wertschöpfung von knapp 200 Millionen Euro pro Jahr erzielt. Aktuell stellen Änderungen in den rechtlichen Rahmenbedingungen die pferdehaltenden Betriebe vor große Herausforderungen.

Die Zahl der Pferde ging Österreich ab den 1950er Jahren massiv zurück. Dieser Rückgang dauerte bis in die 1970er Jahre. 1973 gab es in ganz Österreich nur mehr 38.000 Pferde. Ab diesem Zeitpunkt gab es eine Trendumkehr mit Wachstumsraten von ca. drei Prozent pro Jahr: Das Pferd wurde verstärkt für Hobby und Freizeit entdeckt. „Im Moment halten wir in Österreich bei ca. 120.000 Pferden, davon 25.000 in Oberösterreich. Etwa 15.000 Pferde, also etwa 60 Prozent des Gesamtbestandes, stehen auf landwirtschaftlichen Betrieben“, erläutert Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Drei bis vier Pferde sichern einen Arbeitsplatz, alleine in Oberösterreich werden daher bis zu 8.000 Arbeitsplätze durch das Pferd gesichert. Ein Pferd schafft einen Produktionswert (Umsatz) von bis zu 14.800 Euro pro Jahr, bzw. eine Wertschöpfung von 7.900 Euro im Jahr, wie eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts gezeigt hat.

1000 Pensionspferdehalter in OÖ

Nicht jeder, der reiten und ein Pferd halten möchte, verfügt auch über die nötige Fläche und ein Stallgebäude. Hier bieten landwirtschaftliche Betriebe als Einstellbetriebe einen von vielen Pferde-Begeisterten genutzten Service.

Ein durchschnittlicher Pferdebetrieb hält etwa vier bis fünf Pferde. In Summe gibt es in Oberösterreich rund 1.000 Pensionspferdehalter. Ihr Angebot reicht – je nach den Anforderungen des Marktes und den betrieblichen Möglichkeiten – von Einstellplätzen mit Sandplatz bis zu ganzjährig nutzbaren Reithallen. Für viele bäuerliche Betriebe ist die Pensionspferdehaltung in den letzten Jahren zur wesentlichen Einkommensquelle geworden und bietet Einsteigern auch weiterhin gute Chancen in der Erwerbskombination.

Geänderte steuerliche Rahmenbedingungen für Einstellbetriebe

Durch die seit 1. Jänner 2014 aufgrund der EU-Steuerharmonisierung geltende Umsatzsteuer-Regelbesteuerung (anstatt der pauschalierten Besteuerung) für das „Einstellen und Vermieten von Reittieren“ sahen sich viele Betriebe in ihrer Existenz gefährdet, weil sie nun die ausgewiesene Mehrwertsteuer an ihre Kunden weiterverrechnen hätten müssen.

„Für viele Pferdebesitzer hätte das bedeutet, dass sie sich die Kosten für das Einstellen ihrer Pferde nicht mehr leisten können. Die Landwirtschaftskammer hat sich massiv dafür eingesetzt, diese Mehrbelastung für die Pferdebesitzer abzuwenden. Durch die Einführung einer Vorsteuerpauschale von 24 Euro pro Pferd und Monat für die am Einstellbetrieb anfallenden Kosten ist es gelungen, eine Regelung zu finden, die Mehrkosten für die Pferdebesitzer in einem überschaubaren Rahmen zu halten“, erläutert Reisecker.

Das Pferd braucht Fläche für Bewegung und Futter

Pferde üben auf Menschen seit jeher eine besondere Faszination aus, sie stellen als „Lauftiere“ aber in der Haltung besondere Ansprüche an die Umwelt und an das Flächenangebot. Durch Wiesen und Weiden sind landwirtschaftliche Betriebe hervorragend dafür geeignet, Pferde naturnah und artgerecht zu halten. Auch das betriebseigene Grundfutter ist von großem Vorteil.

Ein Pferd braucht als Futtergrundlage bzw. Bewegungsfläche rund einen Hektar. In Oberösterreich werden daher etwa 25.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche durch die Pferdehaltung genutzt, das sind etwa fünf Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Ein positiver Nebeneffekt ist auch die Landschaftspflege durch die Pferdehaltung, da nicht nur Gunstlagen bewirtschaftet bzw. beweidet werden, sondern auch extensivere Flächen.

Oberösterreich ist ein Land der Pferdezucht

Die Pferdezucht hat in Oberösterreich seit je her eine große Bedeutung. Nicht umsonst wurde bereits im Jahr 1826 in Stadl Paura ein Staatsgestüt eingerichtet, das im Jahr 1997 vom Land Oberösterreich und dem OÖ Pferdezuchtverband übernommen wurde und als „Pferdezentrum Stadl Paura“ weiter betrieben wird.

In Oberösterreich werden momentan rund 2500 Zuchtpferde auf den Betrieben gehalten. Die dominierende Rasse ist dabei das Noriker-Pferd mit einem Bestand von 729 Herdebuch- Stuten. Diese Rasse wurde früher als Arbeitspferd eingesetzt, heute überwiegend im Freizeitbereich für das Fahren aber auch das Reiten. Der Noriker gehört zu den Kaltblutrassen, diese zeichnen sich durch besonders gute Charaktereigenschaften aus.

Weitere wichtige Rassen sind das österreichische Warmblut mit 473 Stuten und der Haflinger mit 307 eingetragenen Stuten. Warmblutpferde sind die klassischen Sportpferde, Haflinger sehr universell einsetzbare Kleinpferde.
Im Schnitt hält ein Pferdezüchter in Oberösterreich rund zwei im Zuchtbuch eingetragene Stuten. Die Zucht ist damit eher klein strukturiert.
Für Pferdeliebhaber, die Interesse an qualitativ hochwertigen Zucht- und Reitpferden haben, werden im Pferdezentrum Stadl-Paura regelmäßig Verkaufstage angeboten.

Oberösterreich hat „Pferde Know-how“

Durch das Österreichische Pferdezentrum in Stadl-Paura, das Agrarbildungszentrum Lambach mit seiner Ausbildung zum Pferdewirt und durch das Beratungs- und Weiterbildungsangebot der Landwirtschaftskammer OÖ im Bereich Pferdehaltung werden in Oberösterreich die Pferdehalter und -züchter umfassend unterstützt. „Diese Konstellation macht es möglich, dass Oberösterreich innerhalb der österreichischen Pferdewirtschaft eine führende Stellung einnimmt“, so Reisecker abschließend.

3300 Kilometer Reitwege

Für die große Anzahl an Pferden und die rund 50.000 oberösterreichischen Reiter und Fahrer ist natürlich auch eine entsprechende Infrastruktur notwendig. Neben dem Reiten in den klassischen Reitanlagen suchen viele Reiter den Kontakt zur Natur. Getragen von mittlerweile acht Reitregionen und unterstützt vom Land OÖ können mittlerweile bereits 3300 Kilometer Reitwege in Oberösterreich ausgewiesen werden. Allein im und um den Nationalpark Kalkalpen stehen den Reitern rund 400 Kilometer markierte Wanderreitwege zur Verfügung.

Pferd als Partner

Immer mehr wird man sich der positiven Wirkungen des Pferdes auf den Menschen im Allgemeinen bewusst. Das reicht von der Freizeitgestaltung in der Natur mit dem „Partner Pferd“ bis hin zur positiven Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen. Auch die Landwirtschaftskammer OÖ bietet in diesem Bereich mit dem Zertifikatslehrgang zum reitpädagogischen Betreuer ein hervorragendes Angebot an. Ebenso unbestritten ist die positive Wirkung des Pferdes, in Verbindung mit einem Therapeuten, auf Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps.

Informationen zum Thema Reiten in Hülle und Fülle gibt es auch beim Pferdeland Nationalpark, www.pferdeland-nationalpark.at

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