Vorsicht Verwechslungsgefahr!
Pilze sammeln – mitunter ein riskantes Hobby

Flockenstielige Hexenröhrlinge verfärben sich beim Durchschneiden tintenblau. | Foto: Karlheinz Meidinger
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  • Flockenstielige Hexenröhrlinge verfärben sich beim Durchschneiden tintenblau.
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Alljährlich begeben sich zahlreiche Menschen auf die Suche nach Speisepilzen, und alle Jahre kommt es zu Verwechslungen mit dramatischen Folgen.

KREMSMÜNSTER, BEZIRK. „Nur richtiges Sammelverhalten und eine genaue Artenkenntnis schützen zuverlässig vor Vergiftungen. Wer ausschließlich Röhrlinge sammelt, riskiert bei einem Fehlgriff höchstens einen bald nach der Mahlzeit einsetzenden Brechdurchfall. Ein Irrtum bei Blätter- oder Lamellenpilzen kann jedoch zu einer Gratwanderung zwischen Leben oder Tod werden“, weiß der Pilzexperte Karlheinz Meidinger aus Kremsmünster.

Vorsicht vor tödlich giftigen Pilzen!

Nur zehn bis 30 Prozent aller Pilzvergiftungen, jedoch 95 Prozent aller Todesfälle werden durch die drei Knollenblätterpilzarten Grüner, Kegelhütiger und Frühlings-Knollenblätterpilz verursacht. Schon 50 Gramm Frischpilze - bei Kindern 5 bis 10 Gramm - können töten. Das Giftsyndrom, das in der Regel nach 4 bis 24 Stunden mit Brechdurchfällen beginnt, zerstört in der Folge die Leber, und vier bis sieben Tage später tritt bei zwanzig Prozent der Erwachsenen und fünfzig Prozent der Kinder der Tod ein.

Grüne Knollenblätterpilze haben einen grünlichen Hut mit eingewachsenen Fasern, weiße Lamellen, einen genatterten Stiel und einen „Totenbecher“. | Foto: Karlheinz Meidinger
  • Grüne Knollenblätterpilze haben einen grünlichen Hut mit eingewachsenen Fasern, weiße Lamellen, einen genatterten Stiel und einen „Totenbecher“.
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„Wer selten Pilze sammelt, sollte keinesfalls unbekannte Pilze mit weißen Lamellen nehmen und die Pilze nicht abschneiden, weil dadurch sichere Erkennungsmerkmale im Boden verborgen bleiben“, warnt der Pilzberater. Bei den Knollenblätterpilzen ist es die, bezeichnenderweise „Totenbecher“ genannte, häutige Hülle um die knollige Stielbasis, die nur bei vollständig aus dem Boden gehobenen Exemplaren zu sehen ist. Zudem können Größe, Form und Farbe des Hutes stark variieren und sind somit keine arttypischen Merkmale. So gibt es neben grünlich und grau- bis gelbgrün gefärbten Vertretern auch Grüne Knollenblätterpilze mit bräunlichen und weißen Hüten.

Der Spitzbuckelige Orangeschleierling verursacht nach Wochen einen tödlichen Nierenschaden. | Foto: Karlheinz Meidinger
  • Der Spitzbuckelige Orangeschleierling verursacht nach Wochen einen tödlichen Nierenschaden.
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„Die beiden Haarschleierlinge Orangefuchsiger Raukopf und Spitzbuckeliger Orangeschleierling werden bei uns zum Glück sehr selten gesammelt“, ist Meidinger erleichtert. „Die erst nach zwei bis mehrere Wochen wirksam werdende Zellgifte sind ebenso tückisch wie die der Knollenblätterpilze und verursachen in den meisten Fällen tödliche Nierenschäden“.

Todesfälle sind auch nach Verzehr von Gift-Häublingen (Verwechslung mit Stockschwämmchen), kleinen Schirmlings-Arten (Ähnlichkeit mit jungen Parasolen und Safran-Schirmlingen) und Frühjahrs-Lorcheln (Verwechslung mit Speise-Morcheln) bekannt.

Treten nach einer Pilzmahlzeit Symptome wie Übelkeit, Gleichgewichtsprobleme, Brechreiz und Durchfall auf, muss sofort die Rettung verständigt bzw. die Vergiftungsinformationszentrale (Tel. 01 406 43 43) kontaktiert werden. Zur gezielten Therapie müssen Pilz- und Speisereste, Erbrochenes und Stuhl zur Identifikation der gegessenen Giftpilze ins Spital mitgenommen werden. Kein Erbrechen herbeiführen!

Schusterpilz – Alternative zum Herrenpilz

Wer bisher ausschließlich Herrenpilze gegessen hat, sollte weitere schmackhafte Röhrlingsgerichte versuchen. Pilz-Gourmets geben bei der Wahl zwischen Fichten-Steinpilz (Herrenpilz) und Flockenstieligem Hexenpilz (Schusterpilz) immer öfter dem Zweitgenannten den Vorzug. Dieser ist aufgrund seiner wildlederartigen Hutoberfläche, der roten Röhrenmündungen, des mit roten Flocken übersäten Stiels (Name!) und eines blitzartigen Farbumschlags leicht zu identifizieren. Schneidet man nämlich den Pilz der Länge nach durch, so wird das gelbe Fleisch unter dem Einfluss des Luftsauerstoffs innerhalb weniger Sekunden tintenblau. Beim Kochvorgang bekommt der Pilz seine attraktive hellgelbe Farbe zurück und schmeckt zudem vorzüglich.

Espen-Rotkappen sind wohlschmeckende Speisepilze. | Foto: Karlheinz Meidinger
  • Espen-Rotkappen sind wohlschmeckende Speisepilze.
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Das Fleisch der Espen-Rotkappe verfärbt sich an der Luft weinrötlich bis violett und wird beim Erhitzen sogar schwarz. Dennoch ist dieser Röhrling ein schmackhafter Speisepilz.

Pilzberatung in OÖ

Wer bei einem Fund nicht hundertprozentig sicher ist, sollte sich bei einem Pilzkenner oder einer Pilzberatungsstelle vergewissern.

Pilzberatungsstelle der Stadt Linz im Neuen Rathaus (Mo und Do 8-10 Uhr, Tel. 0732/7070).
Mykologische Arbeitsgemeinschaft am oö. Landesmuseum im Biologiezentrum in Linz-Dornach, Johann-Wilhelm-Klein-Str. 73 (Termine: www.myag.at oder Tel. 0664 93 03 78 06).

Pilzberatungsabende: Pilze bestimmen lassen, selbst bestimmen und sich mit anderen Pilzinteressierten austauschen. Jeden 2. Montag, um 18 Uhr, im Biologiezentrum Linz. Nächster Termin: 11. September.2023

Pilzberater im Bezirk Kirchdorf:
Florian Kogseder, Molln
Karlheinz Meidinger, Kremsmünster

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