Wenn die Tage kürzer werden: Aktivitäten im Freien bringen mehr Elan

- Primar Wolfgang Brandmayr, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am LKH Steyr
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Die sogenannte „Herbst-/Winterdepression“, auch saisonal abhängige Depression genannt, stellt eine Untereinheit der Diagnosegruppe Depression dar.
BEZIRK. "Es ist zu betonen, dass dieses Krankheitsbild im Vergleich zu anderen Depressionsformen selten vorkommt, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer", erklärt Primar Wolfgang Brandmayr, Leiter der Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am LKH Steyr.
Typische Symptome diese Depressionsform sind eine durchgehend depressive und ängstliche Stimmungslage, vermehrter Appetit z.B. auf Kohlehydrate mit Gewichtszunahme, ausgeprägte Tagesmüdigkeit und Schlafverlängerung, Konzentrationseinschränkung, vermindertes Verlangen nach Sexualität und Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Symptome müssen, um die Diagnose einer Herbst-Winterdepression zu rechtfertigen, einen direkten zeitlichen Zusammenhang mit Herbstbeginn haben und durchgehend bis in den Frühling andauern. Eine exakte Diagnose und Abgrenzung zu anderen psychiatrischen Krankheitsbildern kann nur durch einen Facharzt für Psychiatrie getroffen werden.
Brandmayr: "Die Therapie erster Wahl ist die sogenannte Lichttherapie, welche nur nach ärztlicher Anwendung mittels eines medizinischen Lichttherapiegerätes durchgeführt wird. Hierfür ist eine exakte Einschulung des Patienten erforderlich. Es gibt auch gewisse Kontraindikationen zur Durchführung einer Lichttherapie, etwa die Einnahme bestimmter Medikamente und bestimmte Stoffwechsel- und Augenerkrankungen."
Brandmayr fährt fort: "Ich möchte davor warnen, allzu leicht das Krankheitsbild einer Herbst-, Winterdepression selbst zu diagnostizieren und eine Selbsttherapie mit einem Lichtgerät zu beginnen. Ein Rückgang an Aktivitäten während der Wintermonate muss nicht gleich ein vollwertiges und behandlungswürdiges Krankheitsbild darstellen." Er empfiehlt, während der Wintermonate auch gezielt körperliche Aktivitäten im Freien zu unternehmen. "Sollten die beschriebenen Symptome bei Ihnen vorkommen und sie eine deutliche Einschränkung ihres Leistungsvermögens und ihrer Lebensqualität jedoch bemerken, rate ich einen Facharzt für Psychiatrie zu einer eingehenden Diagnostik aufzusuchen."
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