Mehr Frauen Mut zum Mitgestalten machen

- Katharina Seebacher, ÖVP-Bürgermeisterin aus Schlierbach
- Foto: OÖVP
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Drei Gemeinden im Bezirk Kirchdorf werden derzeit von einer Bürgermeisterin geführt.
BEZIRK (wey). In Österreich werden gerade einmal 157 von 2100 Städten und Gemeinden von Bürgermeisterinnen geleitet. Der Anteil weiblicher Ortschefinnen hat sich in den vergangenen 18 Jahren zwar mehr als verdreifacht, liegt aber trotzdem nur bei 7,5 Prozent. Im Bezirk Kirchdorf haben mit Schlierbach, Steinbach am Ziehberg und Roßleithen drei Gemeinden eine Bürgermeisterin. Alle drei sind seit Jahren etabliert, aber dennoch wissen sie von so manchen Hürden zu berichten. "Als ich vor neun Jahren gewählt wurde, gab es auch kritische Männerstimmen", erinnert sich Gabriele Dittersdorfer (SPÖ) aus Roßleithen. Sie brachte zwar 14 Jahre Erfahrung als Gemeindebedienstete mit – mit den gleichen Prüfungen wie die Amtsleiter –, aber dennoch blies ihr am Beginn rauher Wind entgegen. Dittersdorfer: "Es gab sogar eine Aussendung mit dem Slogan: `Wir hoffen, dass sich die mangelnde Erfahrung der Frau Bürgermeister nicht negativ auf die Gemeinde auswirkt.´" Die Sticheleien verstummten lange nicht – erst bei der Wahl 2015. "Mittlerweile bin ich das zehnte Jahr im Amt, die Gemeinde hat sich sehr positiv entwickelt", sagt sie.
Die skeptische Frage, ob eine Frau in gewissen Bereichen, zum Beispiel in Baubelangen, "überhaupt Bescheid weiß", kennt auch Bettina Lancaster (SPÖ) aus Steinbach am Ziehberg. "Man bewegt sich natürlich in männerdominierten Kreisen", sagt sie. "Ich glaube aber, dass diese Domänen aufbrechen. In Steinbach hat sich schon einiges geändert. Ich muss außerdem nicht alles selbst wissen, sondern habe Fachexperten an meiner Seite."
"Kommt drauf an, wie man selbst gestrickt ist"
"Es kommt immer drauf an, wie man selbst gestrickt ist", ergänzt Katharina Seebacher (ÖVP) aus Schlierbach zum Thema Männerdomänen. "Ich bin technisch interessiert. Mir gefällt die gesamte Bandbreite, die die Tätigkeit mit sich bringt. Es ist aber schwer, den Überblick zu behalten. Man soll überall Experte sein." Schwierig ist es auch deswegen, weil die Aufgaben komplexer werden und man immer mehr Verantwortung hat. Seebacher dazu: "Die Gesellschaft ist so kritisch geworden. Man steht heute sehr schnell im Kreuzfeuer und das ist es, was viele Frauen unter Umständen scheuen." Dass man in der Öffentlichkeit steht und sich Kritik aussetzen muss, ist nicht jedermanns Sache. "Man muss sich dessen bewusst sein, dass man große Verantwortung hat und im schlimmsten Fall mit seinem persönlichen Eigentum haftet", so Seebacher. Sie selbst ist seit sieben Jahren Bürgermeisterin. Das Gefühl, dass sie anders gesehen wird als ein männlicher Kollege, hat sie nicht – im Gegenteil: "Mir fällt sogar auf, dass Bürger stolz sind, weil sie eine Bürgermeisterin haben und das doch eher selten ist."
Als Bürgermeisterin hat man keinen 40-Stunden-Job. Familie und Beruf zu vereinen, ist oft ein Drahtseilakt. "Ich sehe darin die Haupthürde, auch wegen der vielen Abendtermine", meint Bettina Lancaster. Gabi Dittersdorfer dazu: "Jeder Tag ist anders und kann nicht vorab geplant werden. Bürgermeister ist man eigentlich rund um die Uhr. Es ist ein sehr spannender und fordernder Beruf. Auch, dass man bei diesem Job eine sehr dicke Haut braucht, steht fest." Dennoch wollen alle drei Politikerinnen mehr Frauen ermutigen, den Schritt in die Politik zu wagen. "Ich wünsche mir, dass noch mehr die Chance nutzen, ihr Lebensumfeld mitzugestalten", sagt Bettina Lancaster. Katharina Seebacher ergänzt: "Frauen sind die Praktikerinnen, die gewisse Dinge – zum Beispiel die vorhin erwähnte Vereinbarkeit von Familie und Beruf – tagtäglich leben oder gelebt haben. Sie haben bei vielen Themen einen anderen Zugang als Männer." Und Gabi Dittersdorfer ist sicher: "Eine gute Mischung zwischen männlichen und weiblichen Gemeinderäten kann nur Vorteile bringen."



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