BFK Ulrich Nemec
"Physisch und psychisch eine extrem belastende Zeit"

Ein unterspültes Haus in der Gemeinde Ebenthal
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Es war ein Sommer voller Extreme, Stürme, Hagel und schießlich das verheerende Hochwasser. Die WOCHE spricht mit Bezirksfeuerwehrkommandanten Klagenfurt Land Ulrich Nemec über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr, die Herausforderungen, Positives und Negatives  sowie wie das Verhalten einzelner Menschen in den Sozialen Medien.

KLAGENFURT LAND. Seit 40 jahren ist Ulrich Nemec bei der Feuerwehr Krumpendorf, seit 20 Jahren Kommandant, seit zwei Jahren Bezirksfeuerwehrkommandant in Klagenfurt Land. Vier Jahrzehnte, unendlich viel Erfahrung und dennoch: "Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt."

Mit Juli haben die Feuerwehren die Einsatzzahlen des Vorjahres vom ganzen Jahr bereits erreicht, wobei voriges Jahr beriets ein Jahr war wo es ein Drittel mehr Ensätze gab als in den Jahren zuvor.

"Kommen nicht zur Ruhe"

Gemeint sind damit die letzten Tage und Wochen, in welchen die Region Klagenfurt Land letztlich nicht nur von Stürmen mit teils hühnereigroßen Hagelkörnern und umstürzenden Bäumen heimgesucht wurde, sondern auch Mittelpunkt eines Hochwassers wurde. Eines, das neue "Seen" zurückließ, Keller flutete und Hangrutschungen zur Folge hatte. "Man kam um 23 Uhr heim, versuchte zu duschen und etwas Schlaf zu bekommen und um 2 Uhr ging die Sirene wieder los", schildert Nemec den Feuerwehr-Alltag diesen Sommer und sagt: "Es war physisch und psychisch eine extrem belastende Zeit."

Es ist ein Ausmnahmesommer und wir können absolut nur hoffen, dass es ein Ausnahmesommer bleibt.

Rottenstein

In Zahlen

76 Einsätze oder 934 Mannstunden an nur einem Wochenende (von 4. bis 6. August) in nur einer Feuerwehr (Krumpendorf) zeugt vom Ausmaß der Katastrophe. "Es hat uns an die Grenzen der Kapazitäten geführt", so Nemec. In der Nacht auf Sonntag wurde in Krumpendorf ein Bereitschaftstrupp aufgestellt, um ein Mindestmaß an Erholungszeit zu ermöglichen. Ein eignes "Management-Team" versuchte den Überblick über die Einsätze zu bewahren. "Bei jedem Hakerl freut man sich da natürlich", rekapituliert Nemec.

Die Hot Spots im Bezirk

Die Hot Spots des Hochwasserwochenendes mit Hangrutschungen waren in Ebenthal, den Ortsteilen Rottenstein und Mieger und im Bereich Radsberg zu finden. Auch das Rosental und Loibltal waren betroffen. Im BEreich Waidischbach wurden vier Häuser verschüttet.

Ulrich Nemec, BFK Klagenfurt Land  | Foto: RMK/Wrann
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Eine Woche lang gepumpt

Die Pumparbeiten dauerten eine Woche lang an, 1000e Meter Schlauchmaterial wurden verwendet. Begleitet wurden diese von der ständigen Angst neuer Regenfälle, "die Lage war äußerst instabil, jedes Wasser hätte die ohnehin angespannte Lage zusätzlich verschärft."

Es wird prognostiziert, dass diese starke Regenfälle auch zu anderen Jahreszeiten kommen werden, dann haben wir natürlich ein Problem. Wenn das im Winter kommt, haben wir zusätzlich die Eisbildung und den Schnee.

Was den Bezirksfeuerwehrkommandanten freut, ist die gute bezirksübergreifende Zusammenarbeit. "Man hilft, wo man gebraucht wird. Am Freitag spitzte sich zuerst die Lage in Völkermarkt zu, darauf stellten wir 60 "Mann", die nach Bleiburg fuhren, um dort zig hunderte Säcke zu füllen." Nemec: "Man darf nicht vergessen, zum funktionierenden System Freiwilliger Feuerwehr gehört mehr. Es muss eine Familie da sein, die das unterstützt und nicht zuletzt der Arbeitgeber. Da bedarf es Schlafmanagement, Nahrungsmanagement." Trotz enormer körperlicher Belastung sei die Stimmung bei den Feuerwehrklameraden gut, "wir sind so motiviert. Jeder ist bereit, immer und immer wieder alles zu geben".

Eine Hangrutschung in Magdalensberg.

Ärgerliche "Postings" in den Sozialen Medien

Umso mehr ärgert Nemec der "Schwachsinn", den Menschen in den sozialen Medien verbreiten. Gemeint ist ein Posting in den Sozialen Medien. "Da wird kolportiert, dass sich die Feuerwehr lieber eine Wiese absaugt, als die Häuser zu schützen", ärgert sich Nemec. "Wir können die Häuser nicht absichern, die von Hangrutschungen bedroht wird. Da müssen wir die Menschen erst mal raus schaffen", sagt Nemec. "Wenn man da Wasser abpumpt, dann deshalb, weil die ganzen Wassermassen ja unterirdisch zusammennhängen. Man muss das Wasser wegbekommen, um Schlimmeres zu vermeiden". "Das ist ein Affront gegen die Feierwehrleute. Wir sind primär da, um Leben zu retten." Dennoch sei ein solches Verhalten die absolute Ausnahme. "99,9 Prozent der Menschen sind absolut hilfsbereit, versorgen uns mit Essen, es gab Gulasch und sogar einen Kuchen. Die Buschenschank in Krumpendirf hat und schon zwei- dreimal eine Jause vorbeigebracht. So etwas ist unsere Motivation und Freude."

Eine Freiwlilkige Feuerwehr ist eine Zusatzbeschäftigung, die weit über ein Hobby oder eine Freizeitbeschädtigung hinaus geht. Da müssen Familien zusammenhalten, auch Entbehrungen sind damit verbunden.

Personell seien die Feuerwehren im Bezirk Klagenfurt Land grundsätzlich gut aufgestellt. "Aber natürlich wären in solchen extremen Situationen weitere Kräfte absolut notwendig, um sich gegenseitig zu entlasten." Was die Nachwuchsarbeit angeht, ist Nemec zufrieden. "Viele Feuerwehren haben Jugendgruppen der 10 bis 15-Jährigen." Viele dieser Jugendlichen bleiben auch im Aktivstand bei der Freiwillligen Feuerwehr. Dennoch freue man sich stets über Zuwachs, betont Nemec: "Es ergehen immer wieder die Aufforderung an die Bevölkerung auch an Personen reiferen Alters, die bereits Familien haben und jobmäßig gesattelt sind, dass sie mitmachen können. Wir brauchen wirklich wirklich viele Leute. Es ist jede und jeder herzlich eingeladen." Nemec abschließend: "Es ist eine tolle Kameradschaft. Ein Netzwerk, das sich hilft – in allen Lebenslagen."

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Zur Sache: In Klagenfurt Land zählen 49 Freiwillige Feuerwehren 2.300 Mitglieder. Die großen sind Ferlach (Stützpunkt 1), Grafenstein und Krumpendorf (Stützpunkt 2), Pörtschach und Feistritz/Rosental (Stützpunkt 3)

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