Guntschach im Ausnahmezustand
Ragger: "Ich will nicht sitzen gehen"
Maria Rain Bürgermeister Franz Ragger meldet sich wegen mutmaßlicher Versäumnisse in Guntschach zu Wort: "Naturschutzrechtliche Prüfung dauert sonst ein Dreivierteljahr, es sind Bundes- und Landesgesetze einzuhalten".
MARIA RAIN. Mit den Guntschachern will derzeit wohl kaum jemand tauschen: Im Dezember letzten Jahres kam es zu einem massiven Felssturz. Die 45 Anwohner der Maria Rainer Ortschaft waren von der Außenwelt abgeschnitten, ein Behelfsweg musste errichtet werden. Dieser wurde bei den Unwettern Anfang August weggeschwemmt. Zurzeit ist Guntschach nur mit einer Fähre erreichbar.
Der Großteil ist ausgezogen
"Bis 7. September ist die Fähre durch das österreichische Bundesheer gesichert, wir sind gerade am Verhandeln mit dem Bundesministerium mittels Ansuchen an die Verteidigungsministerin für eine Verlängerung", sagt der Maria Rainer Bürgermeister Franz Ragger (SPÖ). Laut Ragger haben von den gesamt 50 15 Bewohner Ersatzquartiere außerhalb von Guntschach bezogen.
Vorwürfe gegenüber Gemeinde und Bürgermeister
Dem Bürgermeister stößt sauer auf, dass ihm und der Gemeinde über die Medien vorgeworfen wird, dass sie seit acht Monaten untätig seien. "Einige verhalten sich normal, andere sind unverschämt", so Ragger. Er bittet um Verständnis, dass etwa eine naturschutzrechtliche Prüfung und die Bewilligung für eine Rodung beim Hemmafelsen durch das Land mehrere Monate dauert.
Problematischer Felsen
"Es hat eine Probebohrung gegeben, die gezeigt hat, dass der Felsen sehr problematisch ist", sagt Ragger, der im selben Atemzug an den Vorfall in Steyr erinnert, bei dem zwei Baggerfahrer ums Leben gekommen sind. Er würde bei so einem tragischen Vorfall haften. "Ich will nicht sitzen gehen, Bundes- und Landesgesetze sind einzuhalten", so Ragger.
Fels wird abgetragen
Sieben Varianten, um Guntschach wieder erreichbar zu machen, wurden geprüft, derzeit geht man von Kosten in der Höhe von zwei bis drei Millionen Euro aus. Das Abtragen des Felsens hat sich als nachhaltigste Variante herausgestellt. Die Gemeinde hofft, dass 50 Prozent davon aus dem Katastrophenfonds des Bundes übernommen werden und sich das Land mit 35 Prozent beteiligt. 400.000 Euro wurden bereits in den Notweg investiert, auf die Gemeinde kommen noch einmal Kosten in der Höhe von 500.000 Euro zu.
"Alteingesessene verhalten sich ruhig"
Bis Mitte Dezember soll die Zufahrt von Guntschach ermöglicht werden. "Fachexperten vom Land müssen ihre Stellungnahme abgeben und Bescheide ausstellen, normalerweise dauert eine naturschutzrechtliche Bewilligung acht Monate, wir haben es in drei Monaten geschafft", Ragger. Eines kann er sich nicht verkneifen: "Am lautesten schreien diejenigen, die neu gebaut haben und einen günstigen Baugrund erhalten haben. Von den Alteingesessenen hört man keine Beschwerden, die kennen die schwierigen Gegebenheiten."
Unsichere Zukunft
Wie es wirklich in Guntschach weitergeht, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Es ist davon auszugehen, dass Unwetterkapriolen immer häufiger werden. Frost und Wärme setzen den Felsen zu, weitere Felsstürze sind nicht auszuschließen.
Zur Sache
Zwischen Rottenstein in der Gemeinde Ebenthal und Guntschach bei Glainach hat eine 50-Tonnen-Fähre den Betrieb aufgenommen. Die Zufahrt von Guntschach zur Fähre wurde mit einem Bagger und einer Faltstraße des Bundesheeres fertiggestellt. Damit können die Bewohner von Guntschach Fahrzeuge nach Rottenstein überstellen.
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