Zwischen Aufbruch und Ende

Stirbt Volkskultur still an Überalterung?

Kärntner Landchöre leiden an Überalterung: Gemischter Chor Ludmannsdorf und Singkreis Maria Rain sind Geschichte. Unklarheit herrscht um die Höhe der Aufwandsentschädigung der Chorleiter. 

KLAGENFURT, KLAGENFURT LAND. Die Gerüchte um ein Sterben der Chöre werden immer lauter. Unter den Genannten sind altehrwürdige Vereine wie der MGV Schneerose aus St. Margareten/Ros. oder der MGV Alpenrose Ferlach. Beide Vereine geben Entwarnung. "Uns gibt es nach wie vor. Wir werden beim Talschaftssingen am 1. Oktober mit 18 Sängern beim großen Fest der Chöre im Ferlacher Rathaus teilnehmen", sagt Obfrau Eva-Maria Rebernig. Dass der Chor an einer Überalterung leidet – wie es bei Chören in ganz Österreich der Fall ist –, bestätigt die Chorleiterin. "Mit dem Nachwuchs insgesamt schaut es schlecht aus, es müsste sich ein junger Chor gründen", sagt Rebernig. "Uns gibt es noch", sagt MGV-Schneerose-Obmann Hermann Orasche. Der wahrscheinliche Grund für die Auflösungsgerüchte: Die langjährige Chorleiterin war unvermittelt verstorben. "Wir haben Zeit gebraucht, um eine neue zu finden. Mit unserer neuen Chorleiterin Tanja Pogoriutschnig-Uschnig haben wir eine neue Chorleiterin, sie ist nur gerade in Babypause", sagt Orasche. Aber beim Fisolenfest will der St. Margaretener Chor einen Neustart wagen. Die junge Chorleiterin dürfte dem einen oder anderem von der Gruppe Young Roses bekannt sein.

"Bemerken nichts von einem Sterben"

"Beim Sängerbund ist von diesem angeblichen Sterben nichts zu bemerken", so Moser weiter. Die Überalterung der Chöre sei ein bekanntes Phänomen. "Es finden Konzerte und Jubiläen wieder statt. Die Chöre sind in der Nachwuchsarbeit gefordert. Es bilden sich aber auch junge Gruppen, die fühlen sich zu den Traditionsvereinen nicht hingezogen", sagt Moser.

"Bleiben traditionell"

Auf das traditionelle Kärntner Liedgut setzt die Sängerrunde Emmersdorf. "Der Draht zur Jugend darf nicht abreißen. Ich habe vom Sängerbund gehört, dass viele Chöre aufgehört haben. Wir konnten vier junge Sänger bekommen", sagt Helmut Schatzmayr. 19 Sänger umfasst die Sängerrunde. "Die Jungen suchen das Traditionelle. Wir haben uns dem Schlager verwehrt", sagt der Obmann.

Eine Kapelle ohne Musiker

Durch schwierige Zeiten marschiert die Stadtkapelle Stahlklang Ferlach. "Es existiert nur noch ein kleiner Teil von uns. Konzerte sind keine möglich, nur noch das Begleiten von Kirchenprozessionen", sagt Kapellmeister Markus Wieser. Auch bei der Traditionskapelle kommt kaum noch Nachwuchs nach. Die Auswirkungen der Coronapandemie haben dafür gesorgt, dass die Instrumente der Ferlacher Kapelle mehr und mehr verstummen. An Probemöglichkeiten liegt es nicht. Endgültig verstummt ist auch der Singkreis Maria Rain.