"Bequemer Braunbär" in Ferlach

FERLACH. Vergangene Woche hat es der so genannte "Laaker Petzi" gleich einige Male auf Bienenstöcke in Ferlach abgesehen (zu den Berichten - hier). Der offensichtlich hungrige Braunbär hält sich im Bereich um die Ortschaft Laak auf. Die WOCHE hat sich in der Umweltschutz-Abteilung des Landes genauer über den Bär bzw. Bären in Kärnten erkundigt.

Wie viele Bären gibt es durchschnittlich in Kärnten?
Zwischen sechs und zehn. Im Moment halten sie sich normalerweise eher auf der sonnigen Seite der Karawanken und Karnischen Alpen auf, in Slowenien oder Friaul, wo weniger Schnee liegt.

Im letzten Jahr waren in diesem Bereich auch Bären unterwegs, man sprach von vermutlich zwei. Ist der "Laaker Petzi" einer der beiden?
Dass es 2017 zwei Bären waren, konnte nicht zu 100 Prozent nachgewiesen werden. Der Bär jetzt ist wahrscheinlich der vom letzten Jahr. Es gibt aktuell aber keine genetische Probe. Er bewegt sich derzeit innerhalb eines Radius von drei bis vier Kilometer.

Ist es zu dieser Jahreszeit bzw. bei dem kürzlich eher kalten Wetter normal, dass der Bär bereits "unterwegs" ist?
Bären sind ab Mitte Februar wach. Da finden sie viel Fallwild und es herrscht derzeit eine gute Ernährungssituation bis April. Danach wird es eher schwierig, weil das Aas weg ist und die Pflanzen noch nicht ordentlich ausgetrieben sind. Der "Laaker Petzi" wird als bequemer Bär eingestuft, sonst bliebe er nicht auf so kleinem Raum. Er findet offensichtlich genug Futter, obwohl in den Bienenstöcken nicht so viel Honig sein dürfte. Auf Dauer bleibt ein Bär nicht derart lokal. In einer Nacht kann ein Braunbär bis zu 40 Kilometer laufen.

Gibt es derzeit (bzw. 2017) ungewöhnlich viele Schäden durch Braunbären?
Nein. Den Höhepunkt verzeichnete man 2008/09. Schäden an Bienenstöcken sind zwar für den betroffenen Imker lästig, aber es ist finanziell keine dramatische Sache. Eine Versicherung der Kärntner Jägerschaft fängt das auf.   

Wie können sich (mögliche) Betroffene schützen?
Elektrozäune bieten guten Schutz. Das Land stellt auch immer wieder welche zur Verfügung. Ein guter Zaun kostet keine 500 Euro. Weniger hilfreich sind Systeme, die z. B. über einen Bewegungsmelder lautes Hundebellen oder Ähnliches auslösen. Der Bär merkt schnell, dass da gar kein Hund ist.

Wie sollte man sich bei einer Begegnung mit einem Bären verhalten? 
Eine Begegnung ist fast ausgeschlossen, denn der Bär begibt sich meist in der Nacht bzw. ganz früh am Morgen auf Futtersuche und da ist kaum jemand unterwegs. Den Tag verbringt er dort, wo er weiß, dass niemand vorbeikommt. Er ist aufmerksamer als wir Menschen. Kommt es trotzdem zu einer Begegnung, wird der Bär ziemlich sicher das Weite suchen. Generell sollte man sich keinem Wildtier nähern - das gilt auch für Hirsch oder Reh. Denn das verursacht beim Tier unnötigen Stress.

Update: Bär sehr nahe an bewohntem Gebiet

Nach Veröffentlichung dieses Beitrags wurde bekannt, dass der Bär in der Nacht auf 28. März wieder in Laak unterwegs war. Diesmal fielen ihm sechs Bienenstöcke zum Opfer, er fraß Brut oder Bienenlarven. Es entstand geringer Sachschaden. Die Stöcke befinden sich allerdings nur etwa 30 Meter von bewohnten Häusern entfernt.