Millionenprojekt
Braucht Klagenfurt ein Stadtbibliothek?
Im Gemeinderatswahlkampf in Klagenfurt ist Diskussion um Stadtbibliothek entfacht. Bürgermeisterin erteilt Absage: "Finanzierung nicht sichergestellt."
KLAGENFURT. In der Zeit vor den Gemeinderatswahlen preschen Parteien mit den kreativsten Auswüchsen vor. So bringt Gemeinderat Elias Molitschnig (Die Grünen) das Thema Stadtbibliothek wieder aufs politische Parkett. Tatsache ist, dass Klagenfurt die einzige Landeshauptstadt ist, die keine Stadtbibliothek hat. "Eine Stadtbibliothek ist nichts Antiquiertes, im Gegenteil. In Europa herrscht gerade ein regelrechter Hype um Stadtbibliotheken, diese sind urbane Forschungsstätten", sagt Molitschnig. Holland und England sind bei dem Thema federführend. So spricht der holländische Bibliothekar Jeroen de Boer in einem TEDx-Beitrag davon, dass Bibliotheken heutzutage weniger Buchausleihstellen, sondern ein Maker-Space und Ort der Innovation sind. In dieselbe Kerbe schlägt auch Molitschnig: "Ich stelle mir eine öffentliche Mediathek für Vorträge und Lesungen vor. Eine Stadtbibliothek wäre ideal für Schulen, diese könnten den Besuch in der Stadtbibliothek mit Stadtführungen koppeln, das wäre ein zusätzlicher Frequenzbringer für die Innenstadt." Als Vergleichsobjekt nennt Molitschnig die Stadtbibliothek von Dornbirn. Dort sind beispielsweise neben einer Bücherei auch sonderpädagogische Einrichtungen wie eine Logopädie untergebracht. Molitschnig geht sogar so weit, dass er mögliche Standorte für eine mögliche Stadtbibliothek nennt: Als Standort kommen für ihn das ehemalige Ratsch-Thresel-Haus im Lendhafen-Viertel in Frage. Der zweite Standort wäre das geplante Kongresszentrum, dieses soll ja dorthin kommen, wo sich jetzt die Messehalle 5 befindet. Für Molitschnig liegen die Vorteile des Standortes bei der Messe auf der Hand: Hier könnten Kosten gespart werden, sollte die Stadtbibliothek in das Kongresszentrum implementiert werden. Auch eine ÖVP-Vertreterin klinkt sich bei diesem Thema ein: Julia Löschnig spricht sich auch für eine Stadtbibliothek aus. In einem Facebookvideo sagt Löschnig: "Ich wünsche mir für Klagenfurt eine Stadtbibliothek. Udine hat mehr als 100 Bibliotheken und eine Stadtbibliothek". Löschnig zitiert in dem Vlog auch Autor Josef Winkler, der von einer "Schande" spricht, dass Klagenfurt keine Stadtbibliothek hat. Auch Bürgermeisterkandidat Klaus-Jürgen Jandl (Team Klagenfurt/Liste Jandl) spricht sich für eine Stadtbibliothek aus.
"Nicht prioritär"
Spricht man Entscheidungsträgerin Maria-Luise Mathia-schitz (SPÖ) auf das Thema Stadtbibliothek an, finden die Träumereien ein jähes Ende. "Die Kosten für den Bau einer modernen Stadtbibliothek bewegen sich zwischen 20 und 25 Millionen Euro und stellen damit eine große finanzielle Herausforderung dar. Prioritär hat sich die Stadt in der Vergangenheit bereits geeinigt, ein neues Hallenbad zu bauen und einen Neubau des Seniorenheimes Hülgerthpark vorzunehmen. Ein weiteres Schwerpunktthema ist die Attraktivierung des öffentlichen Personennahverkehrs und die Dekarbonisierung der Busflotte. Weiters stehen derzeit die Neugestaltung diverser innerstädtischer Plätze, wie Heiligen-Geist-Platz, Pfarrplatz, Heuplatz, Kardinalplatz, an – um nur einige der geplanten Investitionen der nächsten Jahre zu nennen." Versprechen vor der Wahl, die sie nicht halten kann, will die Bürgermeisterin nicht abgeben, da diese "nach der aktuellen finanziellen Lage nicht eingehalten werden könnten". Äußerungen zu einem Standort sind für sie nicht seriös. Die Finanzreferentin nennt noch weitere Gegenargumente: "In Klagenfurt befinden sich derzeit die Arbeiterkammer Bibliothek und die wissenschaftliche Bibliothek der Universität Klagenfurt. Die Stadt hat seit Jahren eine Kooperation mit der AK-Bibliothek und fördert diese jährlich mit 30.000 Euro."
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