Dem Konse folgt der Sprung „Ins offene Messer“

In Österreich gibt es drei staatliche Akademien und vier öffentlich-rechtliche Institutionen, an denen Schauspiel unterrichtet wird. Eine der öffentlich-rechtlichen Schauspielschulen wurde vor vier Jahren am Landeskonservatorium (Konse) in Klagenfurt unter Direktor Roland Streiner eingerichtet. „Wir wollen hier einen starken Praxisbezug zum theoretischen Lehrstoff herstellen“, umreißt Streiner die Philosophie der „Lerning by Doing“-Methode, die von den Fachbereichsleitern und Schauspielpädagogen Michael Weger und Ronald Pries sowie Uta Kenda von Anfang an praktiziert wurde.

Neu: ein eigenes Kellertheater
Ab sofort verfügen die Schauspielstudenten (endlich) über eine eigene Bühne bzw. ein eigenes Kellertheater im Konse-Gebäude. „Vor vier Jahren war dieser Raum noch ein Gymnastiksaal, den wir uns mit anderen Mietern teilen mussten“, erinnert sich Weger. Mit finanzieller Unterstützung des Landes konnte aus dem Raum ein stimmiges kleines Kellertheater geschaffen werden. Auf dieser Bühne werden die neun Absolventen ihre praktische Abschlussprüfung ablegen, in Form des Theaterabends „Ins offene Messer“ (siehe Infobox). Ab November soll es wöchentlich Vorstellungen geben.
„Es ist wichtig, den Studenten ein Kellertheater als Spiel- und Ausbildungsstätte zur Verfügung zu stellen, denn viele Karrieren haben auf einer Kellerbühne begonnen“, sagte Kulturreferent Harald Dobernig anlässlich der Präsentation. Und: „Das Schauspielstudium geht auf jeden Fall weiter!“, entkräftet er anderslautende Gerüchte, die sich in den vergangenen Wochen hartnäckig hielten.
„Wenn Ungewissheit darüber besteht, ob’s überhaupt weitergeht mit dem Studium, verunsichert das die Studenten“, begrüßt etwa Eva-Maria Frank , eine der Absolventinnen, das Bekenntnis des Landes zum Studium. „Ich hoffe, dass die künftigen Schauspielstudenten im Blickfeld der Politik mehr Respekt erfahren“, wünscht sich Eva-Maria Kapser, „und dass man sich der Verantwortung gegenüber den Studenten bewusst ist“, ergänzt Stefan Altenhofer.

Wunsch nach mehr Respekt
Neben dem starken Praxisbezug gibt es eine weitere Besonderheit des Schauspielstudiums in Klagenfurt: das Persönlichkeitstraining mit Uta Kenda. Ziel dieses Persönlichkeitscoachings ist es, „geerdet“ zu bleiben und auch mit Enttäuschungen (z.B. bei Ablehunung nach einem Casting bzw. Vorsprechen) gut umgehen zu können.
Nach der Abschlusspräsentation „Ins offene Messer“ sind die neun Studenten bei den Komödienspielen Porcia (zum vermutlich letzten Mal) gemeinsam zu erleben. „Intendant Peter Pikl hat nach einem Vorsprechen in Wien beschlossen, eine Vorstellung ausschließlich mit unseren Studenten zu besetzen“, erklärt Weger (ab 3. Juli „Die Liebenden in der Untergrundbahn“ von Jean Tardieu).
Alle Absolventen haben übrigens bereits fixe Engagements in der Tasche oder sind zumindest kurz davor, solche zu unterschreiben. Dies ist nicht nur ein Erfolg der praxisorientierten Ausbildung, sondern auch der Eigeninitiativen der Jungschauspieler. „Wir sind in einem Bus von Manuel Dragans Papa quer durch Österreich und Deutschland gefahren, bis nach Berlin, und haben in allen wichtigen Theatern vorgesprochen“, erzählt Sarah Timpe. Sie – das sei hier stellvertretend erzählt – hat übrigens ein Engagement als Meerjungfrau in jenem Theater in Celle, in dem sie als Kind mit dem Theatervirus angesteckt wurde.

Schauspiel:
„Ins offene Messer“: Szenen von Augusto Boal und Monologe. Abschlusspräsentation des „Konse Schauspielensembles“.
Regie: Manfred Lukas-Luderer.
Am 30. und 31. Mai, 20 Uhr, Klagenfurt, Konse-Kellertheater.

Aufnahmsprüfung für das Schauspielstudium am Landeskonservatorium Kärnten: 17. und 18. September, 10 bis 17 Uhr.
Anmeldung und alle Infos im Detail: www.konse.at.